Marode Brücke sorgt für Verkehrschaos im Odenwald

Wegen akuter Einsturzgefahr muss die Zeller Brücke im Odenwald gesperrt und wohl abgerissen werden. Das beeinträchtigt den Verkehr rund um das südhessische Bad König stark. Vor allem die Menschen in einem Ortsteil ächzten angesichts der Sperrung.

Stoßstange an Stoßstange drängt sich die Blechlawine durchs kleine Zell. Rund 15.000 Autos nutzen sonst täglich die Zeller Brücke, jetzt müssen sie vorher abfahren. Tiefe Risse in der alten Brücke machen sie für den Verkehr unbefahrbar. Die Anwohner sind von dem plötzlichen Chaos genervt.
Jürgen Uhrig, Anwohner
„Also wir haben wirklich Probleme teilweise, mit dem Auto aus der Ausfahrt rauszukommen. Und wir können kaum unsere Balkontür auflassen für Frischluft.“
Talea Borst, Anwohnerin
„Erst heute Morgen hatten wir hier die Situation: Zwei LKWs und zwei Busse haben sich fast verkeilt, haben sich angeschrien. Die Nerven liegen blank.“
Die Bundesstraße 45 ist die Hauptverkehrsader durch den Odenwald. Durch die Brückensperrung zwischen Bad König und Michelstadt fährt der gesamte Verkehr durch den benachbarten Ortsteil. Das nächste Problem: Die Brücke ist so marode, dass Betonteile auf die Gleise darunter stürzen könnten. Deshalb steht auch der Bahnverkehr rund um Bad König still. Die Ersatzbusse müssen nun ebenfalls durchs völlig überlastete Zell.
Matthias, Pendler aus Erbach
„Das bedeutet sehr viel Stress. Die Busse kommen nicht pünktlich, es ist ein Chaos. Mal ist man eine Stunde zu spät, der ist jetzt eine halbe Stunde zu spät. Es ist eine Vollkatastrophe, es geht gar nicht.“
Pendler und Anwohner kritisieren, die Maßnahmen seien viel zu kurzfristig ergriffen worden. Auch den Bürgermeister von Bad König hat das Problem eiskalt erwischt: Frank Hofferbert ist erst seit wenigen Monaten im Amt, für die Brücke zuständig ist Hessen Mobil. Die Kritik an der Verkehrsbehörde ist verhalten.
Frank Hofferbert, Bürgermeister Bad König
„Natürlich hätte man sich das gewünscht, eine bessere Vorbereitung, was die Umleitungen betrifft. Was die Maßnahmen vor Ort betrifft. Dass der Anruf kam, dass die Brücke voll gesperrt wird, das hat uns dann schon sehr überrascht.“
Diese Woche hat Hessen Mobil eine Taskforce gebildet, die das weitere Vorgehen klären soll. Das Hauptproblem: Die Zeller Brücke wurde in den Sechzigerjahren so gebaut und ist für Risse besonders anfällig.
Markus Schmitt, Dezernent Planung und Bau Südhessen
„Dass hier eine Bauart gewählt wurde mit sogenannten Kastenspanngliedern, die sich in den letzten Jahren – das ist eine relativ neue Erkenntnis – aber als besonders kritisch erwiesen hat. Weil sie ein besonderes Rissbild zeigen. Und deswegen müssen diese Bauwerke mit Sonderprüfungen letzten Endes genauer beobachtet werden.“
Bei der Zeller Brücke ist die Gefahr erst nach jüngsten Bohrungen aufgefallen. Nun soll sie noch diesen Sommer abgerissen werden. Bis sie dann aber neu gebaut ist, dürften noch Jahre ins Land ziehen. Die Nerven der Menschen in Zell könnten also noch länger blank liegen.