Kirche als Wohnraum
Der Mitgliederschwund in der evangelischen und katholischen Kirche hält an. Und das hat Konsequenzen. Immer mehr Gotteshäuser werden nicht mehr gebraucht. Was tun mit den ungewöhnlichen Gebäuden? Zum Beispiel etwas gegen den Wohnungsnotstand machen, dachte sich ein Projektentwickler aus Trier. Wenn aus dem Gotteshaus eine Wohnung wird.
Die Kirche bleibt im Dorf, oder besser im Trierer Stadtteil Pallien. Von außen ist noch alles zu sehen, was ein katholisches Gotteshaus so ausmacht. Aber „Maria Königin“ ist bereits 2016 entweiht worden und ist jetzt ein Wohnkomplex. Ein Gebäude aus Bruchstein, gebaut in den 1950er Jahren. Es steht unter Denkmalschutz. Heute sind die Projektentwickler aus Trier stolz auf die Umgestaltung. Doch alleine die Planungsphase hat zwei Jahre gedauert.
Caroline Koch, Projektleiterin
„Bei dieser Kirche war es eine besondere Herausforderung, das Erscheinungsbild von außen so zu lassen, aber dennoch funktionierende Grundrisse in diese Kirche hereinzubekommen.“
Noch vor ein paar Jahren besteht das Gebäude fast nur aus einem großen, sehr hohen Raum. Heute besitzt es fünf Stockwerke. Die dicken Außenmauern sind geblieben. Genauso wie viele der Mosaikfenster. Ein riesiges Treppenhaus mit sakralem Charme.
Jan Eitel, Projektentwickler
„Ich muss gestehen, wir haben nicht gerade nach einer leerstehenden Kirche gesucht, aber wir sind spezialisiert aus ehemals nicht Wohngebäuden, Wohngebäude zu machen und dann hat das eine gewisse Logik, dass irgendwann auch mal eine Kirche dabei ist, eine entweihte, eine profanierte Kirche, und so sind wir auf dieses Gebäude aufmerksam geworden und haben uns darauf beworben, ob wir es machen dürfen.“
Das Bistum ist vom Konzept überzeugt. Auch in den 17 Mietwohnungen ist der Kirchencharme geblieben, alle sind bereits vermietet. Elf Euro pro Quadratmeter, für Trier ein durchschnittlicher Mietpreis. Statt Leerstand, neuer, dringend benötigter Wohnraum in einem ungewöhnlichen Gebäude. Mit echten Orgelpfeifen als Etagenwegweiser, mit einem Taufbecken, das mitten im Treppenhaus steht.
Jan Eitel, Projektentwickler
„Wenn Sie ein Bürogebäude umbauen in ein Wohngebäude, dann kann man sich das ganz gut vorstellen. Da gibt es Fenster, da gibt es Treppenhäuser, da gibt es Flure, da muss man dann halt die Wohnungsgrundrisse entsprechend integrieren. Bei dem Kirchengebäude gibt es das alles nicht. Es gibt kein Treppenhaus, es gibt keine Stockwerke, es gibt in der Regel keine Fenster oder wenige, wenigstens solche, die nicht geeignet sind für Wohnungen. Und das ist ein enormer Aufwand, deshalb kann man nicht einfach sagen: ‚Na ja, in Zukunft werden viele Kirchen leer stehen, also machen wir jetzt einfach Wohngebäude draus‘, das funktioniert so einfach nicht.“