Deutschland-Achter mit heimischen Athleten

Er ist das Flaggschiff des deutschen Ruderverbands. Der Deutschland-Achter. Mit an Bord auch wieder Athleten aus Rheinland-Pfalz und Hessen. Bei den Olympischen Spielen im vergangenen Sommer belegte das Team Platz 4. In diesem Jahr soll es bei den Weltmeisterschaften in Shanghai an endlich wieder aufs Treppchen gehen. Erster Gradmesser dafür: Die Europameisterschaften, die heute in Bulgarien beginnen.

Kraft, Präzision, Ausdauer. Es sind Nuancen, die im Rudern über Sieg oder Niederlage entscheiden.
Jonas Wiesen ist der Mann, der alles im Blick hat. Der Rheinland-Pfälzer ist Steuermann des Deutschland-Achters. Ein Anführer. Nicht im Sinne eines Alleinherrschers, sagt er. Aber er übernimmt Verantwortung. Auch weil er einer der erfahrensten im Boot ist. Und mit 28 Jahren der Älteste.
Jonas Wiesen, Steuermann Deutschland-Achter  „Ich glaube, das Alter spielt in der Erfahrung natürlich eine Rolle. Das ist was, was für einen Steuermann denke ich ganz wichtig ist. Die Erfahrung, die man hat, sowohl im Training als auch in den vielen Rennen, die man schon gefahren ist. Aber ansonsten ist das nicht so, dass ich sage, ich muss jetzt hier die Jungchen anleiten und sagen, heute Abend treffen wir uns zum was weiß ich nicht noch, grillen oder so. Das ist schon was, da entwickelt sich schon jede Mannschaft selbst.“
Gleich fünf neue Mitglieder hat der Deutschland-Achter in dieser Saison. Einer von ihnen:
Theis Hagemeister von der Frankfurter Rudergesellschaft Germania. Während der Corona-Pandemie schafft er den Sprung in den Kader. Ist mal im Achter dabei, dann wieder nicht. Rückschläge, die ihn anspornen.
Theis Hagemeister, Schlagmann Deutschland-Achter  „Ich versuche immer so ein bisschen im Sinne von einfach ein bisschen mehr machen als der Rest. Der Achter ist natürlich was Historisches. Das hat einen historischen Wert. Jeder, der das medial mal verfolgt hat, kennt das. Und dementsprechend bin ich da echt stolz, dass die Trainer da ihr Vertrauen in mich setzen.“
Und ihn direkt zum Schlagmann gemacht haben, eine der wichtigsten Positionen im Boot.
Theis gibt die Frequenz vor. Bestimmt also, wann die Riemen – wie die Paddel im Rudersport heißen – ins Wasser gesetzt und rausgehoben werden. 
Eine kräftezehrende Angelegenheit, die viel Muskelmasse erfordert. Jonas hingegen muss als Steuermann leicht sein. Im Schnitt ist er 20 Zentimeter kleiner und 40 Kilo leichter als seine Mannschaftskollegen. Wie sieht denn sein Training aus?
Jonas Wiesen, Steuermann Deutschland-Achter : „Zum einen ist es für mich wichtig, selbst sportlich sehr aktiv zu bleiben, weil ich nur so verstehen kann, was in einer Person zum Beispiel vorgeht, wenn eine harte Belastung ansteht, auf der anderen Seite aber auch den Trainingsprozess zu verstehen, selbst aber auch eine gewissen körperliche Fitness zu haben. Weil es ist ja nicht so, dass wir da sehr bequem sitzen würden und ich mir denke, hey es gibt nichts Schöneres als 20 Stunden am Tag auf dieser Stelle zu sitzen. Und letztendlich geht es ja darum, jeden Einzelnen auch zu verstehen. Wie kann ich aus einer Person nochmal ein Prozent mehr Leistung herausholen.“
Für Jonas, Theis und die Jungs geht es jetzt Schlag auf Schlag. Zunächst stehen die Europameisterschaften an, dann einige Weltcups und im September das Saisonhighlight: Die Weltmeisterschaften in Shanghai.
Theis Hagemeister, Schlagmann Deutschland-Achter  „Ziel ist ganz klar, eine Medaille auf der Weltmeisterschaft. Und jetzt für die Europameisterschaft wollen wir erstmal das, was wir im Training uns aufbauen, abrufen.“
Denn schließlich wird es um Nuancen gehen, die darüber entscheiden, wie weit es diese Saison für den Deutschland-Achter geht.