Weniger Bienen unterwegs

Der Frühling ist da, die Blumen blühen schon prächtig und sie ziehen die Honigbienen an. Doch dieses Jahr sind es weniger als sonst. Imker erleben momentan ein böses Erwachen, denn im Winter sind viel mehr Honigbienenvölker gestorben als üblich. Warum das so ist und ob der Honig jetzt teurer wird, haben wir uns in Klein-Winternheim in Rheinland-Pfalz angeschaut.

Thomas Hock ist auf dem Weg zu seinen Bienen. Vergangenes Jahr standen hier noch zwölf Stöcke, heute sind es nur noch vier. Viele seiner Völker haben den Winter nicht überlebt. Ein dramatischer Verlust für den Imker. Normalerweise sterben 20% der Bienenvölker im Winter. Dieses Jahr ist der Verlust viel höher.
Thomas Hock, Imker
„Wenn man das jetzt auf Deutschland hoch rechnet und sagt: ‚Wir wissen, dass wir eine knappe Million Bienenvölker haben und wir haben im Schnitt wahrscheinlich so zwischen 40 und 50 Prozent Völkerverluste“, dann können wir davon ausgehen, dass wir mehrere hunderttausend Bienenvölker im Winter verloren haben.“
Thomas Hock schätzt seinen finanziellen Verlust auf ungefähr 8.000 Euro.
Neben Parasiten, wie der Varroamilbe gibt es weitere Gründe für das Bienensterben. Zum Beispiel die Folgen des vielen Regens im vergangenen Jahr. Dadurch hätten Landwirte mehr Pestizide für ihre Pflanzen eingesetzt, um sie vor Pilzen zu schützen. Die Gifte gelangen dann über den Nektar zu den Bienen.
Thomas Hock, Vorsitzender Imkerverband Rheinland-Pfalz
„Der Nektar stellt die Kohlenhydrate für das Volk dar, die Pollen stellen Eiweiß und Mineralstoffe und die Grundnahrungsmittel, die sind dann so stark belastet für das Volk, dass sie die junge Brut schon stören, die Aufzucht stören im Bienenvolk. Und damit haben wir geschwächte Bienen, die den Winter nicht überleben.“
Der Imkerverband fordert daher den Einsatz von Pestiziden zu regulieren und zu überwachen. Bienen und andere Insekten benötigten auch mehr Lebensraum.
Thomas Hock,  Vorsitzender Imkerverband Rheinland-Pfalz
„Man muss ja sehen, dass auch die Blühwiesen verschwunden sind. Wenn wir eine Wiese haben, ist dort Turbogras eingesät, das irgendeinen Nutzen erfüllen soll. Großflächig werden verschiedene Herbizide eingesetzt, die dann auch interagieren mit den anderen Blütenpflanzen, die das Blühen an sich stören und das führt dann dazu, dass wir einen Nahrungsverlust haben sowohl für die Honigbiene, denn insbesondere auch für die Wildbiene.“
Denn diese ist im Vergleich zur Honigbiene deutlich mehr gefährdet. Zwei Drittel der 560 Wildbienenarten gelten als vom Aussterben bedroht. Im Vergleich zur Honigbiene stehen die aber nicht unter der Obhut der Imker.
Thomas Hock, Vorsitzender Imkerverband Rheinland-Pfalz
„Und da ist es sehr schwer zu messen, was über den Winter verloren gegangen ist oder nicht mehr da ist. Man sieht es, wenn man sich die neue Krefelder Studie anschaut, die neusten Ergebnisse, dass der Insektenschwund und das Insektensterben, Artensterben unvermindert weitergeht.“
Mit weniger Bienen können auch weniger Pflanzen bestäubt werden. Von der sind jedoch Landwirte sowie Insekten und Tiere abhängig. Dass der regionale Honig nun teurer wird, ist durch billige Importe und den Preisdruck aber eher unwahrscheinlich, sagt Thomas Hock.
Er überlegt jetzt seine verbliebenen Bienen aufzuteilen, damit sich wieder neue Völker bilden können. Das braucht aber Zeit und bedeutet für ihn: Honig ernten kann er erst wieder im nächsten Jahr.