Verhinderung von Wildunfällen an ICE-Bahnstrecken
Wildunfälle sind gefährlich – und kommen gerade jetzt im Frühling gehäuft vor. Betroffen sind davon nicht nur die Autofahrer, sondern auch die Bahn. Und deshalb schauen wir jetzt auf ein Pilotprojekt des Landesjagdverbandes Hessen – gemeinsam mit der Deutschen Bahn. Mit einem neuen Gerät – dem sogenannten „Wild Warner“ – soll die Anzahl der Wildunfälle auf Bahnstrecken reduziert werden. Getestet wird an einem 30 Kilometer langen Strecken-Abschnitt im mittelhessischen Landkreis Limburg-Weilburg – der Abschnitt mit den meisten Wildunfällen bundesweit.
2023 wurdern auf der ICE-Strecke Frankfurt-Köln zwischen Medenbach und Niederselters 300 dieser optisch-akustischen Wildwarn-Geräte angebracht. 10
Markus Stifter, Landesjagdverband Hessen e.V.
„Insbesondere geht es darum, die Tiere zu erschrecken. Und das weiß man, dass das bei Rehen ganz oft der Fall ist, durch ein lautes Geräusch. Wenn man zwischen den Fingern pfeift, bleiben die kurz stehen wie versteinert. Und das ist schon oft dann diese Millisekund, die dann reicht, dass das Tier nicht in das Gleisbett tritt und somit eben dann auch nicht zum Opfer wird auf den Gleisen.“
Kam es vor der Installation der Wildwarner jährlich noch zu etwa 30 Wildunfällen, sind die Vorfälle seither um ein Drittel gesunken. Ein Erfolg. Denn eine Kollision endet für das Tier meist tödlich und die Bahnstrecke ist vorerst blockiert.
Markus Stifter, Landesjagdverband Hessen e.V.
„Es wird ein Schlaggeräusch wahrgenommen. Dann wird ein Alarm ausgelöst. Der ICE macht in der Regel dann eine Vollbremsung, eine Notbremsung, braucht aber dann ungefähr drei Kilometer bis er zum Stillstand kommt. Dann muss der Lokführer inspizieren was passiert ist. Ob das Zugteil beschädigt ist und um was es sich da gehandelt hat.“
Besonders gefährlich für die Wildtiere: Auf diesem Streckenabschnitt liegen Autobahn und Bahngleise sehr dicht beieinander, und dazwischen eine Lärmschutzwand.
Markus Stifter, Landesjagdverband Hessen e.V.
„Also beim Reh muss man sich das so vorstellen: Das bewegt sich in einem bestimmten Radius. Also es geht bestimmte Wege mehr oder weniger jeden Tag, sogar mehrfach. Zum Beispiel, um von einem Ruheplatz zu einem Futterplatz zu kommen. Aber durch diese Lärmschutzwand können die Wildtiere natürlich nicht durchdringen. Das heißt, die gehen an dieser Wand vorbei, bis die irgendwann endet. Und deshalb entsteht hier sozusagen ein Wildunfall-Schwerpunkt. Wir sagen dazu auch ‚Zwangswechsel‘, weil die Tiere ja nur an dieser einen Stelle die Strecke passieren können.“
Jagdpächter Christian Dutschun kennt sein Revier ganz genau und weiß, wo die meisten Wildbewegungen stattfinden. Das Aufstellen von weiteren Mauern und Zäunen, für ihn keine Option.
Christian Dutschun, Jagdpächter in Dauborn
„Der Grund ist natürlich die Kosten, warum die Bahn das nicht tut. Man versucht auch da natürlich die Kosten zu minimieren. Warum es aber auch sinnvoll ist, dass man das nicht tut, ist natürlich, weil man wiederrum Wanderwege wieder irgendwie unterbindet. Und zwar dann nicht nur für Rehwild, oder auch für Wildschweine sozusagen von der Trasse weghängt, sondern auch andere Arten. Ob das Niederwild ist, die Wildkatze oder so was, die natürlich auch irgendwie wandern wollen und müssen.“