Bahnhof Hochheim endlich barrierefrei

Einfach in einen Zug steigen und losfahren. Was für viele Menschen Alltag ist, kann für beeinträchtigte Menschen – zum Beispiel in einem Rollstuhl – ganz schnell ein Ding der Unmöglichkeit werden. Denn längst nicht alle Bahnhöfe sind barrierefrei. In Hochheim am Main soll sich das jetzt ändern. Und da stimmt der Spruch: Was lange währt, wird endlich gut.

Da ist er – der lang ersehnte Spatenstich zum barrierefreien Bahnhof. Eine Person freut sich ganz besonders über diese Entwicklung: Kira Hillesheimer. Vor 13 Jahren haben wir die junge Frau schon einmal hier am Bahnhof getroffen.
Die damals 17-jährige muss auf der Strecke zwischen Frankfurt und Hochheim erst mit der Bahn nach Mainz oder Wiesbaden fahren und von dort dann umsteigen. Ganze eineinhalb Stunden mehr kostet das die Schülerin pro Fahrt.
Kira Hillesheimer, 2012
„Man fühlt sich auf jeden Fall irgendwie wie ein Mensch zweiter Klasse, weil man einfach nicht in die Gesellschaft eingegliedert wird. Also man hat das Gefühl man wird irgendwie vergessen.“
Kira Hillesheimer
„Ich war Teenager und hab zwar wirklich stark gehofft, dass das was bringt was wir damals gemacht haben, dass wir an die Öffentlichkeit gegangen sind, aber so richtig geglaubt, dass sich das tatsächlich verändert, habe ich, glaube ich, damals nicht.“
Und das zurecht. Immerhin ist es 13 Jahre her, dass Kira und weitere Betroffene auf die fehlende Barrierefreiheit am Hochheimer Bahnhof aufmerksam gemacht haben. Warum hat die Planungszeit also so lange gedauert?
Klaus Vornhusen, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für das Land Hessen
„Hier war die besondere Herausforderung, dass der Mittelbahnsteig nicht in der Lage ist, wo sich ohne weiteres ein Aufzug einbauen lässt, und das bedeutet, man muss den Mittelbahnsteig ganz woanders hin, also nicht ganz woanders, aber muss verschieben. Verschieben klingt auch harmlos, aber Sie müssen den alten Bahnsteig abbrechen, den neuen Bahnsteig errichten, dazu entsprechend die Zugänge. Das ist alles ein großes Projekt gewesen.“
Dieses große Projekt finanzieren der Bund, das Land Hessen und die Deutsche Bahn mit rund 17 Millionen Euro. Dass der Umbau jetzt endlich stattfinden kann, freut auch die Stadt. Seit 2016 ist Hochheim am Main eine von fünf bundesweiten Modellkommunen im Projekt „Kommune Inklusiv“. Ziel dabei ist es, allen eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Ein barrierefreier Bahnhof war also längst überfällig.
Hans Mohr (CDU), Erster Stadtrat Hochheim am Main
„Ich hatte immer so ein schlechtes Gewissen, wenn ich mit neuen Bürgern oder auch mit Gästen ins Gespräch gekommen bin und denen auch nah gebracht habe, dass wir Inklusionsgemeinde sind. Und dann sind die, die mit der Bahn gekommen sind, immer wieder enttäuscht gewesen.“
Jetzt soll es schnell gehen. Ende November soll der neue Bahnhof schon fertig sein. Ein großer Erfolg auch für Kira, ohne deren Einsatz es vielleicht heute noch nicht so weit wäre.
Kira Hillesheimer
„Das ist jetzt ein Punkt, der uns schon lange beschäftigt und der jetzt endlich endlich abgehakt werden kann. Und das beweist einfach nur, dass man niemals aufgeben darf und immer weiter kämpfen muss für seine Rechte.“