Nashorn-Schnüffelhunde werden in Hessen ausgebildet
Von der Fotografie des Alltags, jetzt zu etwas, dass uns hierzulande nicht auf der Straße sondern höchstens in Zoos begegnet. Nashörner. Die Dickhäuter sind vom Aussterben bedroht. Ein Grund: Wilderei. Die Tiere werden wegen ihres Horns getötet. Auch in Schutzgebieten sind sie nicht sicher. Allein im vergangenen Jahr wurden in Südafrika 420 Nashörner Opfer von Wilderern. Eine Frau aus dem hessischen Griesheim will dagegen etwas tun und bildet Hunde zu Nashorn-Schnüfflern aus.
Hündin Kulava Kutiva auf der Suche nach gewildertem Nashorn-Horn. An den privaten Eingängen des Kruger-Nationalparks, des größten Wildschutzgebietes in Südafrika, durchschnüffeln sie und ihre fünf Gefährten Autos und untersuchen Wohnungen und Lodges, um Wilderern auf die Spur zu kommen. Und es ist Verstärkung unterwegs. Im Tierheim Viernheim haben drei weitere Spürnasen gerade ihre Ausbildung begonnen. Nicole Tomera und Perdita Lübbe-Scheuermann trainieren sie für das Projekt „Rettet das Nashorn“. Lektion eins: das Versteckte Spielzeug finden.
Perdita Lübbe-Scheuermann, Gründerin „Rettet das Nashorn“
„Die Hunde müssen erst mal ganz viel mitbringen, die müssen ganz viel Go haben, den Willen Dinge zu suchen und zu finden und müssen unerschrocken sein und wenn sie das sind und auch schussfest und über Tische und Bänke gehen, das auch noch, und dann geht’s darum, dass sie ihre Nase einsetzen und sich konzentrieren können.“
Bevor die Hunde Nashorn-Horn erschnüffeln können, müssen sie erst mal die Grundlagen lernen: Vertrauen zum Menschen aufbauen, verschiedene Umgebungen kennen lernen und lernen, sich zu fokussieren. Schussfest sein heißt, dass laute Geräusche wie Schüsse oder Donner beim Hund keine Panik auslösen. Das klappt schon mal ziemlich gut. Als Perdita Lübbe-Scheuermann und ihr Mann vor vielen Jahren im Südafrika-Urlaub auf ein totes Nashorn stoßen, fassen sie den Beschluss: Wir wollen helfen.
Perdita Lübbe-Scheuermann, Hundetrainerin
„Wir wollten kein Geld nach Afrika bringen. Wohin, wem geben wir es, wir mögen einfach diese großen Projekte nicht und haben gesagt, wir machen was direkt vor Ort. Wir möchten selbst Hand anlegen, möchten was tun. Und wir können nun mal Hund und da haben wir gesagt, warum nicht das machen, was am meisten gewünscht wird, nämlich gute Hunde nach Afrika zu bringen, die dort einen Job machen.“
Seit 2024 nimmt die Wilderei im Kruger-Nationalpark wieder zu. Ein Kilo Nashorn-Horn ist mehrere zehntausend Euro wert. Vor allem in Asien ist die Nachfrage nach wie vor groß, wo das Horn als Luxusprodukt und als medizinisches Heilmittel gilt. Wissenschaftliche Belege gibt es dafür übrigens keine. Zwar gibt es Schutzprogramme, bei denen den Tieren das Horn abgesägt wird, um sie für Wilderer unattraktiv zu machen – doch ein kleiner Rest bleibt meist noch übrig und damit auch die Gefahr. Für „Rettet das Nashorn“ ist Perdita Lübbe-Scheuermann eng mit den Wildhütern in Kontakt. In den Gebieten, wo ihre Hunde patrouillieren, sei im vergangenen Jahr kein Nashorn gewildert worden.
Perdita Lübbe-Scheuermann, Gründerin „Rettet das Nashorn“
„Die Wilderer, die umkreisen schon die Gebiete, wo die Hunde Präsenz zeigen, weil sie wissen natürlich um die Präsenz der Hunde und die Hunde finden ja auch regelmäßig. Das ist schon ein großer Erfolg.“