100 Jahre Leica
100 Jahre ist sie alt, die erste Kleinbildkamera der Welt, die in Serie produziert wurde: die Leica I. Entwickelt und gefertigt bei der Firma Leitz im mittelhessischen Wetzlar, hat sie Fotografiegeschichte geschrieben. Schnappschüsse im Urlaub oder aus dem Alltag konnten plötzlich in Bildern festhalten. Die Geburtsstunde der Straßenfotografie. Zum Jubiläum widmet das Ernst Leitz Museum in Wetzlar diesem Genre eine Ausstellung. Und in jedem Bild gibt es viel zu entdecken.
Es ist die Perspektive, das Licht, die Linienführung, die diese Bilder so einzigartig machen. Es sind die Farben und der Blick des Fotografen. In diesem Fall der Berliner Fotografin Julia Baier, aus ihrem Küchenfenster.
Geraldine Pfeffer, Leitz-Park Marketing GmbH
„Das ist einfach ein Mensch, der gerade ihren Öltank im Haus unten auffüllen möchte. Da muss man aber dreimal hinschauen, man muss es ein bisschen entdecken, man wird dahin geleitet.“
Das Motiv zeigt auch: Für ein gutes Bild muss man nicht unbedingt weit reisen. Die Straßenfotografie ist vielmehr ein Genre, das jeder im Alltag umsetzen kann, vorausgesetzt er hat ein Auge für Farben, Linien, Licht. Bis vor 100 Jahren war das anders.
Geraldine Pfeffer, Leitz-Park Marketing GmbH
„Es ging vorher nur mit Glaskästen zu fotografieren beziehungsweise mit Holzapparat mit Glasplatte, die dahinter gelegt war und man musste ganz lange stehen, teilweise bis zu neun Minuten, damit ein Bild gemacht wird. Man musste diese Apparatur aufbauen, das war wirklich mühevoll, um ein Bild zu machen. Und mit der Leica I konnte man auf einmal 36 Aufnahmen machen und zwar aus der Bewegung heraus. Man konnte den Moment einfrieren, man kann Geschichte schreiben, man kann Geschichte erzählen.“
In den Anfangsjahren war das einem wohlhabenden Publikum vorbehalten. Damals hat die Leica I, hier ein Original aus dem Jahr 1925, das 1,5-fache eines durchschnittlichen Monatslohns gekostet. Trotzdem hat sie sich durchgesetzt. Bis heute stehen die Leica-Modelle bei Straßenfotografen aus aller Welt hoch im Kurs. Die Ausstellung zeigt mehr als 100 Werke aus dem hauseigenen Archiv – eine Zeitreise durch die vergangenen 100 Jahre.
Geraldine Pfeffer, Leitz-Park Marketing GmbH
„Ein gutes Bild erzählt eine Geschichte, die man sich erarbeiten muss. Und die man auch unterschiedlich interpretiert, je nachdem, wer man ist, wie man lebt, wie die Situation grade ist.“
So zum Beispiel bei dieser Fotografie des US-Amerikaners Steve McCurry, einem Star in der Szene. Aufgenommen aus einem Taxi in Indien.
Geraldine Pfeffer, Leitz-Park Marketing GmbH
„Eigentlich ist diese Glasscheibe sozusagen die Trennung zwischen der Welt da draußen in Indien – eine Frau bittet um Geld mit ihrem Kind auf dem Arm –, während man selbst in einem Taxi sitzt, man wird gefahren, man sitzt hinten auf der Rückbank, die Scheibe ist beschlagen wegen Klimaanlage.“