Umstrittene Verkehrswende in Frankfurt

Frankfurt krempelt den Verkehr um. Der sogenannte „Masterplan Mobilität“ sieht unter anderem vor, den Auto-Verkehr noch stärker aus der Stadt zu verdrängen – und dafür das Radwegenetz massiv auszubauen. Auch der öffentliche Personen-Nahverkehr soll in Zukunft eine wesentlich größere Rolle spielen. Bei den Frankfurtern stößt das Konzept auf viel Zustimmung – doch es gibt auch Kritik – und die kommt vor allem aus der Wirtschaft.

Wer mit dem Auto nach Frankfurt fährt, hat schon heute oft nur wenig Spaß: Gerade zu den Stoßzeiten geht es meist nur langsam voran. Parkraum ist teuer und begrenzt – vielerorts so wie hier in der Berliner Straße wurden in den vergangenen Jahren ganze Fahrspuren durch raumgreifende Fahrradwege ersetzt. Doch das ist erst der Anfang: Bis zum Jahr 2035 will die Stadt den Verkehr in der Mainmetropole komplett neu sortieren.
Wolfgang Siefert (Bündnis 90 / Die Grünen), Mobilitätsdezernent Frankfurt
„Wir sind ja nach wie vor ne stark wachsende Stadt. Wir haben die letzten Jahre einen sehr starken Zuwachs an Einwohnern, aber auch an Pendlerinnen und Pendlern erreicht. Wenn Sie in die Innenstadt gucken, sehen Sie ja viele neue Hochhäuser und so weiter. Die Straßen werden aber nicht breiter, und deswegen müssen wir uns Gedanken machen, wie wir in Zukunft den Verkehr abwickeln können. Und das funktioniert entweder wie bis in die 70er Jahre, indem wir ganze Häuserschluchten abreißen, damit wir die Straßen breiter machen können. Oder wir müssen auf flächensparsamere Verkehrsmittel umstellen. Und das ist halt ÖPNV, Radverkehr und Fußverkehr.“
Konkret sieht der „Masterplan Mobilität“ unter anderem vor, den Anteil von Autos am Gesamtverkehr um weitere 10 Prozent zu reduzieren. Viele Parkplätze sollen verschwinden, stattdessen Lebensräume entstehen – mit Vorrang für Radfahrer und Fußgänger.
Jennifer Müller
„Finde ich sehr gut auf jeden Fall. Wir wohnen ja hier mitten in der Stadt mit den Kindern.“
Johannes van den Speulhof
„Ja, grundsätzlich eine superschöne Idee von der Stadt Frankfurt. Die Realität ist aber seit Jahren, ich wohne hier in Bockenheim-Westend auch, dass die Fahrradfahrer langsam rücksichtsloser werden und vor allem auch die E-Biker und die E-Roller ne Katastrophe sind.“
Annelie Giuffrida
„Dass jetzt alles auf Fahrradwege umgestellt werden soll, das finde ich also ein bisschen unverschämt. Ich finde das unverschämt. Frankfurt denkt neuerdings scheinbar nur noch an die Fahrradfahrer und nicht mehr an die Autofahrer.“
Max Apel
„Für mich sieht die Stadt der Zukunft eigentlich aus: Mehr Lebensräume, mehr freie Plätze, mehr Spielmöglichkeiten für meine Kinder. Und eigentlich auch ein bisschen weniger Autos.“
Die Frankfurter CDU lehnt den „Masterplan Mobilität“ in seiner jetzigen Form ab – und hat dabei neben den Einzelhändlern in der Innenstadt vor allem die vielen Pendler im Blick. Zwei von drei Frankfurter Arbeitnehmern kämen aus dem Umland. Und die seien aufgrund mangelnder Alternativen wie etwa bei den Park & Ride-Angeboten nach wie vor auf das Auto angewiesen.
Frank Nagel (CDU), Verkehrspolitischer Sprecher Römer-Fraktion
„Der Masterplan Mobilität ist realitätsfern. Wer morgens Kinder in die Kita brngt, im Schichtdienst arbeitet oder eine Werkstatt betreut, hat einfach andere Sorgen. Wir sind hier bei einer politischen Umerziehung und nicht bei den Sorgen und Nöten der Bürger.“
In Frankfurt steht die CDU mit dieser Haltung aber weitgehend alleine da – das Stadtparlament hat das neue Verkehrskonzept sogar mit Zweidrittelmehrheit beschlossen. Auch die FDP, die in Frankfurt gemeinsam mit SPD, Grünen und Volt den Magistrat bildet, zieht mit. Schon im kommenden Jahr sollen die ersten Umbaumaßnahmen beginnen.