Wechseljahre haben Auswirkungen auf Arbeitsmarkt

Bei den meisten Frauen beginnen sie mit Mitte 40: die Wechseljahre. Der Körper beginnt, sich auf das Ende der Fruchtbarkeit einzustellen und fährt die Hormonproduktion zurück. Ein ganz natürlicher Prozess, doch mit dem Hormonumschwung kommen Beschwerden, die nicht nur das Privatleben beeinflussen. Eine bundesweite Studie hat jetzt erstmals den Einfluss der Wechseljahre auf den deutschen Arbeitsmarkt untersucht.

„Ja, plötzlich fange ich an zu schwitzen, reiße das Fenster auf, da weiß meine Kollegin schon eben: Ich habe Hitzewallungen“.
Eva Smoll ist 54 und arbeitet in Speyer bei der Deutschen Rentenversicherung. So wie Millionen Frauen in Deutschland leidet sie unter Beschwerden, die die Wechseljahre begleiten. Neben Hitzewallungen gehören Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und depressive Verstimmungen zu den häufigsten Symptomen der Hormonumstellung.
Eva Smoll
„Also es ist schon störend. Manchmal unterhält man sich mit jemanden und auf einmal merkt man: Oje, ich schwitze wieder. Männer kennen das gar nicht, das Problem, die kommen damit nicht zurecht. Kolleginnen sagen: Oh, du auch? Hast du auch Hitzewallungen?“
Andrea Rumler ist Professorin für Betriebswirtschaftslehre und hat in ihrer aktuellen Studie untersucht, wie sich unbehandelte Wechseljahrs-Beschwerden auf die Arbeitskraft von Frauen auswirken.
Prof. Andrea Rumler, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
„Am meisten überrascht hat mich die Zahl der Frauen, die schon in Ruhestand gegangen sind oder das überlegen. Das sind bei den über 55-Jährigen fast 20 Prozent. Das hat mich wirklich erschüttert.“
Hinzu kämen die Frauen, die durch ihre unbehandelten Beschwerden an Arbeitskraft verlieren. Ohne die richtige Unterstützung der Medizin und der Arbeitgeber entstünde der Wirtschaft jedes Jahr ein enormer Schaden, so Rumler.
Prof. Andrea Rumler, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
„Wir alle als Deutschland verlieren im Jahr, haben wir geschätzt, 9,4 Mrd.Euro, nur dadurch, dass die Frauen in den Wechseljahren am Arbeitsplatz nicht vernünftig unterstützt werden.“
„Kommen Sie in eine angenehme Position und schließen Sie Ihre Augen. Kommen Sie jetzt ganz hier an, auf Ihrem Stuhl“.
Kristin Zyball leitet die „entspannte Pause“. Dreimal in der Woche können die rund 2.200 Mitarbeiter der Deutschen Rentenversicherung in Rheinland-Pfalz daran teilnehmen. Mehr als 70 Prozent davon sind Frauen, viele im Alter zwischen 40 und 60. Angebote wie die „entspannte Pause“, aber auch Ernährungsberatung, Sportangebote oder flexible Arbeitszeiten sollen dabei helfen, die betroffenen Arbeitnehmerinnen zu unterstützen.
Kristin Zyball, Expertin für betriebliches Gesundheitsmanagement
„Wir haben auch die Rückmeldung, dass viele Frauen zwar sich mit den Themen ein bisschen beschäftigt haben, aber noch nie so tief eingestiegen sind in die Themen und da ist es wichtig auch für den Arbeitgeber, da Informationen zu vermitteln, Sicherheit zu schaffen. Und noch wichtiger ist es für uns auch dass das Thema als normales Thema angesehen wird. Das es aus dieser Ecke der Tabuthemen herausgeholt wird und Mitarbeiterinnen offen darüber sprechen können.“
Eva Smoll ist dankbar für die Angebote, dank derer ihr Arbeitgeber auch in Zukunft auf sie zählen kann. Eine Win-Win-Situation.