Kinzigtal-Bahnstrecke wird zur Großbaustelle

Die Trasse zwischen Hanau und Gelnhausen gehört zu den wichtigsten und meistbefahrenen Bahnstrecken Deutschlands. Wer etwa mit dem ICE von Frankfurt nach Berlin fahren will, kommt hier vorbei – normalerweise. Denn im Moment fährt hier kein Zug: Gut zwei Wochen lang ist die Strecke durch das Kinzigtal wegen Baumaßnahmen gesperrt. Seit einer Woche wird bereits gewerkelt – alles voll im Zeitplan, sagt die Bahn.

Die Trasse der Kinzigtalbahn in der Nähe von Gelnhausen: Bis zu 300 Züge fahren hier normalerweise Tag für Tag durch – zurzeit sind es genau null. Denn die Strecke wird saniert. Arbeiter tauschen Gleise, Oberleitungen und Weichen auf der rund 23 Kilometer langen Strecke aus. Es entstehen Lärmschutzwände. Eine Brücke wird abgerissen. Mehrere Bahnsteige werden barrierefrei umgebaut.
Stefan Herbert, Bauüberwacher
„Die großen Schwierigkeiten hier sind das Arbeiten in einem Wasserschutzgebiet und die hohen Anforderungen an die neuen hohen Geschwindigkeiten, die hier gefahren werden sollen. Wir wollen mit 230 km/h fahren. Das heißt, wir müssen den Untergrund erneuern oder verbessern. Und das sind so mit die größten Herausforderungen.“
Eine lohnenswerte Investition – denn die Strecke wird dringend gebraucht. Das merkt man zum Beispiel in Hanau: Wenn die Deutsche Bahn ein Nadelöhr saniert, hat das Auswirkungen – auf Fernreisende, die vorübergehend längere Umwege in Kauf nehmen müssen, vor allem aber auch auf die Menschen vor Ort, die täglich auf die Bahnstrecke vor ihrer Haustür angewiesen sind. Zwar hat die Bahn für die Zeit der Sanierungsmaßnahmen einen Schienenersatzverkehr auf die Beine gestellt. Doch der hat so seine Tücken.
Melissa Kirch
„Heute Morgen musste ich halt zwei Stunden in die Schule fahren, wofür ich eigentlich normalerweise so eine Dreiviertelstunde brauche. Und das ist halt schon ein bisschen anstrengend.“
Udo Goertz
„Bisschen unübersichtlich. Bei dem Bus stand gerade ‚Fulda‘. Und dann stand auch ‚Bad Soden-Salmünster‘ drauf, aber der fährt gar nicht bis dahin.“
Dieter Porth
Mir ist eben gerade der Zug, äh, der Bus, vor der Nase weggefahren. Das war also nicht so schön. Aber ansonsten geht das halt. Es ist ja nur ein paar Tage halt.“
Die Bahn nutzt die zweiwöchige Sperrung der Trasse auch dazu, ein Großprojekt weiter voranzutreiben: In den kommenden Jahren soll die komplette Strecke zwischen Hanau und Fulda massiv ausgebaut werden.
Grischa Maaß, Projektleiter Deutsche Bahn
„Wir haben hier im Bestand zwei- oder dreigleisige Strecke. Das kommt ein bisschen auf die Lage an. Und das wird einmal von Gelnhausen bis nach Hanau runter viergleisig ausgebaut, so dass die Hochgeschwindigkeitstrassen in der Mitte fahren und die Regionaltrassen die äußeren Gleise sind, wo dann die Bevölkerung an den Bahnsteigen ein- und aussteigen kann.“
Ab dem 2. Mai – also ab Freitag kommender Woche – soll der Zugverkehr dann erst mal wieder normal fließen. Der komplette vierspurige Ausbau der Strecke Hanau-Fulda soll bis zum Jahr 2036 abgeschlossen sein. Gesamtkosten: Rund 1,6 Milliarden Euro.