Sommerinterview mit Stefan Naas (FDP)

Das Sommerinterview mit Stefan Naas, Fraktionsvorsitzender der FDP im Hessischen Landtag.

Eva Dieterle:
Sommerzeit ist Interview-Zeit hier bei 17:30 Sat.1 live. Wir nutzen traditionell die Gelegenheit zur Jahresmitte, intensiver in den politischen Austausch zu gehen und heute sind die Liberalen dran. Eine Partei, die gerade – das kann man nicht anders sagen – ums Überleben kämpfen muss. Nach dem Aus der Ampel-Koalition auf Bundesebene ist die Partei im absoluten Umfrage-Keller gelandet, der Blick auf die aktuellen Zustimmungswerte – ernüchternd. Und mein Gast heute ist jemand, der das gerne wieder ändern würde – Stefan Naas, der Fraktionsvorsitzende der FDP im hessischen Landtag. Bevor ich ihn gleich frage, WIE er das tun will, haben wir ihn zuerst zu einem kleinen Blitzlichtgewitter geladen. Ein Fotoshooting im hesssichen Landtag – mit drei Gegenständen im Gepäck, die ihm am Herzen liegen.

Im Rampenlicht, da fühlt er sich wohl. Stefan Naas ist 51 Jahre alt, kommt aus Steinbach am Taunus und sitzt seit 2019 für die FDP im hessischen Landtag. Seit vergangenem Jahr als Vorsitzender seiner Fraktion. Als solcher will er vor allem der Bürokratie an den Kragen, genauso wie der Hecke im heimischen Garten.
Stefan Naas (FDP), Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen: „Es ist ein richtiger Freizeitgarten, da darf alles erstmal wachsen, wie es will – ich bin ja ein Liberaler und das gilt auch im Garten. Und ansonsten muss da nicht alles in Reih‘ und Glied sitzen. Aber ab und zu, wie gesagt, schneiden muss man schon mal, sonst gibt’s zu großes Chaos und man sieht gar nichts mehr und das ist auch nicht gut.“ 
Äpfel, Blumen und die eine oder andere Gemüsesorte – all das hegt und pflegt Stefan Naas, wann immer es die Zeit zulässt. Genau wie seine Sammelleidenschaft. Waren es früher mal Briefmarken, wirft er heute ein Auge auf alte Fotos, Dokumente und Ansichtskarten seiner hessischen Heimat.
Stefan Naas (FDP), Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen: „Beim Sammeln gibt’s gleich, würde ich sagen, so drei Sachen, die interessant sind. Das ist einmal natürlich die Sachen aufstöbern, also die Jagd nach dem Objekt, das man noch nicht hat und was gut in die Sammlung passt. Und dann das Systematisieren, das Ordnen. Und dann natürlich das Präsentieren.“ 
… ob im Internet oder ganz analog zu Hause in Steinbach. Insgesamt umfasst seine Sammlung mehrere Tausend Ansichtskarten, darunter dieses Motiv aus den 1970er Jahren.
Stefan Naas (FDP), Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen: „Und hier ist noch eine Besonderheit: Dieses Blumengesteck hier, das hat sich damals der Fotograf bei meiner Mutter ausgeliehen, weil wir wohnen in der Nachbarschaft, und hat das da aufs Bild gestellt. Und ich kann mich als Kind daran erinnern, als diese Postkarte gemacht wurde.“ 
Gute Erinnerungen hat er auch an dieses Büchlein, ebenfalls aus den 1970er Jahren: „Noch eine Chance für die Liberalen“. Klingt aktueller denn je…
Eva Dieterle:
Ja, das ist so und von der Fotokamera wechseln wir jetzt hier zur Studiokamera. Er ist bei mir im Studio. Stefan Nass Herzlich willkommen. Schön, dass Sie hier sind.
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Hallo Frau Dieterle.
