Geißbockversteigerung in Deidesheim

Wir bleiben in der Pfalz, springen aber um viele hundert Jahre zurück: Seit dem Jahr 1534 haben die Städtchen Lambrecht und Deidesheim einen Deal. Lambrecht darf sein Vieh in den Wäldern der Deidesheimer weiden. Muss denen im Gegenzug aber jährlich einen gesunden Geißbock schenken. Gelebte Tradition im Süden von Rheinland-Pfalz – die jetzt auch immaterielles Kulturerbe ist.

 

Entspannt steht Geißbock Michael der Vierte im Schatten, völlig unbeirrt von all dem Spektakel um ihn herum. Er ist der 622. Geißbock, der traditionell an Pfingstdienstag von Lambrecht an Deidesheim übergeben wird. Das historische Stadtgericht ist zufrieden mit dem Tier.
„Das Gehirn ist gut und stark. Und was seine Gebräuchlichkeit angeht, so stand der Schifferstädter mit seinem Wort dafür, dass der Bock taugt für eine gute Zucht. Und so spreche ich im Auftrag des Stadtgerichtes zu Deidesheim, dass euch das Recht auf Wald und Weht in unserem Walde auf ein weiteres Jahr verlängert ist.“ 
Das Weiderecht ist mittlerweile natürlich ein anderes. Die Tradition aber ist geblieben – und gelebt. Und dazu gehört die Versteigerung des Bocks. Die Deidesheimer fiebern gestern Abend ausgelassen mit. Wer bietet in diesem Jahr am meisten?
Zweitausendsieben. Zweitausendacht. Zweitausendneun. Dreitausend Euro.“ 
Die Besucher steigen direkt hoch ein. Fünfzehn Minuten dauert die Auktion. Am Ende wird so viel geboten wie noch nie zuvor.
Siebentausendsiebenhundert Euro zum Dritten.“ 
Siebentausendsiebenhundert Euro für Michael den Vierten. Die Besucher sind außer sich. Die zwei Frauen können ihr Glück kaum fassen. Im alten Rathaus müssen sie den Bock direkt in bar beim Bürgermeister bezahlen – das gehört zur Tradition.
Dieter Dörr (CDU), Bürgermeister Deidesheim: „Ich hatte heute Morgen so ein Bauchgefühl, es könnte der Rekordpreis heute werden. Und er ist es tatsächlich geworden mit 7.700 Euro. Wir sind stolz und glücklich. Toll, toll, toll.“ 
Das Geld wandert im Anschluss in die Stadtkasse. Michael der Vierte wird jetzt Baden-Württemberger. Die zwei Bieterinnen übersiedeln ihn nach Karlsruhe.
Marija Riesterer, hat den Geißbock ersteigert: „Ich wohne ja in Deidesheim und wir haben dieses Jahr unsere Firma gegründet in Karlsruhe. Und das trifft es auf den Punkt, wir haben Bock. Es hat gepasst.“ 
Stefanie Spengel, hat den Geißbock ersteigert: „Der Bock wird gehegt und gepflegt und vor allem ganz lieb gehabt. Und sein Tierwohl und sein Wohl steht für uns an erster Stelle. Und er kriegt auch ein gutes Gehalt bei uns.“ 
Während drinnen also die Scheinchen gezählt werden, lassen es sich die Besucher draußen gut gehen. Der Schobbe darf da auf keinen Fall fehlen.
Matthias Woidy: „Ja gut, wir trinken ja weniger. Wir genießen die Schorle.“ 
Johannes Geib: „Das ist ein tolles Event das mal zu sehen und bei so einer Versteigerung dabei zu sein. Und auch wie sich die Leute hochbieten. Es ist eine coole Sache auf jeden Fall hier.“ 
Janina und Christian Wolf: „Wir standen in der Nähe der Meistbietenden. Und das war sehr interessant. Ich habe immer meine Hand unten gehalten. Das kann zu Missverständnissen kommen, ja genau.“ 
Dieses Mal ist ja alles gut gegangen. Aber eines ist sicher: Auch im kommenden Jahr müssen die Lambrechter den Deidesheimern einen Geißbock an Pfingstdienstag vermachen. Tradition ist nun mal Tradition.