Mordprozess gegen Vermieter-Paar

Vor dem Landgericht Gießen hat heute der Mordprozess gegen ein Paar aus dem Vogelsberg begonnen. Die beiden Angeklagten sollen eine Frau mit Down-Syndrom monatelang misshandelt und schließlich ermordet haben – laut Staatsanwaltschaft ging es dabei vermutlich um Geld.

In diesem Haus in der 200-Seelen-Gemeinde Lauterbach-Wernges soll sich die schlimme Tat zugetragen haben: Im Juli vergangenen Jahres findet die Polizei im Keller des Hauses Leichenteile, die eindeutig einer 55-jährigen Frau mit Down-Syndrom zugeordnet werden konnten. Mutmaßlich ermordet von ihren Vermietern Stefan P. und Katja H.
Thomas Hauburger, Staatsanwaltschaft Gießen
„Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es sich um einen so genannten ‚Verdeckungsmord‘ handelt. Die Geschädigte soll nach Zeugenangaben in den Wochen vor ihrem Tod mehrfach misshandelt worden sein. Und wir gehen davon aus, dass die Tötung eben geschah, um diese vorangegangenen Straftaten zu verdecken.“
Laut Zeugenaussagen dauerte das Martyrium der Frau wohl schon länger an: Demnach habe das nun angeklagte Vermieter-Paar die 55-Jährige in ihrem Zimmer eingesperrt und niemals alleine aus dem Haus gelassen. Neben ständigen Demütigungen sei es dabei auch zu körperlichen Misshandlungen gekommen. Laut Anklage soll Stefan P. dem Opfer schließlich Beruhigungsmittel in hoher Dosierung verabreicht haben – das habe letztlich zum Tod der Frau geführt. Statt einen Arzt zu rufen, hätten die beiden Angeklagten die Frau einfach sterben lassen.
Thomas Hauburger, Staatsanwaltschaft Gießen
„Nach dem jetzigen Ermittlungsstand haben die Angeklagten den Leichnam nach der stattgehabten Tötung in den Keller gebracht. Und der Angeklagte soll einige Wochen später den Leichnam zerstückelt haben.“
Kopf und Arme der Leiche waren zunächst verschwunden – Ermittler fanden die fehlenden Leichenteile schließlich in einem nahegelegenen Waldstück.
Zuvor war die Polizei Hinweise eines Zeugen nachgegangen, der wie das spätere Opfer eine Zeitlang bei den beiden Angeklagten zur Miete gewohnt und sich gewundert hatte, die dorfbekannte 55-Jährige seit längerem nicht gesehen zu haben. Als ein Sondereinsatzkommando der Polizei daraufhin das Fachwerkhaus durchsucht, stoßen die Ermittler im Keller auf die sterblichen Überreste der verschwundenen Frau – zu diesem Zeitpunkt ist sie vermutlich schon seit Monaten tot. Ein mutmaßliches Motiv könnte laut Staatsanwaltschaft gewesen sein, dass Stefan P. und Katja H. die Sozialleistungen der behinderten Frau auch nach deren Tod weiter kassieren wollten – auch Habgier könnte also als Mordmotiv eine Rolle gespielt haben. Die beiden Angeklagten bestreiten die Tat.
Der Prozess wird voraussichtlich äußerst umfangreich und langwierig. Alleine die Anklageschrift umfasst 109 Seiten – es sollen insgesamt 90 Zeugen und sechs Sachverständige angehört werden. Mit einem Urteil ist nicht vor Ende Oktober zu rechnen.