Unternehmen beklagen Wirtschaftslage
Wenn die rheinland-pfälzische Wirtschaft – die ja aus einer Vielzahl kleiner, großer und mittlerer Unternehmen besteht – mit einer starken Stimme sprechen will, um ihre Sorgen und Nöte kundzutun – dann tut sie das durch die Landes-Vereinigung Unternehmer-Verbände Rheinland-Pfalz, kurz LVU. Der Spitzenverband vertritt die Interessen von rund 150.000 Unternehmen mit über einer Million Beschäftigten. Gestern hatte die LVU zum jährlichen Unternehmer-Tag geladen, um gemeinsam – die aus ihrer Sicht – ernste wirtschaftliche Lage im Land zu besprechen.
Pumpen und Armaturen für den Weltmarkt. Seit über 150 Jahren das Geschäft der Firma KSB aus Frankenthal. Auch hier spüren sie den anhaltenden Abwärtstrend der heimischen Wirtschaft, der beim Unternehmertag Thema ist, doch im Gegensatz zu vielen anderen läuft das Geschäft bei KSB blendend.
Martina Szautner, Personalchefin KSB Frankenthal
„Wir sind als Unternehmen einfach regional und von der Produktpalette sehr breit aufgestellt. Das heißt wir haben immer entweder ein Marktsegment oder eine Region, die eine Schwäche in einer anderen Region zumindest temporär kompensieren kann. Und das ist sicherlich ein Vorteil, den wir als Unternehmen haben.“
Einen Standortnachteil sieht der Unternehmerverband insbesondere im neugeplanten Klimaschutzgesetz der Landesregierung, das Rheinland-Pfalz bis 2040 CO2-neutral machen soll – fünf Jahre früher als der Bund.
Karsten Tacke, Hauptgeschäftsführer Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz (LVU)
„Wenn man genau weiß, dass man diese Zahl nicht erreichen kann, sie sich aber trotzdem ins Buch schreibt und diese Zahl nur auf Lasten auf dem Rücken der Wirtschaft erreichen kann, dann macht man ein Gesetz, das nicht gut ist für den Wirtschaftsstandort.“
Weniger Energiekosten, mehr Investitionsanreize, so die Forderung der LVU. Diese sieht die neue Bundesregierung zum Erfolg verurteilt. In Rheinland-Pfalz habe sich die Wirtschaftsleistung im vergangenen Jahr um 1,1 Prozent und damit stärker als im Bundesdurchschnitt, weiter verschlechtert.
Alexander Schweitzer (SPD), Ministerpräsident Rheinland-Pfalz
„Wir haben ja das Programm des neuen Kanzlers gemeinsam beschlossen und entschieden im Koalitionsvertrag und da stehen aus meiner Sicht die richtigen Weichenstellungen drin, Sozialpartnerschaft also gutes Miteinander in den Betrieben zu wahren aber gleichzeitig auch Wettbewerbsfähigkeit zu stützen, das ist das was wir brauchen, das macht uns stark.“
Land und Wirtschaft stark machen soll auch das vom Bundestag beschlossene Sondervermögen für Infrastruktur von 500 Milliarden Euro. Viele Scheine für Steine. Die Baubranche stünde bereit von dem Geld beispielsweise neue Straßen und Brücken zu schaffen.
Doch auch Schulen und Kitas seien für Unternehmen wichtige Infrastruktur.
Martina Szautner, Personalchefin KSB Frankenthal
„Das ist zum Beispiel was, was wir tagtäglich merken, dass wenn die Kindertagesstätte wieder mal zu ist, ganz überraschend, weil keine Erzieherin da ist oder krank oder wie auch immer, dann ist einfach der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin einfach von heute auf morgen nicht da. Und dann könnten wir zum Beispiel ein Riesenpotenzial an Fachkräften, seien es jetzt zum Beispiel Väter oder Mütter, die uns einfach wegfallen. weil sie die Kinder betreuen, könnten wir schon nutzen und dann hätten wir schon einen ersten Schritt gegen den Fachkräftemangel geschafft.“