Prozessauftakt: Tödliche Schüsse vor Rüsselsheimer Imbiss

Es ist kurz vor neun Uhr morgens mitten in Rüsselsheim. Plötzlich fallen auf offener Straße Schüsse, ein Mann sackt zu Boden. Er ist lebensgefährlich verletzt und stirbt einige Tage später im Krankenhaus. Alles spricht für eine gezielte Tat mit persönlichem Hintergrund.

Das Ganze ist fast genau auf den Tag ein Jahr her. Heute hat vor dem Darmstädter Landgericht der Prozess gegen den mutmaßlichen Todesschützen begonnen.
Weil er sich in seiner Ehre verletzt gefühlt habe, soll Kelmend M. einen 45-jährigen Bekannten erschossen haben. Laut Anklage sollen sich die beiden Albaner unter anderem wegen Kokainhandel gestritten haben. Dabei soll das spätere Opfer ein Teil des Ohrläppchens vom heute Angeklagten.abgetrennt haben. Eine Praxis, die in Albanien mit ungehorsamen Hunden üblich sei.
Elena Beyer, Staatsanwältin Darmstadt 
Nach dem Ermittlungsverfahren hat die Staatsanwaltschaft das Mordmerkmal der niedrigen Beweggründe bejaht / weil eben durch diese Ohrverletzung der Angeklagte eine erhebliche Herabwürdigung seiner Person empfunden haben soll und dann eben die Tat genutzt hat, um sich selbst wieder einen Namen zu machen
Die Bluttat geschieht am 22. April vergangenen Jahres am helllichten Tag mitten auf der Rüsselsheimer Waldstraße, einer berüchtigten Gegend. Die Polizei fahndet danach mit einem Großaufgebot nach dem flüchtigen Schützen.
Durch Spurenauswertungen und viele Vernehmungen rückt Kelmend M. in den Fokus der Mordkommission. Er wird schließlich per europäischem Haftbefehl gesucht und einen Monat nach der Tat in Schweden festgenommen.
Der Angeklagte gibt heute vor Gericht zu, auf Arben G. geschossen zu haben, bestreitet aber eine Tötungsabsicht. Er habe Angst vor dem Opfer gehabt, Arben G., genannt Benni habe ihn wiederholt bedroht und beleidigt.
Tobias Pribramsky, Pflichtverteidiger Kelmend M. 
Das ist ja der zentrale Punkt, die Zeugen haben ja schon was dazu kundgetan, dass er kein guter Mensch war, das war sicherlich eines der tragenden Motive, die dazu geführt haben. 
Elena Beyer, Staatsanwältin Darmstadt 
Die Staatsanwaltschaft geht derzeit davon aus, dass gerade eben dieses Milieu, in dem sich sowohl der Geschädigte als auch der Angeklagte bewegt hat, einen maßgeblichen Beitrag auch für den Anlass der Tat geboten hat. Eben auch gerade dem Angeklagten darum ging auch im Milleu sein Gesicht nicht zu verlieren.
Tobias Pribramsky, Pflichtverteidiger Kelmend M. 
Er hat ja selbst gesagt, er wäre der erste, der am liebsten Ruhe gehabt hätte schon bereits vor dieser Tat. Ich bin sicher, wenn man ihn heute fragen würde, ob er die Zeit zurückdrehen könnte, würde er das mit Sicherheit bejahen.
Bei einer Verurteilung droht dem 41-jährigen eine lebenslange Freiheitsstrafe.