ESA startet Biomass-Mission

Unsere Wälder sind wichtig fürs Klima, denn Bäume speichern das Treibhausgas CO2 – jährlich ca. 8 Milliarden Tonnen davon. Das wissen wir – und auch, wie groß die Waldfläche auf der Erde ist. Wie viele Pflanzen auf dieser Fläche wachsen, das wissen wir nicht. Doch diese Daten sind entscheidend, um den Kohlenstoffkreislauf auf der Erde zu verstehen – und somit den Klimawandel. Dafür hat die ESA heute einen neuen Satelliten ins All geschickt – gesteuert aus Darmstadt.

Rund ein Drittel der eisfreien Landfläche unserer Erde ist mit Wald bedeckt. Aber wieviel pflanzliches Leben steckt wirklich in ihnen? Wieviel Biomasse? Die hängt von der Höhe der Bäume ab, der Dichte des Wurzelwerks. Die üppigen tropischen Regenwälder enthalten besonders viel Biomasse. Wieviel genau, das will die ESA vom All aus messen – mit ihrem neuen Satelliten „Biomass“.
Rolf Densing, Leiter ESOC Darmstadt
„Dreiviertel des CO2 wird in einem Baum in den Stämmen, in dem massiven Holz gespeichert, ein Viertel wird unterirdisch in den Wurzeln gespeichert, im Laub wird nur ein Prozent gespeichert.“
Wieviel Biomasse ein Wald hat, können uns einfache Fotos aus der Luft also nicht verraten. Doch das ist wichtig, um zu wissen, wieviel CO2 er genau speichern kann. Der Satellit „Biomass“ scannt die Wälder mit seinen Spezial-Instrumenten auf mehreren Ebenen und erstellt so eine 3D-Karte der Wälder.
Jakob Karg, Leiter des Flugkontrollteams
„Der hat ein Radar, ein P-Band-Radar, das eben eine besondere Wellenlänge hat, die sehr lang ist, mit der man sehr gut den Wald vermessen kann, weil diese Wellenlänge quasi durch die Blätter durchschauen kann und somit wirklich sieht, wie die Stämme und die Äste und das Holz von dem Wald aussieht.“
Dabei konzentriert „Biomass“ sich hauptsächlich auf die Südhalbkugel der Erde und die Tropenwälder. Denn die Technik hat einen Haken.
Rolf Densing, Leiter ESOC Darmstadt
„Es gibt auch Einschränkungen, wo wir messen können und wo nicht, zum Beispiel über Europa und Nordamerika, da ist es schwierig zu messen, weil P-Band auch eine militärische Relevanz hat und andererseits sind die Wälder in Europa und USA mit anderen Mitteln erforschbar, mit anderen Satelliten aus der ESA-Flotte.“
Um 11:15 Uhr unserer Zeit verlässt die Rakete heute den Weltraumbahnhof. Viele Menschen verfolgen den Start im Satellitenkontrollzentrum ESOC in Darmstadt. Denn von hier aus wird alles gesteuert. In den kommenden anderthalb Wochen werden die Raumfahrtexperten rund um die Uhr überwachen, ob alles nach Plan läuft. Allein das Ausklappen und Ausrichten des Reflektors wird sechs Tage dauern.
Jakob Karg, Leiter des Flugkontrollteams
„Jetzt am Anfang ist dieser Reflektor zusammengeklappt, damit der Satellit oben in die Rakete rein passt und sobald der dann einmal gestartet ist, müssen wir Schritt für Schritt über viele Motoren und Mechanismen diesen Reflektor ausklappen und das kontrollieren wir alles von hier.“
Nochmal vier Wochen später rechnet die ESA mit den ersten Daten. Insgesamt ist „Biomass“ auf fünfeinhalb Jahre Missionsdauer angesetzt. Die gesammelten Daten werden die Zukunftsprognosen des weltweiten Kohlenstoffkreislaufs verbessern und so helfen, den Klimawandel besser zu verstehen und dadurch effektiver zu bekämpfen.