Krankenhaus will Begeisterung für Pflege wecken

Nicht wenige sprechen von einem drohenden Pflegenotstand. Die Branche sucht händeringend nach Nachwuchs – und wird dabei immer kreativer. Wie die Frankfurter Unfallklinik, die unter anderem mit Schnupperkursen möglichst viele junge Menschen für den Pflegeberuf begeistern möchte.

Sie sind zwischen 16 und 18 Jahre alt, gehen größtenteils noch zur Schule – und sie interessieren sich für den Beruf als Pflegefachperson: Also nichts wie ran an den Patienten! Oder besser gesagt: An die Mitschülerin. Hier üben die jungen Leute mal probeweise, wie man einen Arm in Gips legt. Kein seltener Vorgang an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik – die Versorgung von Knochenbrüchen gehört hier zum kleinen Einmaleins. Und wer kann sich  vorstellen, sowas selbst mal beruflich zu machen?
Viktoria Kern
„Seitdem ich klein bin war das schon immer sowas, was mich gecatched hat. Und ich habe auch meine Praktika in der zehnten Klasse in einem Krankenhaus gemacht in der Pflege. Und deshalb kann ich mir das gut vorstellen.“
Karolina Fenchel
„Ich glaube, es ist zwar auch ein anstrengender Beruf. Aber ich glaube, auch ein schöner Beruf. Weil man halt den Leuten helfen kann. Und ich glaube, die Entwicklung zu sehen ist dann schon ne Belohnung im Beruf.“
Es gibt wohl kaum eine andere Situation, in der ein Helfer die Früchte des eigenen Erfolgs so schnell und direkt ernten kann wie bei einer Reanimation. Eben noch klinisch tot, Sekunden später schon wieder zurück im Leben – wenn man denn alles richtig macht.  Hier lernen die Pfleger in spe, dass man bei einer Herzdruckmassage nicht zimperlich sein darf.   Rippenbrüche heilen schnell, ein Hirnschaden nach Herzstillstand dagegen nicht. Tatsächlich einen Menschen wiederbeleben zu müssen, kommt im Alltag einer Pflegekraft zum Glück aber eher selten vor: Und doch hat der Beruf viel zu bieten.
Cynthia Wolf, Pflegedirektorin BG Unfallklinik Frankfurt
„Pflege ist einer der schönsten Berufe, die es gibt. Man kann extrem emphatisch am Menschen arbeiten. Man kann mit modernen Geräten arbeiten, modernster Technik. Man kann evidenzbasiert arbeiten. Pflegewissenschaft betreiben. Und die Digitalisierung: Also, wer hat heute kein Smartphone, wer hat keinen Spaß an Digitalisierung… spielt in unserem Beruf ne große Rolle. Die KI wird jetzt noch eingeführt gerade hier bei uns an der Klinik. Also, es gibt in ganz viele verschiedene Richtungen auch Entwicklungsmöglichkeiten.“
Dass junge Menschen, die sich gerade für einen Beruf entscheiden, den Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern trotzdem nicht die Türen einrennen, hat verschiedene Gründe: So gilt der Pflegeberuf trotz der enormen Verantwortung als schlecht bezahlt. Und:
Cynthia Wolf, Pflegedirektorin BG Unfallklinik Frankfurt
„Wir sehen natürlich auch Schicksale. Das muss man emotional erst einmal verkraften. Dann ist natürlich Schichtdienst. Der eine oder andere empfindet das auch als Druck. Da muss man erst mal klarkommen.“
Erst mal klarkommen müssen Pflegekräfte auch, wenn sie etwa bei einer hochansteckenden Krankheit oder bei einem Unfall mit radioaktivem Material diesen hochmodernen Schutzanzug tragen müssen. Der schützt sie zwar zuverlässig vor chemischen, biologischen und nuklearen Gefahren – spätestens nach einer Stunde ist man darin aber nass geschwitzt und will einfach nur noch raus.