Feuerwehr übt im Hightech-Simulator

Großübungen der Feuerwehr bedeuten für gewöhnlich auch einen sehr großen Aufwand: Weil alles so realistisch wie möglich sein soll, kommen dabei nicht selten Hunderte Statisten, Dutzende Rettungsfahrzeuge und natürlich auch echtes Feuer zum Einsatz. Das ist teuer und das ist gefährlich – doch vielleicht ist das schon bald gar nicht mehr nötig. In Bad Homburg haben die Feuerwehren des Hoch-Taunus-Kreises verschiedene Großeinsatzszenarien jetzt erstmals virtuell geprobt.

Bei der Feuerwehr geht ein Notruf ein: Auf einem Supermarkt-Parkplatz ist ein Lastwagen verunglückt. Dabei sind vermutlich Gefahrstoffe ausgetreten. Sofort rückt die Feuerwehr mit einem Großaufgebot an – und checkt erstmal die Lage: Befinden sich Menschen in Gefahr? Gibt es Verletzte? Und muss der Bereich um den Supermarkt vielleicht großräumig evakuiert werden? Ein Szenario, wie es Feuerwehrleute so oder so ähnlich auch in der Realität erleben: Doch hier ist zum Glück alles nur virtuell. Möglich macht‘s dieser Multiplayer-Hightech-Simulator – untergebracht in einem speziellen Bus, der gleichzeitig als Einsatzzentrale dient.
Sven Sajak, Feuerwehr Bad Homburg
„In dem Moment, wo man dann an einer Übung hier teilnimmt, vor dem Bildschirm sitzt, sich in die Lage rein denkt – dann unterscheidet man in gewisser Weise gar nicht mehr. Man fühlt sich wie in der Lage drin. Wie in der Realität auch. Und dann verschwimmen da durchaus mal die Grenzen zwischen dem Bildschirm und dem, was in der Wirklichkeit passiert.“
Was die Feuerwehrleute aus dem Hochtaunuskreis hier vor allem trainieren, ist Zusammenarbeit. Jeder Feuerwehrmann ist mit einem eigenen Avatar Teil des virtuellen Übungsszenarios – macht einer einen Fehler, hat das auch Auswirkungen auf die anderen. Ob Großbrand, Gefahrgutunfall oder weiträumige Evakuierung: So ziemlich jedes Szenario lässt sich mit dem Trainings-Bus virtuell simulieren. Dabei kann der Übungsleiter die Situation nach Bedarf sogar verschärfen oder entspannen – das wäre bei einer realen Übung nicht so ohne weiteres möglich.
Daniel Guischard, Leiter Feuerwehr Bad Homburg
„Digitalisierung ist ein Megatrend. Und wir profitieren davon, dass wir mittlerweile Systeme haben, die die Realität fast eins zu eins realitätsnah abbilden können. Das ermöglicht uns, in einer virtuellen Welt sicher zu üben. Effizient zu üben, emissionsarm zu üben. Das ist ein Meilenstein in der Ausbildung der hessischen Feuerwehren.“
Apropos sicher üben: Haben Sie schon mal mit einem Feuerlöscher ein Feuer gelöscht? Falls ja, gehören Sie zu einer kleinen Minderheit. Die meisten Menschen in Deutschland haben das nämlich noch nie getan. Aber kein Problem: Mit diesem umgebauten Feuerlöscher samt VR-Brille, Wärme- und Geruchssimulator kann sich künftig jeder völlig gefahrlos in der Brandbekämpfung versuchen – so wie hier testweise Bad Homburgs Bürgermeister Oliver Jedynak.
Oliver Jedynak (CDU), Bürgermeister Bad Homburg
„Das ist völlig realistisch. Ich habe das jetzt das erste Mal durchlaufen. Man riecht den Rauch. Ich habe die Hitze gespürt tatsächlich. Also sehr sehr realitätsnah das Ganze.“
Der virtuelle Feuerlöscher soll in Zukunft nicht nur bei der Ausbildung von Brandschutzhelfern, sondern auch auf Volksfesten oder bei Tagen der offenen Tür bei den Feuerwehren zum Einsatz kommen.