Eva Dieterle:
Herr Naas, wir haben gerade das Buch zum Schluss des Beitrags gesehen. Kann man sagen, das hat Ihren politischen Grundstein gelegt? Was hat es damit auf sich?
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Ja, das hat mich geprägt. So als Jugendlicher habe ich mich für Parteien interessiert, wollte auch in eine eintreten und habe so ein bisschen Literatur gelesen, mich informiert. Und da ist mir das Buch von Karl Hermann Flach „Noch eine Chance für die Liberalen“ in die Hände gefallen. Und das hat mich gepackt und auch mitgenommen. Und dann war klar, ich werd freier Demokrat.
Eva Dieterle:
Und der Autor kommt aus ihrem Heimatort.
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Der Autor Karl Hermann Flach kommt aus Steinbach/ Taunus, hat dort gewohnt und hat auch den FDP Ortsverband mitgegründet. Ist sehr früh leider gestorben, war Chefredakteur der Frankfurter Rundschau und ja, auch Generalsekretär der deutschen FDP. Also eine ganz besondere Persönlichkeit auch für unseren Ort.
Eva Dieterle:
Viele kleine Geschichten, die dieses Fotoshooting ans Tageslicht gebracht hat. Sie hatten offensichtlich viel Spaß dabei. Mehr als beim Blick auf die aktuellen Umfragen. Denn da sieht es für die FDP ziemlich düster aus.
Die FDP ist aus dem Bundestag spurlos verschwunden. Vor sieben Monaten lassen die Freien Demokraten die Ampelkoalition auf Bundesebene platzen.
Bei der Bundestagswahl scheitert sie an der Fünf-Prozent-Hürde. FDP-Chef Christian Lindner tritt zurück.
Christian Lindner: 
„Mag sich dieser Parteitag also wie ein Es mag sich wie ein Nullpunkt anfühlen, es ist aber nur ein Neuanfang für diese großartige freie demokratische Partei.“
Sein Nachfolger wird Christian Dürr, der frühere Vorsitzende der Bundestagsfraktion und enger Vertrauter von Lindner. Wie ein wirklicher Neuanfang fühlt sich das nicht an.
Auch in Hessen wechselt die FDP die Führungsspitze. Landesvorsitzender wird Thorsten Lieb. Bei seiner Wahl erhält der frühere Bundestags-abgeordnete 50,7 Prozent der Delegiertenstimmen. Geschlossenheit sieht anders aus.
Lieb stellt klar, dass die FDP einen unfassbar steinigen Weg vor sich habe. Sie müsse sich insbesondere für Freiheit, weniger Steuern und weniger Bürokratie einsetzen. Dabei müsse sie empathischer und sympathischer auftreten als früher. Doch möglicherweise kommt ein solcher Kurswechsel zu spät, um den jahrelangen Niedergang der FDP noch aufzuhalten.
Eva Dieterle:
Im Februar ist die FDP aus dem Bundestag geflogen. Warum haben die Freidemokraten so viele Anhänger verloren?
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Ich glaube, das hat eine Menge Gründe. Wir haben sicherlich Fehler gemacht. Das war auch eine bittere Niederlage. Aber umso wichtiger ist es jetzt, dass wir aufstehen, uns neu sortieren. Ich finde, der Neuanfang ist auch gelungen mit Christian Dürr. Und ich bin sehr optimistisch, dass das ein zweites Comeback der FDP gibt. Wir haben schon mal geschafft und wir werden es auch dieses Mal schaffen.
Eva Dieterle:
Da schließt sich natürlich die Frage an Wie viel Neuanfang kann denn Christian Dürr überhaupt für die Partei bringen? Er war ja schließlich doch auch lange Zeit die rechte Hand von Christian Lindner.
