Lebenshilfe übernimmt Fähre in Bad Münster
Jetzt kommen wir zu einer echten Tradition. Schon seit 300 Jahren gibt es eine Fähre im Kurpark von Bad Münster am Stein. Es ist die einzige handgezogene Fähre in Rheinland-Pfalz und Hessen. Der langjährige Fährmann hat sich nach der letzten Saison zurückgezogen. Doch es geht weiter. Jetzt hat den Fährbetrieb die Lebenshilfe Bad Kreuznach übernommen.
Sven Witte lernt seit Anfang des Monats, wie die Fähre an einem Drahtseil über die Nahe gezogen wird. Per Hand. Der 53-Jährige hat vorher im Lebenshilfe-Chancen-Zentrum in Bad Kreuznach gearbeitet. Jetzt zeigt ihm Gruppenleiter Silvio Voß, was ein Fährmann machen muss. Für Sven Witte eine besondere Herausforderung, denn er kann nicht schwimmen. Sicherheitshalber trägt er deshalb immer eine Schwimmweste.
Sven Witte, Mitarbeiter des Lebenshilfe-Chance-Zentrums Bad Kreuznach
„Ja, das klappt ganz gut, weil der Silvio Voß, der hilft auch mit Rat und Tat. Der hat auch gesagt, Respekt für einen Nichtschwimmer, der versucht, diese Handfähre per Hand zu ziehen.“
Der Silvio Voß managt den Fährbetrieb seit April mit fünf Mitarbeitern, die vorher in den Werkstätten der Lebenshilfe gearbeitet haben.
Silvio Voß, Gruppenleiter
„Wir lernen das alle gemeinsam im Moment, ich bin ja auch neu hier an der Fähre. Die Jungs machen das alle auch ganz toll und das Mädel, das wir hier haben.“
Vorurteile abbauen und ein Kulturgut erhalten. Menschen mit Beeinträchtigung wie Sven Witte arbeiten selten in der Öffentlichkeit, sondern dort, wo kaum jemand sieht, was sie alles leisten.
Andreas M. Neumann, Geschäftsführer Lebenshilfe Chance-Zentrum Bad Kreuznach
„Wir machen das, weil wir hier mitten im Herzen von Bad Münster am Stein ein Inklusionsprojekt auf die Beine stellen wollen, wo wir Menschen mit Behinderung zusammenbringen können und auch zeigen, wie leistungsfähig Menschen mit Behinderung sind.“
Die Fähre inklusive Bootsverleih gehört der Stadt Bad Kreuznach. Das Lebenshilfe-Chance-Zentrum ist Pächter. Von Mittwoch bis Sonntag sind die Mitarbeiter vor Ort. Am Wochenende den ganzen Tag. Auch René Hümer hat bisher in den Werkstätten der Lebenshilfe gearbeitet.
René Hümer, Mitarbeiter des Lebenshilfe-Chance-Zentrums
„Und das macht ziemlich viel Spaß. Klar, man muss mal ein bisschen Unkraut machen, ein bisschen kehren. Aber das ist nebensächlich. Aber es macht Spaß, die Atmosphäre ist gut. Man ist an der frischen Luft.“
Seit mehr als 300 Jahren gibt es den Fährbetrieb. Viele Wanderer wie Michaela und Elke nutzen die kurze Überfahrt für 1 Euro 50 ins Huttental.
Michaela, Passagierin
„Ja, das ist toll, dass es sowas Besonderes noch gibt, dass man mit der Fähre hier das Wandern starten kann.“Elke, Passagierin
„Das finde ich super, weil Menschen mit Beeinträchtigung sonst immer wo im Hintergrund stehen. Und so können sie sich hier an so einem ganz normalen Arbeitsplatz auch mal ausprobieren. Und es ist einfach schön hier.“