Umstrittenes Projekt – Frankfurt plant Crackzentrum für Süchtige
Die wachsende Drogenszene in Frankfurt sorgt weiter für hitzige Diskussionen – Crack ist weiter auf dem Vormarsch. Diesem Trend will die Stadt mit einem weiteren Suchthilfe-Zentrum in der Nähe des Hauptbahnhofs entgegenwirken. Doch genau daran scheiden sich die Geister: Soll das neue Crack-Zentrum wirklich dort entstehen – oder würde das nicht noch mehr Drogensüchtige dorthin locken? – Und dann ist da auch noch die Frage, wer überhaupt rein darf.
Die Drogenabhängige Jenifer an der Stelle, an der die neue Drogenhilfseinrichtung in der Niddastraße entstehen soll. Mit Beratung, Notbetten und Konsumräumen speziell für Crackabhängige. Das Ganze für bis zu 8 Millionen Euro Kosten auf insgesamt fünf Stockwerken und dennoch nicht genug Platz, um alle Bedürftigen zu versorgen. Deshalb will die Stadt das neue Angebot nur für Frankfurter zugänglich machen. Die 48-jährige Jenifer befürchtet, dass sich der Drogenkonsum und der Handel auf der Straße dadurch noch verschärfen.
Jenifer, Drogenkonsumentin
„Die Menschen von außerhalb, die kein Angebot haben, kommen trotzdem nach Frankfurt. Und wenn sie drinnen die Hilfe nicht bekommen, dann müssen sie sich halt draußen was besorgen.“
Auch die vier bereits bestehenden Einrichtungen könnten Auswärtige künftig abweisen. Sie sollen nur noch eine medizinische Notversorgung erhalten. Über 60 Prozent der Süchtigen in Frankfurts Konsumräumen kommen inzwischen laut jüngsten Erhebungen von außerhalb. Nicht zu stemmen für die Stadt, sagt die Frankfurter Gesundheitsdezernentin Elke Voitl – und nimmt andere hessische Städte in die Mitverantwortung.
Elke Voitl (Bündnis 90 / Die Grünen), Gesundheitsdezernentin Frankfurt
„Meine Forderung bleibt: Die Umlandkommunen müssen dafür sorgen, dass sie Einrichtungen für drogenkranke Menschen schaffen. Das ist absolut notwendig und Frankfurt wird das auf Dauer auch so nicht übernehmen.“
Oberbürgermeister Mike Josef ist der größte Verfechter des harten Vorgehens, doch das Viererbündnis im Frankfurter Stadtparlament ist zerstritten. Elke Voitls eigene Partei, die Grünen und Koalitionspartner Volt kritisieren den geplanten Ausschluss von Nicht-Frankfurtern. Die FDP-Fraktion befürwortet ihn zwar, ist aber wiederum gegen den geplanten Standort des neuen Crackzentrums.
Yanki Pürsün (FDP), Fraktionsvorsitzender im Römer
„Einer Stelle, die aktuell nicht so im Fokus des Drogengeschehens steht. Das Drogengeschehen würde ausgeweitet werden auf einen Platz in der Nähe des Bahnhofs und auf dem Weg vom Bahnhof zur Messe. Das halten wir für einen Fehler.“
Schlimmstenfalls droht die Römerkoalition an dieser Frage zu scheitern. Zudem zeigt sich bei einer Infoveranstaltung zum neuen Crackzentrum: Auch viele Anwohner rechnen mit dem Schlimmsten.
Sven Schmidt, Frankfurter Anwohner
„Dass sich halt auf der Straße vor dem Gebäude die ganzen Süchtigen niederlassen und halt dort ihre Drogen konsumieren. Und das halt die ganzen Restaurantbesucher angebettelt werden. Das wird das Viertel nachhaltig verändern.“
Doch es gibt auch andere Stimmen an der Niddastraße. James Ardinast betreibt dort seit 15 Jahren ein Restaurant, kennt die Szene vor seiner Tür und befürwortet das geplante Zentrum in der Nachbarschaft.
James Ardinast, Gastronom im Bahnhofsviertel
„Es sind Menschen, ich kriege sie alle als Menschen mit. Und wenn man hier wohnt und arbeitet – ich tue beides in dem Viertel – dann sind es nicht nur irgendwelche Suchtkranken oder wie sie auch gerne genannt werden ‚Junkies‘, die stören und auf der Straße leben. Sondern wir sehen, dass es Menschen sind, die Hilfe brauchen. Und es sind Menschen, die Teil unserer Gesellschaft sind.“