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Also ich bin ein Fan von Christian Dürr. Ich finde ihn sehr gut. Ich finde es die richtige Wahl. Er ist so eine Mischung aus Erfahrung und Aufbruch und das brauchen wir jetzt auch. Man braucht auch Erfahrung in so einem Team. Und ich finde auch Nicole Büttner macht ein klasse Job. Unsere neue Generalsekretärin, das ist wirklich mal ein frisches Gesicht. Sie kommt aus der Start up Szene, sie ist Unternehmerin, sie ist beherzt, sie packt zu. Ich finde das sehr gut.
Eva Dieterle:
Das Debakel bei der Bundestagswahl war ja eigentlich nur ein Schlusspunkt verschiedener Wahlniederlagen. Was erleben wir da gerade? Stirbt der politische Liberalismus einen leisen Tod, weil er überflüssig geworden ist?
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Nein, der politischenLiberalismus ist nicht überflüssig geworden. Wir werden gebraucht, mehr denn je.
Eva Dieterle:
Wir sehen in den Umfragewerten bei 3 %. Das können Sie, glaube ich, nicht schönreden.
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Ja, das war eine Niederlage. Und das geht nicht von heute auf morgen das auch zu drehen, das ist klar, dass uns im Moment auch ein bisschen die Öffentlichkeit fehlt. Natürlich fehlt uns auch die Präsenz im Deutschen Bundestag. Aber wenn ich mir so anschaue, was jetzt im Bundestag so verabschiedet wird an Milliarden neuen Schulden, dann sag ich, wir brauchen dringender denn je eine freie demokratische Partei auch im Deutschen Bundestag.
Eva Dieterle:
Wir hören jetzt mal rein, was der Politikwissenschaftler Professor Uwe Jun von der Universität in Trier über den politischen Liberalismus denkt.

Prof. Uwe Jun, Politikwissenschaftler Uni Trier: „Man kann auch sagen, dass die vielleicht allzu starke Betonung, Verengung auf wirtschaftspolitische Themen der FDP am Ende nicht mehr genutzt haben. Sie hat halt, den Liberalismus etwas zu eng definiert. Das ist ja auch etwas, was derzeit innerparteilich in der FDP diskutiert wird, ob man den Liberalismus weiter fassen sollte auf andere, auf viele andere Politikbereiche, mehr ausdehnen sollte.“
Eva Dieterle:
Was sagen Sie dazu?
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Ich finde, wir haben natürlich einen Schwerpunkt beim Thema Wirtschaft. Das ist auch gut so, wenn ich mir die wirtschaftliche Lage in Deutschland so anschaue. Auch die in Hessen. Dann sagen wir und dann ist das auch richtig, dass wir diesen Schwerpunkt haben. Wir betonen die Wirtschaft und wirtschaftliche Freiheit ist uns wichtig. Wir wollen den Unternehmen mehr vertrauen schenken, wir wollen entbürokratisieren. Aber ich gebe ihm recht, natürlich ist der Liberalismus ein ganzheitlicher Ansatz, und dazu gehört die Freiheit überall und jederzeit auch natürlich dazu. Und dazu gehört auch gesellschaftliche Freiheit, gesellschaftliche Progressivität. Insofern bleiben wir eine Partei der Mitte.
Eva Dieterle:
Bleiben wir noch mal kurz bei dem Thema Wirtschaft. Ja, die Wirtschaft wächst das dritte Jahr in Folge nicht. Und eigentlich sind Sie ja bekannt dafür, eine Partei zu sein, die die Interessen der Unternehmen ja stärkt. Und trotzdem spielen sie gerade keine Rolle. Ich sage es noch mal 3 % in den Umfragewerten.
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Ja, das stimmt. Ich bin der Auffassung, dass deswegen ist es auch so wichtig, dass wir jetzt zum einen auch wieder stark werden, weil wir auch die Wirtschaft wieder stark machen wollen und dass wir natürlich auch schauen, dass wir den Drive wieder reinbekommen in Deutschland, Das ist unsere Aufgabe. Und deswegen, sage ich, wird die FDP nötiger denn je gebraucht. Wir haben sehr stark auf wirtschaftliche Themen gesetzt. Ich fand das richtig und finde das richtig. Es ist nicht alles. Der Liberalismus ist mehr, aber die Betonung auf Wirtschaft, wirtschaftliche Freiheit, Prosperität, das Erwirtschaften vor Verteilen geht, das ist uns schon wichtig. Und das wird in Zukunft auch so bleiben.
