Streit um neues Suchthilfezentrum in Frankfurt
Im Frankfurter Bahnhofsviertel sorgt ein geplantes Suchthilfezentrum für Crack-Abhängige für Diskussionen. Weil in der Szene immer mehr Crack statt Heroin konsumiert wird, will die Stadt in der Niddastraße ein niedrigschwelliges Hilfsangebot für Abhängige schaffen. Außerdem will sie Konsumräume für Crack einrichten, um die Suchtkranken von der Straße zu holen. Viele Anwohner und vor allem Geschäftsleute fürchten dagegen, dass sich die Situation im Bahnhofsviertel durch das neue Suchtzentrum noch weiter verschlimmern könnte.
2016 ist Frank Lottermann mit seiner Design-Firma ins Frankfurter Bahnhofsviertel gezogen. Das Büro in der Kaiserstraße in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof: Eigentlich eine 1A Lage mitten in der Innenstadt. Wenn da nur die offene Drogenszene nicht wäre. Vor 10 Jahren sei die Welt hier noch einigermaßen in Ordnung gewesen – doch seitdem nicht mehr Heroin, sondern Crack die Droge Nummer 1 sei, habe sich die Lage erheblich verschlechtert.
Frank Lottermann, Inhaber NORDISK BÜRO
„Die Zustände sind eigentlich nicht mehr haltbar. Die Drogenabhängigen, oder auch die Dealer, die bei uns vor der Tür stehen – dealen, den Eingang versperren. Also wortwörtlich versperren. So, dass auch in den dunklen Monaten, also sprich in den Wintermonaten, die jungen Kolleginnen vor allem einfach auch nicht mehr alleine aus dem Haus gehen wollen, also das Büro verlassen wollen, weil sie einfach besorgt und ängstlich sind, rauszugehen.“
Nicht nur Frank Lottermann stellt sich deshalb die Frage, warum das neue Crack-Suchtzentrum ausgerechnet im Bahnhofsviertel entstehen soll. Nach Ansicht der Stadt wäre dieses Gebäude in der Niddastraße der ideale Standort. Keine Hundert Meter vom Hauptbahnhof entfernt – und noch im Kernbereich der offenen Drogenszene. Für Frankfurts Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl steht fest: Man muss den Drogenkranken helfen – und: Man muss sie von der Straße holen. Und das ginge am besten direkt vor Ort.
Elke Voitl (Bündnis 90 / Die Grünen), Sozialdezernentin Frankfurt
„Weil die Menschen, die drogenkrank sind, keine weiten Wege schaffen. Das heißt: Wir müssen da unsere Hilfsangebote haben, die niedrigschwelligen, wo die Menschen auch konsumieren und sind, damit wir tatsächlich die Chance haben, sie von der Straße zu holen. Wenn die dann in dieser Einrichtung einigermaßen stabilisiert sind, dann können wir sie auch rausvermitteln aus dem Bahnhofsviertel in andere höherschwellige Drogenhilfeeinrichtungen.“
In Frankfurt regiert eine Koalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt. Die Freien Demokraten sprechen sich gegen das Crack-Suchtzentrum am geplanten Standort aus.
Thorsten Lieb (FDP), Parteivorsitzender Hessen
„Unmittelbar jetzt neben dem Hauptbahnhof ein neues Crackzentrum – ‚Cracktempel‘ sagen ja manche – soll dort errichtet werden. Da wird erneut Sogwirkung entfaltet ins Frankfurter Bahnhofsviertel. Und wenn ich die Worte und Aussagen gerade auch des Polizeipräsidenten im Blick habe, der gesagt hat, wir müssen die Sogwirkung ins Frankfurter Bahnhofsviertel verringern und dürfen es nicht weiter stärken, ist das klar die falsche Antwort.“
Dem widerspricht die zuständige Dezernentin: Die Sogwirkung im Bahnhofsviertel gehen immer von den Dealern und den Drogen aus – und nicht von den Hilfsangeboten.
Zumindest in zwei Punkten sind sich alle einig: Man dürfe die Menschen der offenen Drogenszene nicht im Stich lassen – sie seien schwer krank und bräuchten Hilfe. Und: Die Situation im Bahnhofsviertel müsse sich insgesamt verbessern.
Frank Lottermann, Inhaber NORDISK BÜRO
„Das können wir so nicht weiter dulden. Das ist ja auch die Visitenkarte von Frankfurt. Also, alle Touristen kommen hier rein über den Hauptbahnhof. Ob vom Flughafen oder vom Zug. Und das erste, was die sehen, ist offener Drogenkonsum. Und zwar überall und massiv.“