Kreative Ideen gegen Leerstand in Andernach
Es gibt wohl kaum noch eine Innenstadt, die nicht mit Bildern von leerstehenden Geschäften und Läden zu kämpfen hat. Die Gründe für Leerstand sind vielfältig. Der Gewerbe-Verein im rheinland-pfälzischen Andernach will das aber nicht einfach so hinnehmen – und startet deshalb in regelmäßigen Abständen ungewöhnliche Aktionen in anderen Innenstädten, um so auf ihr Stadt-Zentrum aufmerksam zu machen.
Wenn die Einkaufsstraßen leer und dunkel sind, geht es für sie erst richtig los. Sie stickern, kleben, hinterlassen Grüße. Vor ihnen ist kaum eine Innenstadt sicher.
Aber alles von Anfang an:
Hier im Geschäft von Heike Reiff in Andernach bereiten sich die Frauen auf ihren Abend vor. Heute ist Mainz dran. In über zehn Städten waren sie schon, um Werbung für ihre Stadt zu machen. Denn was sie unbedingt verhindern wollen: Dass bald noch mehr Läden in Andernach leer stehen.
Heike Reiff, Einzelhändlerin aus Andernach
„Im Vergleich mit anderen Städten geht das. Aber wir sind natürlich schon auch wachsam. Weil wir wissen auch, dass es einen Generationswechsel bei dem ein oder anderen Einzelhändler gibt die nächsten zwei, drei Jahre. Und da wollen wir einfach schon frühzeitig vorbeugen. Damit auch wirklich gute Kollegen hierher bekommen.“
Und dafür lassen sie nichts unversucht. Ihr Vorgehen ist immer gleich: Erst kundschaften die Händlerinnen die Geschäfte aus. Und wenn es dunkel ist, starten sie mit Kleben.
„Wow! Pop-Up Store gefällig?“
Aber gefällt das allen Ladenbesitzern? Den ein oder anderen irritierten Anruf gibt es am Morgen danach.
Heike Reiff, Einzelhändlerin aus Andernach
„Gleichzeitig kam dann direkt nachdem wir telefoniert hatten oder kommuniziert hatten: Was für eine coole Idee. Also wir wollen ja keinen hier klauen. Wir wollen ja keinen in einen anderen Ort weglocken. Sondern wir wollen einfach nur anregen: Hey komm doch mal nach Andernach. Vielleicht willst du ja eine Filiale eröffnen. Wir wollen ja hier keine Konkurrenz machen.“
Auch sie war überrascht von den Posts an ihrem Geschäft: Lucia Kranz ist Konditormeisterin aus Mendig und auf die ungewöhnliche Guerilla-Aktion angesprungen. Seitdem verkauft sie an zwei Freitagen im Monat ihr Gebäck in einem Andernacher Pop-Up Store.
Lucia Kranz, Konditorin
„Ich wollte schon expandieren. Und die Aktion kam einfach zum richtigen Zeitpunkt ohne dass sie wussten, dass ich da was vorhatte. Das war dann der Aufhänger zu sagen, ich gehe nach Andernach. Ich habe sowieso eine gute Verbundenheit zu Andernach, dadurch dass ich auch hier zur Schule gegangen bin. Und dachte dann, so kann ich das Ganze wieder aufleben lassen.“
Der letzte Schritt fehlt noch: ein eigenes Café in Andernach. Die 34-Jährige ist zuversichtlich, dass das klappt. Für Heike Reiff ist es unerlässlich, dass sie als Händler zusammenhalten.
Heike Reiff, Werbegemeinschaft Andernach
„Es nützt nichts, wenn wir ein Einzelkämpfer sind. Wir müssen gemeinschaftlich schauen, dass der Standort attraktiv ist. Weil, wenn der Kunde in dem einen Laden eine Hose findet, findet er in dem anderen Laden das Oberteil. Und in dem nächsten die Schuhe. Und wenn er das Angebot nicht hat, dann fährt er in die nächst größere Stadt. Und deshalb müssen wir alle zusammen dafür kämpfen, dass wir unseren Standort attraktiv erhalten, weil sonst können wir selber ja auch keine Geschäfte mehr machen.“