Eva Dieterle:
Dass die FDP noch ihren Kurs sucht, wurde auch auf dem Bundesparteitag klar. Da hat zum Beispiel der ehemalige Bundesjustizminister Marco Buschmann davor gewarnt, die FDP zu einer AfD light zu machen, während hingegen der Thüringer FDP Landeschef Thomas Kämmerich davor gewarnt hat, zu viele Stimmen in Richtung AfD zu verlieren, weil die FDP eben nicht radikal genug sei. Das ist ja doch ein sehr paradoxes Anforderungsprofil an eine Partei. Wem von den beiden würden Sie sich denn anschließen?
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Ja, wir haben, wir haben Stimmen verloren an die AfD und auch vor allem an die CDU. Da müssen wir uns Gedanken machen, warum ist das so? Wir müssen uns auch in bestimmten Themen neu aufstellen In Sachen Migration, Asyl müssen wir versuchen, auch unsere Antworten nachzuschärfen. Aber generell ist die FDP eine Partei der Mitte. Da gehört sie hin. Und wir Liberale wir unterscheiden auch nicht zwischen rechts und links, sondern zwischen freiheitlich und autoritär. Und die Linke ist am Ende eine autoritäre Partei und die AfD genauso. Und deswegen kommen beide Extreme für uns nicht in Frage.
Eva Dieterle:
Okay, aber schärfer werden, also das heißt dann doch eher auch radikaler.
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Ich glaube, wir müssen die Probleme der Zeit angehen. Und wenn ich mir die Sozialpolitik so anschaue, wenn ich mir die ungelöste Rentenfrage anschaue, dann gibt es da eine Menge zu tun.
Eva Dieterle:
Und doch muss man sich fragen, was falsch läuft, wenn eine liberale Partei fast 1 Million Stimmen an eine Partei wie die AfD verliert. So ist es passiert.
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Ja, das ist passiert. Ich glaube, dass das natürlich auch etwas mit der Ampel zu tun hat. Wir haben in der Ampel vielleicht zu sehr gestritten und diesen Streit auch in gewisser Weise kultiviert. Und wir haben auch Fehler gemacht in der Ampel. Dazu gehört das Heizungsgesetz, was wir verhindern wollten, auch am Ende verändert haben. Aber dieser Schnitt war nicht radikal genug, und deswegen hätten wir an dieser Stelle auch klar sagen können: Bis hierhin und nicht weiter. Das war ein Fehler.
Eva Dieterle:
Wir haben gerade schon über die Kernthemen Ihrer Partei gesprochen, auch schon über die Wirtschaft. Das wollen wir jetzt noch mal vertiefen. Und dafür schauen wir nach Hessen, wo die Landesregierung mit dem Hessenfonds und dem Hessengeld Anreize setzen will.
30.000 Euro Zuschuss für das Eigenheim. 10.000 Euro pro Erwachsenem und 5.000 Euro pro Kind. Für Familie Zöller, die ihre erste eigene Immobilie kauft, ein Argument, das die Kaufentscheidung positiv beeinflusst.
Tobias Zöller, Immobilienkäufer: „Das ist etwas, was uns auch enorm hilft, grad in den Zeiten, in denen der Wohnungsmarkt immer noch sehr teuer ist. Baukosten, Baunebenkosten, dann die ganzen Zinskosten sehr hoch sind. Das ist etwas, was uns natürlich genau an der richtigen Stelle fördert.“
Genau das will die hessische Landesregierung mit dem Hessengeld erreichen. Käufer entlasten und vor allem die Baubranche ankurbeln. Das Geld wird über zehn Jahre in Raten ausgezahlt und gilt für alle abgeschlossenen Käufe ab dem 1. März 2024.
