Patricks Kampf gegen die Angst
Wenn Angst und Panik aber den Alltag bestimmen und das Leben beeinträchtigen, dann ist das nicht mehr normal. Stichwort: Angststörung. Eine aktuelle Studie zeigt, dass immer mehr Menschen – auch in Hessen – eine Angststörung haben. So wie Patrick, den wir in Bensheim getroffen haben.
Die Sonne scheint, viele gut gelaunte Menschen spazieren durch die Bensheimer Innenstadt. Für Patrick die reinste Hölle. Seine Angststörung lässt ihn kaum am sozialen Leben teilhaben. Mit seinem Coach Thilo Hauke aus der Eingliederungshilfe übt er heute eine ganz normale Alltagssituation: einen Stadtbummel.
Patrick K., leidet an einer Angststörung
„Die Vorstellung, jetzt alleine da durchzulaufen löst schon die Panik in mir aus.“
„Wie äußert sich das jetzt gerade?“
„Die Beine fangen an zu zittern ein bisschen, ich kriege einen trockenen Mund und es wird alles bitzelig und es kribbelt alles ein bisschen und das Sprechvermögen ist auch … ich fasse keinen klaren Gedanken mehr.“
Von außen ist Patrick seine Panik kaum anzumerken. Das Meiste spielt sich in seinem Inneren ab. Sich mit seinem Coach zu unterhalten, lenkt ihn ein bisschen ab. Im Café wählt er den Tisch, der am weitesten entfernt von den anderen Gästen steht.
Patrick K., leidet an einer Angststörung
„Also wenn man wirklich jeden Tag Panik hat, man kann ja gar nichts tun. Nichts. Sie können nicht mit Freunden in die Disco, oder in die Kneipe oder ins Kino oder mit den eigenen Kindern auf den Spielplatz gehen oder einkaufen gehen. Und Sie haben so viele Verpflichtungen, Sie können die gar nicht machen. Theoretisch ist das alte Leben, so wie es war, ist weg.“
Zwölf Jahre ist es her, Patricks altes Leben. Die erste Panikattacke kommt ganz plötzlich und ändert sein Leben von einen Tag auf den nächsten.
Patrick K., leidet an einer Angststörung
„Ich saß auf dem Bett und es hat sich so angefühlt als würde das Bett mich einsaugen. Und dann bin ich so hochgeschreckt und dann fing’s an, der rechte Arm wurde taub und immer tauber und dann habe ich mich da reingesteigert, weil ich mal irgendwo gelesen hab, dass, wenn der rechte Arm taub wird, dass man dann eventuell, dass es was Schlimmeres sein könnte. Dann hab ich mich halt massiv reingesteigert, dann Herzrasen extrem bekommen, Schwindel.“
Sein Mitbewohner ruft damals den Notarzt, Patrick kommt ins Krankenhaus. Dort ist die Panik aber schon wieder vorbei. Von da an kommt sie immer öfter, bald täglich. Irgendwann schickt ein Arzt Patrick zu einem Psychologen. Es kommt heraus: Ein Ereignis in Patricks Kindheit hat die Angststörung ausgelöst. Was genau passiert ist, möchte er heute nicht erzählen.
Bei 92 Prozent der Betroffenen sei eine Psychotherapie bei Angststörungen wirksam, sagt die Psychologin Christel Van den Berghe. Ganz wichtig sei, sich der Angst zu stellen.
Christel Van den Berghe, Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen
„Wir haben einen Schutzmechanismus, wir können vor Angst nicht sterben. Wenn ich eine Angststörung habe, bin ich permanent in so einem Erleben, ich könnte einen Herzinfarkt kriegen, die Angst bringt mich um, ich muss vermeiden. Und das wird verhindert, das Vermeiden, sondern die Angst wird durchlebt. Und dadurch baut sich die Angst Stück für Stück wieder ab.“
Bus fahren oder Einkaufen, das ist heute zwar immer noch schwer für Patrick, aber es geht schon viel besser. Denn er hat sich Hilfe gesucht und sich seinem Umfeld geöffnet.
Patrick K., leidet an einer Angststörung
„Die beste Strategie ist halt, wenn die Menschen wissen, dass man diese Erkrankung hat, dann fühlt man sich auch viel sicherer. Und man kann dann auch Bescheid sagen. Wie bei meinem Coach, kann ich sagen: ‚Hier, ich habe gerade Panik, können wir mal ein bisschen langsamer machen?'“
Alle zwei Wochen treffen sich Patrick und Thilo Hauke und erledigen die Dinge, die Patrick noch nicht alleine schafft.
Thilo Hauke, Psychosozialer Hilfsverein Heppenheim
„In dem Fall hilft es meistens, einfach dabei zu sein, die Leute zu begleiten, denen einen gewissen Anker zu bieten, etwas an dem sie sich orientieren können.“