Wie ist es um die Energiesicherheit in Rheinland-Pfalz bestellt?
Rheinland-Pfalz will bis 2040 klimaneutral sein. Um dieses Ziel zu erreichen setzt man unter anderem auf Erneuerbare Energien und auf Gaskraftwerke, die dann Strom zuliefern, wenn der Wind nicht bläst und die Sonne nicht scheint. Doch wenn Gaskraftwerke „nur“ die Reserve sind und künftig immer weniger Stunden im Jahr laufen, lohnt es sich für ihre Betreiber kaum noch, in sie zu investieren wie ein Beispiel aus Mainz zeigt.
Sie gehören im deutschen Stromnetz sozusagen zu den Einwechselspielern. Springen an und liefern, wenn Wind und Sonne nicht genügend Strom erzeugen. Die Gaskraftwerke 2,3 und 5 hier im Mainzer Industriegebiet Ingelheimer Aue.
Da die Anlagen teils schon sehr alt sind, will ihr Betreiber, die KMW, ein neues Gaskraftwerk bauen, das perspektivisch auch mit Wasserstoff und somit CO2-neutral betrieben werden kann. Doch daraus wird erstmal nichts, sagt Vorstandschef Oliver Malerius.
Oliver Malerius, Vorstandsvorsitzender KMW
„In der heutigen Situation, wenn ich ein Kraftwerk bauen will und ich kalkuliere das nur anhand der Energiepreise, die ich in der Zukunft sehe, und nur über den Markteinsatz, kann ich wirtschaftlich kein Kraftwerk bauen. Das heißt, ich als Unternehmen würde nur dann ein Kraftwerk bauen, wenn ich auch dafür entlohnt werde, dass ich diese Kapazität, diese gesicherte Leistung zur Verfügung stelle. Und diese Förderung ist im Moment nicht da.“
Die gescheiterte Ampelregierung in Berlin hatte eine Förderung in Aussicht gestellt. Auf Basis dessen hatte die KMW ihr neues Kraftwerk geplant und bereits mehrere Millionen Euro investiert.
Oliver Malerius, Vorstandsvorsitzender KMW
„Ich bin tatsächlich ein bisschen enttäuscht von der Politik. Wir sind in Vorleistung gegangen, haben das Grundstück saniert, wir haben das Gaskraftwerk geplant, wir haben den Genehmigungsprozess durchlaufen. Jetzt nach etwas über einem Jahr erwarten wir in den nächsten Wochen auch die Genehmigung für den Bau. Und dann – wissen Sie ja – ist die Ampelregierung ja zerfallen.“
Fehlende Planungssicherheit in der Energiepolitik vermisst aktuell nicht nur Oliver Malerius. Das wird heute auf einem Branchentreffen im Hunsrück deutlich.
Die neue Bundesregierung müsse schnell Fördermittel für den Bau von wasserstofffähigen Gaskraftwerken bereitstellen. Da sind sich die Tagungsteilnehmer einig.
Bis die Kraftwerke dann aber tatsächlich mit Wasserstoff betrieben werden können, wird es noch dauern, prognostiziert die Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur.
Barbie Haller, Vizepräsidentin Bundesnetzagentur
„Klar ist, dass wir noch auf lange Zeit ein Erdgasnetz brauchen. Viele Kunden, viel Gewerbe, viel Industrie ist abhängig vom Erdgas, wird es auch noch eine Weile bleiben. Das Wasserstoffnetz ist im Aufbau, das heißt, wir werden die Notwendigkeit haben, zwei Systeme zu haben. Und genau die Frage ist: Wann kippt das Ganze? In welchem Gebiet wird schneller oder langsamer umgestellt von Erdgas auf Wasserstoff? Das ist ein schwieriger Aushandlungsprozess.“
Und was bedeutet das alles für die Strompreise?
Oliver Malerius, Vorstand Verband Energie- und Wasserwirtschaft RLP
„Man muss sich da, glaube ich, auch in der Diskussion ehrlich machen. Ich glaube, es ist allseits anerkannt, dass die Strompreise nicht sinken können, weil wir investieren müssen in Netze, in Gaskraftwerke und in Erneuerbare. Das heißt, der Strompreis wird eher steigen.“