Außerdem hat die Landesregierung einen sogenannten Hessenfond aufgelegt, mit dem sie günstige Kredite in Höhe von insgesamt einer Milliarde Euro für Unternehmen bereitstellt, die in Digitalisierung, Innovation und Forschung investieren wollen.
Und auch die schwarz-rote Bundesregierung will die schwächelnde Wirtschaft entlasten. So plant sie Steuersenkungen für Unternehmen, schnellere Abschreibungen und eine Strompreissenkung.
Eva Dieterle:
Das gehen wir jetzt mal der Reihe nach durch und starten mit dem Bund. Es sind gerade drei Maßnahmen genannt worden, die ja eigentlich in Ihrem Sinne sein dürften, die jetzt umgesetzt werden sollen und wofür es die FDP nicht braucht.
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Ja, das ist bedauerlich. Wir hätten das anders angepackt. Wir hätten nicht auf Subventionen gesetzt, sondern auf eine breitere steuerliche Entlastung. Wir glauben, dass Subventionen ja immer nur eine Einzelgruppe treffen, aber von der Allgemeinheit, vom Steuerzahler, aber von der Wirtschaft insgesamt bezahlt werden. Und dass das der falsche Weg ist. Wir müssen eigentlich aus diesem Subventionskarussell raus. Wir müssen hin zu einer breiteren Entlastung, damit es auch wieder wirklich Anreize gibt. Schauen Sie, beim Hessenfonds ist es so, da werden einzelne Unternehmen gefördert mit dem Geld aller, nämlich dem Steuergeld. Und das ist am Ende auch eine Wettbewerbsverzerrung.
Eva Dieterle:
Zum Hessenfonds kommen wir gleich. Ich wollte ja noch mal kurz beim Bund bleiben. Die Strompreissenkung ist ein Beispiel und da hat der FDP-Finanzminister Christian Lindner damals auf die Bremse getreten. Bei etwas, was die Unternehmen eigentlich sich so dringend gewünscht haben.
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Ja, das ist richtig. Natürlich haben wir zu hohe Energiekosten, aber wir haben insgesamt zu hohe Bürokratie und zu hohe Abgaben in Deutschland. Und es ist die Frage, ob sie das angehen oder ob sie auf eine Einzelmaßnahme setzen. Und wir haben das in der Vergangenheit sehr oft gesehen, dass Einzelmaßnahmen sehr schnell verpuffen. Die Preise sind ja, was Energie angeht, auch zurückgekommen. Das hat im Übrigen der Markt bewirkt. Das ist gut. Und unser Ansatz ist eben derjenige, dass wir sagen, wir brauchen insgesamt eine Entlastung der Wirtschaft, wir brauchen eine bürokratische Entlastung und wir brauchen eine steuerliche Entlastung der Wirtschaft. Dann wird auch wieder investiert.
Eva Dieterle:
Schauen wir nach Hessen. Da ist ja gerade das Wort Hessenfonds schon gefallen. Die FDP sagt, der Hessenfonds muss weg, weil sie dagegen sind Unternehmen mit Subventionen zu unterstützen?
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Ja, wir wollen diesen Subventionsdschungel zurückdrängen. Es ist ja nicht nur der Hessenfonds, sondern das sind ja ganz viele Subventionen. Sie kriegen für alles und jedes, wenn Sie ein Elektroauto, wenn Sie ein Fahrrad kaufen und ein Elektrofahrrad, kriegen Sie irgendeine Vergünstigung. Und das ist natürlich immer mit Bürokratie verbunden. Und diese Bürokratie wird immer, immer mehr in Hessen.
Eva Dieterle:
Wir haben einen Entbürokratisierungsminister in Hessen, den ersten überhaupt,
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Der aber noch nicht so viel bewerkstelligt hat an dieser Stelle, also er hat noch nicht so viel geleistet. Da warte ich noch auf konkrete Ergebnisse. Ich habe eine Anfrage dazu, und da ist er mir Antworten schuldig geblieben weitgehend.
