Neues Frauenhaus-Projekt in Koblenz

Schaut man auf die Zahlen, so wird dieses Thema „Gewalt gegen Frauen“ immer größer. Den Frauen bleibt oft nur die Flucht in ein Frauenhaus. Doch wie geht es danach weiter, wenn man sich sein Leben von Null komplett alleine aufbauen muss? Eine Möglichkeit ist Second Stage, ein Projekt, das Frauen auf ihrem Weg in die Unabhängigkeit begleitet. Frauen wie Elena aus Koblenz.

Das Gefühl die eigene Wohnung aufzuschließen, in Sicherheit zu sein. Für Elena bedeutet das alles. Elena heißt in Wirklichkeit anders, ihren Namen haben wir zu ihrem Schutz geändert.
Elena
„Jeder Tag für mich ist wie ein Geschenk. Ich kann in die Zukunft schauen. Früher habe ich nur gesehen, dass alle Türen zu sind. Aber jetzt ist es besser, es gibt viel Hoffnung.“
Im Jahr 2015 flieht sie hochschwanger mit ihrem damaligen Partner aus Syrien nach Deutschland. Sie hofft auf eine bessere Zukunft. Doch der Traum wird für die junge Frau schnell zum Alptraum. Die Erlebnisse der Flucht lassen das Paar nicht los.
Elena
„Ich war geduldig und habe der Beziehung viele Chancen gegeben, damit sie hält, aber das hat nicht funktioniert. Bis er mich geschlagen hat. Erst einmal, dann drei Mal, vier Mal. Dann irgendwann hat ein Nachbar die Polizei gerufen.“
Sie verlässt ihren Mann und zieht ins Frauenhaus, doch nach kurzer Zeit geht sie wieder zu ihm zurück. In der Einrichtung sei sie zwar sicher gewesen, doch sie habe keine Perspektive gesehen und wusste nicht, wie sie sich ein neues Leben aufbauen soll.
Elena ist kein Einzelfall. Und genau hier soll das Second-Stage-Angebot helfen. Frauenhäuser mieten Wohnungen an. Dort können die Betroffenen dann übergangsweise einziehen, nachdem sie den akuten Schutz des Frauenhauses nicht mehr brauchen. Der erste Schritt in Richtung Unabhängigkeit.
Katja Maur, Sozialdienst katholischer Frauen Koblenz
„Sie können dort Besuch empfangen im Gegensatz zum Frauenhaus und die Adresse ist auch nicht mehr anonym. Der Vorteil aber gegenüber einer eigenen Wohnung ist, dass sie einfach nochmal engmaschiger begleitet werden und da sicherlich durch die psychosoziale Beratung nochmal profitieren.“
Und die benötigten Frauenhausplätze werden schneller wieder frei. Die Träger suchen die Second-StageWohnungen selbst aus. Doch der Wohnungsmarkt in Koblenz ist angespannt.
Katja Maur, Sozialdienst katholischer Frauen Koblenz
„Wichtig wäre, dass vielleicht auch Kooperationen mit öffentlichem Wohnbau geschaffen werden können, oder auch einfach von Seiten der Kommunen Wohnraum zur Verfügung gestellt werden kann für die Projekte und auch für den weiteren Verbleib der Frauen nach den Projekten.“
Durch das Projekt schafft es Elena, ihren Mann endgültig zu verlassen. Ein Befreiungsschlag. Sie organisiert mit Hilfe der Sozialarbeiterin ihr Leben neu. Es gibt viel Papierkram zu erledigen. Sie muss sich ummelden und das Sorgerecht für ihre Kinder regeln. Am wichtigsten aber ist die Heilung. Elena malt viel, um das Erlebte zu verarbeiten.
Elena
„Ich habe das Gefühl gemalt, dass ich hatte, als ich damals im Frauenhaus angekommen bin. Die Frau schaut nach oben und fühlt Erlösung. Ich verzeihe meinem alten Charakter und ich liebe auch diese Frau. Aber jetzt nicht mehr. Denn jetzt habe ich mein Ziel.“
Innerhalb von acht Monaten schafft sie es, sich ein neues Leben aufzubauen. Mittlerweile hat sie eine eigene Wohnung. Gerade macht sie ihren Führerschein, besucht Deutschkurse und will eine Ausbildung beginnen.
Elena
„Manchmal sagt der Kopf: ‚Ach das ist mein Leben. Ich kann nicht glücklich sein, wenn ich allein bin. Okay ich bleibe mit meinem toxischen Partner zusammen‘. ‚Nein‘ muss man immer sagen. Man kann sein Leben ändern.“