Pakettransport mit Seilbahn

Ran ans Paket und rein in die Seilbahn – In Koblenz kann man momentan Zustellerinnen und Zusteller der DHL in luftiger Höhe antreffen. Ein Forschungsprojekt der Hochschule Darmstadt will so nämlich das Potential von Seilbahnen im urbanen Raum für Logistik-Aufgaben ausloten. Wir sind heute mal mitgefahren.

 

Pakete ausliefern und dabei über das Deutsche Eck schweben. Das klingt angenehm und könnte bald Realität werden. Hoch über Koblenz, gleich hinter der Festung Ehrenbreitstein soll ein neuer Stadtteil entstehen. Und dessen Post könnte demnächst eben mit der Seilbahn kommen.
Prof. Jürgen Vollmann, Hochschule Darmstadt:
„Wir haben in Deutschland eigentlich nur eine urbane Seilbahn, die wirklich auch dafür geeignet ist. Das ist die in Koblenz und daher haben wir uns Koblenz auch ausgesucht, weil wir hier in Koblenz natürlich die Rahmenbedingungen haben: eine große Kabine, wo auch wirklich die Pakete reinpassen, wir haben eine Festung Ehrenbreitstein, die schwer zugänglich ist und da können wir sehr schön zeigen, dass wir mit einer Form der Seilbahn tatsächlich auch das Wohngebiet leicht erschließen können.“
Die DHL wirkt als Partner der Hochschule an dem Versuch mit. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihre Dienstleistungen bis 2050 Co2-Neutral zu erbringen. Da kommt die mit Ökostrom betriebene Seilbahn als neues Auslieferungsfahrzeug natürlich gerade recht. Außerdem könnten die Zusteller so einige Nerven sparen.
Peter Mayer, DHLGroup Rheinland-Pfalz:
„Wer den innerstädtischen Verkehr in Koblenz gerade zur RushHour kennt, weiß, dass die Seilbahn ein sehr guter Partner für uns sein kann, weil wir dadurch dann Verkehrsknotenpunkte überfliegen, anstatt durchfahren. Wir müssen schauen, dass es mit der Seilbahn funktioniert, dass es bei uns betriebswirtschaftlich sich abbildet und dass das Quartier, was hier oben auf der Festung Ehrenbreitstein entwickelt werden soll, dann auch tatsächlich an den Start geht.“
Bei den Untersuchungen der Hochschule soll unter anderem erforscht werden, ob es einen Unterschied macht, ob zuerst die Pakete in die Kabinen gebracht werden oder ob die Fahrgäste Vorrang erhalten. Ein Mathematik-Team der Hochschule Darmstadt simuliert derzeit, wie sich Warteschlangen bilden und wie sie sich verändern. Das soll auch allgemeine Erkenntnisse über Seilbahnen als Alternativen zur Straßen- oder U-Bahn in Großstädten geben.
Prof. Jürgen Vollmann, Hochschule Darmstadt:
„Für uns ist es wichtig, dass diese Seilbahn tatsächlich nicht nur Freizeitbahn ist, sondern auch in den öffentlichen Personennahverkehr integriert ist. Denn dann können wir auch vor zehn Uhr anfangen zu transportieren und das werden so die nächsten Schritte sein, die wir gemeinsam mit der Stadt Koblenz auch mal diskutieren müssen und dann können wir die nächsten Erfahrungen sammeln. Das wäre so in den nächsten zwei Jahren in meinen Augen auf jeden Fall möglich.“
Noch sind die Postboten in der Seilbahn also nur ein Testlauf, der allerdings in ein paar Jahren zu einem Teil des Koblenzer Stadtbildes werden könnte. An die Aussicht könnten sich die DHL-Boten sicherlich gewöhnen.