Eva Dieterle:
Also schauen wir noch mal auf die Subventionen von anderen Ländern, zum Beispiel in den USA ist es gang und gäbe, Unternehmen mit Subventionen zu locken, um eben eine bessere Chance im Wettbewerb zu haben. Warum soll das Hessen nicht auch tun?
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Weil es am Ende eine Wettbewerbsverzerrung ist. Sie nehmen Steuergeld und geben es einigen wenigen. Die Kriterien sind teilweise völlig offen und damit verzerren sie natürlich den Wettbewerb, weil andere das mitbezahlen müssen. Und das ist im Übrigen mit viel Bürokratie verbunden. Deswegen wollen wir dieses Subventionswesen, auch den Hessenfonds, zurückdrängen. Ich glaube, wir brauchen das nicht. Der Markt ist der beste Indikator. Erfolgreiche Produkte, brauchen keine Subventionen und nicht erfolgreiche Produkte, da sind Subventionen fehl am Platze. Und deswegen haben wir da einen klaren ordnungspolitischen Kompass und lehnen den Hessenfonds auch entsprechend ab.
Eva Dieterle:
Sie bezeichnen nicht nur den Hessenfonds als reines Prestigeobjekt der Landesregierung, sondern auch das Hessengeld. Wir haben ja gerade eine Stimme im Beitrag gehört. Es hilft Bürgern wie dem Mann, den wir gehört haben, beim Erwerb der ersten Immobilie. Warum gibt es auch da von Ihnen Kritik?
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Also ich freue mich für jede Familie, die jetzt in die eigenen vier Wände einzieht. Das ist was Tolles. Eigentumsbildung ist etwas, was wir unterstützen wollen. Unsere Eigentümerquote in Hessen ist viel zu niedrig. Gut für jede Familie. Aber das ist natürlich ein Bürokratiemonster. Es ist auch eine Mogelpackung, weil die CDU ja im Wahlkampf versprochen hat, es geht aufs Haus und herausgekommen ist ja so eine Art Ratenkredit. Also Sie kriegen das in Tranchen abgeschichtet, zehn Jahre lang ein Zehntel jeweils. Und deswegen hätten wir uns eine echte Entlastung gewünscht. Und eine echte Entlastung steuerlich bedeutet für uns Freie Demokraten, dass entweder insgesamt die Grunderwerbsteuer gesenkt wird oder zumindest ein Ausnahmetatbestand geschaffen wird für den Ersterwerb. Aber nicht, dass wieder eine Subvention eingeführt wird. Ich muss das beantragen, dann kommt ein Bescheid, dann kommt es in zehn Tranchen, also in zehn Einzelabschnitten. Das wäre für uns viel, viel einfacher möglich und bürokratiearmer.
Eva Dieterle:
Jetzt ist es natürlich als Oppositionspartei immer einfach zu kritisieren, was die Landesregierung auf den Weg bringt. Deswegen noch mal die Frage, um die Baubranche anzukurbeln Was wäre denn bürokratiearm? Und ich glaube, so einfach wie Sie das sagen, ist es eben nun mal nicht. Denn Ihr Vorschlag, um da wieder mehr Wind in die Segel zu bringen?
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Ja, wir haben einen konkreten Vorschlag zu einer Novelle der der Hessischen Bauordnung gemacht. Wir wollen, dass beispielsweise die Baugenehmigungen viel länger gelten. Wir wollen die Grenzabstände etwas reduzieren, damit man etwas dichter bauen kann. Wir wollen, dass insgesamt auch die Baukonjunktur in Gang kommt. Wir haben uns sehr stark mit Rohstoffen in Hessen beschäftigt. Dass wir wieder Sand und Kies einfacher abbauen können. Wir wollen, dass natürlich auch Holz als heimischer Rohstoff entsprechend in den Markt kommt und es nicht so viel Stilllegung von Wald gibt. Also es gibt ganz, ganz viele Aspekte, wo wir dran sind, Baukosten zu senken und Bürokratie abzubauen.
