Neuer Notfalltresen im Offenbacher Klinikum

Die Notaufnahme im Krankenhaus ist, wie der Name schon sagt, für Notfälle da. Doch oft landen dort auch Patienten, die eigentlich nicht da hin gehören, weil sie eben keine Notfälle sind. Volle Krankenhausflure, lange Wartezeiten und gestresstes Personal sind die Folge. In immer mehr hessischen Kliniken gibt es deshalb nun eine sogenannte „Ersteinschätzungsstelle“. So auch im Sana-Klinikum in Offenbach.

Die fünfjährige Hanna hat sich vor ein paar Tagen am Finger verletzt. Jetzt ist er dick, eiterig und pocht. Der Kinderarzt hat sie und ihre Mutter hierher geschickt. Für die Krankenschwester an der „Ersteinschätzungsstelle“ ist es eindeutig: Ein Fall für die Notaufnahme.
„Einmal ausfüllen und dann kommen Sie einfach nochmal zu mir mit der Karte, dann melde ich Sie an.“
Dieser Mann ist mit seiner 81-jährigen Mutter gekommen.
„Hat sie jetzt auch starke Atemnot?“
„Atemnot, Phlegma,…“
„Hat sie Asthma-Medikamente, die sie nimmt?“
„Nein. Kein Asthma, keine Asthma-Medikamente.“
„Seit wann sind die Beschwerden jetzt so stark?“
„Donnerstag.“
Ein Fragenkatalog hilft Krankenschwester Selina Rieple bei der Entscheidung: Notfall oder ein Fall für den Hausarzt, beziehungsweise ärztlichen Bereitschaftsdienst. Auch in diesem Fall heißt es: Notaufnahme. Anders die nächste Patientin. Sie leidet seit mehreren Wochen unter Rückenschmerzen. Sonst hat sie keine Symptome.
„Es ist jetzt nichts für die Notaufnahme an sich.“
Für sie heißt es: ab zum Hausarzt.
Selina Rieple, Krankenschwester
„Es ist tagesformabhängig, würde ich sagen, aber es ist schon Drittel wirklich, die wir eigentlich wegschicken, über die das System sagt, dass das nichts für die Notaufnahme ist.“
Seit circa sechs Monaten ist die „Ersteinschätzungsstelle“ am Offenbacher Sana-Klinikum nun in Betrieb. Früher mussten Patienten eine Nummer ziehen und teilweise lange warten, bis sie überhaupt mit jemandem gesprochen haben – und sich dann manchmal herausgestellt hat, der vermeintliche Notfall ist gar keiner. Das bedeutete Frust für beide Seiten.
Christian Pietsch, Chefarzt Notfallmedizin
„Umfragen zeigen, dass Patienten teilweise das System nicht kennen. Die wissen tatsächlich häufig nicht, mit welchem Problem sie sich wo hin wenden müssen. Das ist ein Aspekt. Der zweite Aspekt ist, dass häufig die gefühlte Dringlichkeit für das Problem, das man jetzt hat, höher vielleicht eingeschätzt wird als objektiv durch medizinisches Fachpersonal oder den Hausarzt.“
Der neue Schalter soll alles entzerren, für Entlastung des medizinischen Personals und kürzere Wartezeiten für die Patienten sorgen.
Annette Polheim, aus Heusenstamm
„Ich finde das auf jeden Fall viel besser als hier geballt alles, dass hier alles zusammenkommt, sondern dass das ein bisschen separiert ist, ein bisschen intimer in dem Bereich.“
Nach Frankfurt Höchst und Darmstadt ist der Notfalltresen der dritte seiner Art in Hessen, viele weitere sollen folgen. Damit jeder die Hilfe bekommt, die er benötigt – ob hier, in der Notaufnahme, oder doch an anderer Stelle.