Winzer sorgen sich wegen US-Zöllen

Wein aus Rheinland-Pfalz erfreut sich nicht nur hier im Erzeugerland größter Beliebtheit: Speziell unser heimischer Riesling gilt als echter Exportschlager. Vor allem in den Vereinigten Staaten liebt und schätzt man ihn. Fragt sich bloß: Wie lange noch? Denn seitdem der wiedergewählte US-Präsident Donald Trump die Wirtschaftswelt mit immer neuen Zollandrohungen in Stress versetzt, sehen viele Exporteure auch hier bei uns in Rheinland-Pfalz ihr US-Geschäft gefährdet – mit teils erheblichen Auswirkungen.

Das Weingut Louis Guntrum in Nierstein kann auf eine lange Tradition zurückblicken: Bereits seit dem Jahr 1648 wird hier Wein gekeltert – Konstantin Guntrum führt den Betrieb in 11. Generation. In den Fässern im Weinkeller lagert Grauburgunder, Gewürztraminer und Dornfelder – in erster Linie aber Riesling. Ein nicht unerheblicher Teil landet seit vielen vielen Jahren in US-amerikanischen Weingläsern.
Konstantin Guntrum, Weingut Louis Guntrum
„In Amerika mag man deutschen Wein. Und meine Vorfahren haben bereits 1867 angefangen, nach Amerika zu exportieren. Also wir machen das seit 150 Jahren. Und ja – da mag man deutschen Wein. Und wir haben in den letzten Jahren auch wieder einen erfreulichen Aufschwung am Interesse an deutschem Wein in den USA gesehen.“
Rund 120.000 Flaschen Wein exportiert alleine das Weingut Guntrum bislang Jahr für Jahr in die USA. Anteil am Gesamtumsatz: Etwa 15 Prozent. Doch damit könnte es schon sehr bald vorbei sein: Sollte Donald Trump seine Drohung wahr machen und europäische Exportgüter pauschal mit 80, 100 oder gar 200 Prozent zu verzollen, wäre das wohl das Ende für das US-Geschäft. Denn statt etwa 15 Euro wie bisher würde eine Flasche Guntrum-Riesling in den USA dann bis zu 80 Euro kosten: Ein Luxusprodukt, dass sich wohl nur noch die wenigsten leisten würden.
Vom drohenden US-Zollhammer wären nicht nur Winzer betroffen: Denn zwischen Rheinland-Pfalz und den USA bestehen schon lange enge Handelsbeziehungen. Laut Industrie- und Handelskammer gehen zurzeit etwa 15 Prozent aller rheinland-pfälzischen Exporte in die Vereinigten Staaten: Vor allem Anlagen und Maschinen, Fahrzeugteile sowie Chemie- und Pharmaprodukte. Je höher die Zölle, desto höher die Preise für die US-Kunden.
Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz/Saarland
„Wenn ich von 100 % Zoll oder mehr rede, dann ist eigentlich das Thema Preiserhöhung nicht mehr möglich – dann heißt es Marktaustritt. Sprich: Der Umsatz ist weg. Das ist vor allem dann für Kleinbetriebe wie zum Beispiel Winzer eine sehr große Gefahr.“
Dabei ist das Thema „US-Zölle“ eigentlich alter Wein in neuen Schläuchen: Bereits während seiner ersten Amtszeit verhängte Donald Trump Strafzölle für deutschen, französischen und italienischen Wein in Höhe von 25 Prozent – für das Weingut Guntrum gerade noch so verkraftbar. Und zumindest verlässlich: Denn zurzeit ist es in erster Linie das ständige Hin und Her, das Winzer Konstantin Guntrum die Sorgenfalten auf die Stirn treibt.
Konstantin Guntrum, Weingut Louis Guntrum
„Das wesentliche Gefühl ist das Gefühl der Verunsicherung. Also: Woran kann ich mich denn jetzt halten? Bis Ende letzten Jahres gab es keine Zölle. Dann war von 10 Prozent, 25 Prozent – dann 200 Prozent die Rede. Jetzt haben wir wieder 10 Prozent. Jetzt ist wieder über 25 Prozent die Rede. Gilt das Wort von Donald Trump, dass die Zölle bis zum 9. Juli ausgesetzt sind oder nicht? Also Sie sehen aus dieser kurzen Darstellung der Gemengelange, und das sind nur Einzelaspekte, dass hier einfach der Wahnsinn zu Hause ist.“
Und so fragt sich nicht nur Winzer Konstantin Guntrum, ob die Möglichkeiten für seinen Wein im Land der unbegrenzten Möglichkeiten schon bald erheblich begrenzt werden – oder ob sich die Wogen im Handelsstreit in absehbarer Zeit wieder glätten. Ihm bleibt momentan nur die Hoffnung, dass sich die USA und die Europäische Union so schnell wie irgendwie möglich auf ein Freihandelsabkommen einigen.