Eva Dieterle:
Okay, also viele Ideen sind da, aber nicht in Regierungsverantwortung, deswegen natürlich schwierig, das umzusetzen. Herr Naas, so viel zu den reinen politischen Themen. Wir haben zum Schluss immer noch eine schnelle Runde. Jetzt geht es darum, dass Sie nicht lang nachdenken, sondern Ihre Assoziationen sind wichtig. Sie kriegen von mir einen Begriff und dann schießen Sie einfach los. Okay?
Fingerspitzengefühl
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Brauchen wir im Hessischen Landtag.
Eva Dieterle:
Wann besonders?
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
In kniffligen Situationen.
Eva Dieterle:
Ständchen
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Ständchen gibt es bei uns in der Fraktion nicht. Aber es gibt schöne Geburtstagsgeschenke.
Eva Dieterle:
Gänsehaut.
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Ja, habe ich des Öfteren im Hessischen Landtag. Bei sehr guten Diskussionen oder bei Feierstunden, da gibt es Gänsehautmomente.
Eva Dieterle:
Wissing
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Ja, ein ehemaliger erfolgreicher Liberaler, der aber an der falschen Stelle falsch abgebogen ist.
Eva Dieterle:
Trump
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Schwieriger Präsident, aber ein, wie ich finde, sehr wichtiges Verhältnis zu Amerika. Das transatlantische Bündnis ist für mich konstitutiv für uns, auch für unsere Sicherheit. Deswegen, unsere Freundschaft zu Amerika ist nicht von Trump abhängig.
Eva Dieterle:
Anmachspruch?
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Ja, ähm, brauchen wir auch jetzt wieder auf den Hessentag an die Bürger zum Stand kommen und man will sie so ein bisschen für die Freien Demokraten begeistern, dann braucht man auch einen Anmachspruch.
Eva Dieterle:
Briefmarkensammlung. Ah, war ja auch mal ein Anmachspruch. Ich zeig Ihnen die Briefmarkensammlung.
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Das ist ein guter Anmachspruch, aber ein bisschen aus der Zeit gefallen war.
Eva Dieterle:
Aber sie sammeln Briefmarken?
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Das tu ich nach wie vor als ein schönes Hobby. Es geht um Kommunikationsgeschichte. Und die ist immer spannend.
Eva Dieterle:
Unwort.
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Na ja, das gibt so verschiedene Unworte.
Eva Dieterle:
Haben Sie ein persönliches?
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Sie haben schon ein paar genannt. Hessenfondsn Hessengeld. Ich würde noch das Leerstandsgesetz mit dazu bringen. Also ein Gesetz, was bestrafen soll, dass ich meine Wohnung leerstehen lasse über sechs Monate  Ich finde das ein brutaler Eingriff ins Eigentum. Und das werden wir bekämpfen.
Eva Dieterle:
Herr Nass, wir sind damit am Ende des Sommerinterviews 2025 angekommen. Wir haben noch eine Kleinigkeit für Sie, denn wir hatten ja zu Beginn das Fotoshooting und jeder Gast bekommt eines der schönsten Bilder, die wir rausgesucht haben und wir fanden das ziemlich cool.
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Sehr, sehr schön
Eva Dieterle:
Ich hoffe, sie halten das in Ehren. Und ja, wir sehen es ja auch noch mal auf dem Bildschirm für die Zuschauer.
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Ja, herzlichen Dank
Eva Dieterle:
Und ich bedanke mich, dass Sie sich heute den Fragen hier gestellt haben.
Stefan Naas (FDP). Fraktionsvorsitzender Landtag Hessen:
Alles Gute Ihnen!
Eva Dieterle:
Danke schön.