Suche nach Nazi-Raubgut in Museen

Das Thema Raubkunst im Nationalsozialismus ist in vielen Museen auch Jahrzehnte nach Ende des zweiten Weltkrieges allgegenwärtig. Auch in Rheinland-Pfalz werden vermutlich immer noch zahlreiche Objekte ausgestellt, die während der NS-Diktatur jüdischen Bürgern geraubt wurden. Deshalb hat vor zwei Jahren ein Pilotprojekt zur sogenannten Provenienzforschung – also zur Herkunftsforschung von Kunstgegenständen – begonnen. Die Ergebnisse hat der Museumsverband Rheinland-Pfalz jetzt vorgestellt.

 

Die Wäscherin. Eine etwa 265 Jahre alte Porzellanfigur aus der Porzellanmanufaktur Frankenthal. Ausgestellt im Erkenbertmuseum der Stadt. Bei der Figur könnte es sich um NS-Raubkunst handeln. Denn wann genau das Objekt in den Besitz des Museums gekommen ist, ist ungeklärt. Zugleich wird eine solche Figur auf einer Internetseite gelistet, auf der nach NS-Raubkunst gesucht wird. Für Provenienzforscherin Katja Terlau Grund genug, genauere Untersuchungen einzuleiten.  
Katja Terlau (Provenienzforscherin): „Es können zwei völlig unterschiedliche Objekte sein. Und jetzt in einem nächsten Schritt ist einfach zu vergleichen, wie sieht das aus. Denn das Objekt das in der Suchmeldung ist stammt aus einer jüdischen Sammlung und ist einfach ein Verlust, es ist abhandengekommen, NS-verfolgungsbedingt entzogen. Aber ob es das ein und dasselbe Stück ist, das kann ich bisher noch nicht klären, sondern das müssen weitere Untersuchungen ergeben.“ 
Insgesamt 1.600 Objekte aus den Museen in Frankenthal, Neuwied, Bad-Dürkheim und Mayen hat die Provenienzforscherin untersucht. Bei Hunderten finden sich Lücken in ihrer Historie – 46 gelten nach der ersten Untersuchung als eindeutig belastet. Die Nachforschungen sollen jetzt weiter vorangetrieben werden. Bisher haben nur große Museen Kunstobjekte auf eine mögliche NS-Vergangenheit untersuchen können. Durch das Pilotprojekt des Museumsverbandes Rheinland-Pfalz haben jetzt auch kleine Museen die Möglichkeit, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten.
Miriam Anders (Museumsverband Rheinland-Pfalz): „Kleine Museen haben oft kein Personal, keine Zeit und auch kein Geld für so umfangreiche Forschungsprojekte. Das ist das Eine. Das Andere ist: Man braucht da spezialisiertes Fachwissen für. Man muss wissen, wo man recherchiert, man muss mit Kollegen, die auch forschen, reden, man muss wissen, welche Auktionskataloge man sich anschaut.“ 
Eine zeitaufwändige Forschung – die aber wichtig ist. Deshalb finanziert das rheinland-pfälzische Ministerium für Kultur das Pilotprojekt mit 165.000 Euro.
Katharina Binz, Die GRÜNEN (Kulturministerin RLP): „Es ist eben nicht auszuschließen, dass in solche Sammlungen dann eben auch Gegenstände gekommen sind, die jüdischen Bürgerinnen und Bürgern eben geraubt oder entzogen worden sind. Und es ist unsere Verantwortung, heute sich mit dieser Geschichte auseinanderzusetzen.“ 
Sollte sich bei den untersuchten Objekten tatsächlich herausstellen, dass es sich um enteignete Stücke handelt, versuchen die Museen sich mit möglichen Nachfahren der ursprünglichen Besitzer in Verbindung zu setzen, um es zurückzugeben. Damit nach mehr als 80 Jahren auch dieser Teil dunkler Geschichte noch aufgearbeitet wird.