Thorsten Lieb führt hessische FDP

Es sind schwere Zeiten für die FDP – die ehemalige Ampel-Regierungspartei fliegt bei der Bundestagswahl im Februar aus dem Parlament. Zittern musste die die FDP schon bei der vergangenen hessischen Landtagswahl vor eineinhalb Jahren. Da haben es die Liberalen in allerletzter Sekunde gerade noch so über die Fünf-Prozent-Hürde geschafft. Fest steht: Um wieder Wähler für sich zu gewinnen, muss sich etwas ändern. Und so haben die Mitglieder beim Parteitag am Wochenende in Hofheim eine neue Spitze gewählt.

Bettina Stark-Watzinger, ehemalige Bundesbildungsministerin und bisherige Landesvorsitzende übergibt den Staffelstab an ihren Nachfolger: Thorsten Lieb. Der 52-jährige Frankfurter saß bis zur krachenden Wahlniederlage im Februar noch im deutschen Bundestag. Jetzt soll er die Partei in Hessen wieder aus ihrem Tief holen.
Thorsten Lieb, Landesvorsitzender FDP Hessen
„Ich erlebe eine sehr, sehr motivierte Partei, eine Partei, die Lust darauf hat, weiter zu machen, nach vorne zu kommen und meine Aufgabe sehe ich darin, genau diese Motivation hoch zu halten, miteinander die Wege zu entwickeln, wie machen wir die Partei moderner, zukunftsfähiger, agiler und insgesamt empathischer im Außenauftritt.“
Doch es war extrem knapp. Lieb setzt sich mit nur 50,7 Prozent der Delegiertenstimmen gegen Moritz Promny aus dem Odenwaldkreis durch. Einigkeit sieht anders aus. Viele Parteimitglieder sprechen sich heute für eine deutliche Kursänderung aus. Lieb will künftig eher auf eine bessere Außenwirkung setzen.
Thorsten Lieb (FDP), Landesvorsitzender Hessen
„Die größte Herausforderung, die ich sehe, dass wir oft zu wenig klar in der Ansprache waren, zu wenig empathisch aufgetreten sind, manchmal auch zu unverständlich uns ausgedrückt haben und diese Dinge müssen wir ändern und keine grundsätzliche Richtungsdiskussion.“
Die bisherige Landesvorsitzende Bettina Stark-Watzinger hatte sich nicht zur Wiederwahl aufgestellt. Als ehemalige Spitzenkandidatin der Hessen-FDP bei der Bundestagswahl will sie damit Verantwortung für die Wahlniederlage übernehmen.
Bettina Stark-Watzinger (FDP), ehemalige Landesvorsitzende Hessen
„Natürlich muss man sich immer fragen: Was hätte man anders machen können und müssen? Das ist noch eine wichtige Diskussion, die wir führen in dieser Partei. Wir müssen aber auch schauen: Wie stellen wir uns für dieses sich verändernde Parteienumfeld auf? Wir erleben eine starke Polarisierung, wie können wir da unsere Stimme erheben und natürlich auch die Frage, wir wollen nicht populistisch, aber natürlich wollen wir populär sein, Menschen für die liberale Idee gewinnen.“
Eine freie Marktwirtschaft, Bürokratieabbau und ein Einhalten der Schuldenbremse – an diesen Kernthemen will Thorsten Lieb festhalten und so wieder mehr Wähler für die Freien Demokraten begeistern. Ob seine Strategie aufgeht, dürfte sich bei den anstehenden Kommunalwahlen in rund einem Jahr zeigen.