Neue Magnettherapie nach Schlaganfall
In Deutschland erleiden pro Jahr rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Plötzlich kann man nicht mehr sprechen, den Arm heben oder richtig sehen – innerhalb weniger Minuten sterben Nervenzellen im Gehirn ab – und können ihre Funktion nicht mehr erfüllen. Schuld daran, sind verstopfte oder geplatzte Blutgefäße im Gehirn. Bleibende Schäden lassen sich nur selten vermeiden, viele Betroffene müssen lange in Reha. An der Frankfurter Uniklinik kommt seit kurzem ein neues Verfahren zum Einsatz: Mithilfe von Magnetstimulation wird das Gehirn angeregt, die Schäden des Schlaganfalls zu reparieren.
Im November letzten Jahres erleidet Martin Schmidt einen Schlaganfall. Seine linke Körperhälfte ist plötzlich gelähmt.
Martin Schmidt, Schlaganfallpatient
„10 Tage lang konnte ich den Arm gar nicht bewegen, das Bein nur minimal bewegen und dann war ich über Monate im Rollstuhl und auch stationär und hab mühsam daran arbeiten müssen, wieder laufen zu lernen, erst mit Gehstock, jetzt mache ich die ersten paar Schritte ohne Gehstock in letzter Zeit und auch der Arm lässt sich jetzt wieder etwas bewegen.“
Die neue Magnetstimulationstherapie soll sein Gehirn dabei unterstützen, die ausgefallenen Körperfunktionen wiederherzustellen. [Grafik:] Bei einem Schlaganfall werden sowohl die Nerven selbst zerstört, als auch ihre Vernetzung. Die ist wichtig, um Signale weiterzuleiten und so zum Beispiel eine Bewegung auszuführen. Nach einem Schlaganfall beginnt das Gehirn sofort, sich umzuorganisieren, neue Vernetzungswege zu finden, Funktionen umzulagern und die entstandenen Schäden zu kompensieren. Das klappt mal besser, mal schlechter.
Christian Grefkes-Hermann, Direktor der Klinik für Neurologie
„Was wir mit der Magnetstimulation machen, ist, wir versuchen dem Gehirn zu helfen, den richtigen Weg zu finden. Denn wir wissen, welche Hirnaktivität förderlich ist für einen Schlaganfall oder eine Schlaganfallerholung und wir wissen auch, welche Hirnregionen nicht gut sind für eine Schlaganfallerholung.“
Die sogenannte transkranielle Magnetstimulation an sich ist nicht neu. Sie wird zum Beispiel bei Depressionen oder chronischen Schmerzen angewendet. Nun haben Christian Grefkes-Hermann und sein Team auf Basis der Technik eine Therapie für Schlaganfallpatienten entwickelt. Sie kommt vor allem für motorische Schäden infrage. Im Fall von Martin Schmidt stimulieren die Neurologen heute die Hirnregion, die für die Bewegung seiner linken Hand zuständig ist.
Christian Grefkes-Hermann, Neurologe Uniklinik Frankfurt
„Das Magnetfeld kann den Schädel quasi unabgebremst durchdringen und trifft dann auf das Gehirngewebe und macht dann dort quasi eine elektrische Aktivität. Und wir können das so stark fokussieren auf einen Zentimeter und auch darunter, dass wir eine spezifische Hirnregion aktivieren und dort die Nervenzellen dann durch einen speziellen Stimulationsrhythmus in einen Lernzustand bringen.“
Deshalb geht es für den 57-jährigen direkt danach zur Krankengymnastik. Die entsprechenden Hirnareale sind angeregt und sprechen jetzt besser auf die Übungen an, der Lerneffekt ist gesteigert. Martin Schmidt hat bereits große Fortschritte gemacht. Für Schlaganfallpatienten wie ihn ist die Magnetstimulation ein Lichtblick. Denn bisher sind die Therapien unspezifisch, die Schäden aber sehr individuell. Circa die Hälfte der Patienten spricht positiv auf die Behandlung in Frankfurt an.
Martin Schmidt, Schlaganfallpatient
„Ich glaube schon, dass das auf jeden Fall geholfen hat und die Therapie selber ist komplett schmerzfrei, auch nicht unangenehm in irgendeiner Weise. Es ist einfach 20 Minuten still sitzen und anschließend eine Stunde Krankengymnastik, das lässt sich sehr gut aushalten.“