Kurze Bauzeit für Kitas in Worms

In Rheinland-Pfalz fehlen Kita-Plätze. Das ist ein Thema, das nicht nur die Landespolitik und Kommunen beschäftigt. Vor allem Eltern haben Sorge, keinen Platz für ihr Kind zu bekommen. In Worms geht man jetzt neue Wege, um mehr Kita-Plätze zu schaffen. Und das erfolgreich.

Diese Kindertagesstätte im Wormser Bildungszentrum ist in nur einem Jahr entstanden. Seit Januar werden hier etwa 100 Kinder betreut. Nur eines von insgesamt vier Neubau-Projekten, die die Stadt innerhalb kürzester Zeit realisieren konnte. Auch die neue Kita „Arche Noah“ in Worms-Rheindürkheim ist so gut wie fertig. Schon in wenigen Monaten sollen hier 154 Kinder betreut werden. Die kurze Bauzeit hat mit dem Bauverfahren zu tun. Stadtentwicklungsdezernent Timo Horst konnte ein Bau mit einem Generalunternehmer bewirken.
Timo Horst (SPD), Stadtentwicklungsdezernent Worms: „Kitas, die wir mit Generalunternehmer bauen, werden halt deutlich schneller fertig. Wir haben hier bei der Kita in Rheindürkheim eineinhalb Jahre gebraucht, statt normalerweise drei Jahre, wenn wir konventionell bauen müssen. Und der Vorteil ist tatsächlich, dass die einzelnen Gewerke besser ineinander greifen und besser koordiniert sind bei einem Generalunternehmer, als beim konventionellen Bauen.“
Bisher war es Kommunen durch das Mittelstandsfördergesetz in Rheinland-Pfalz nicht möglich, auf diese Weise zu bauen. Das sorgte dafür, dass jedes Gewerk, das für einen Neubau notwendig ist, einzeln und zeitaufwändig ausgeschrieben werden musste. Die Stadt Worms bekam von der Landesregierung eine Ausnahmegenehmigung. Wie zügig daraufhin in Worms Kitas gebaut wurden, überzeugte. Vor wenigen Wochen hat der Landtag das Gesetz geändert.
Timo Horst (SPD), Stadtentwicklungsdezernent Worms: „Wir waren in Worms natürlich mutig. Wir haben gesagt, wir gehen auch ein Stück weit in eine Grauzone rein und sagen: Wir möchten jetzt Schnelligkeit an erste Stelle setzen und mittlerweile hat der Landesgesetzgeber das auch erkannt und da bin ich sehr froh drum, dass das gehört worden ist. Weil wir müssen in Deutschland schneller werden und wir müssen vor allem Bürokratie abbauen und hier ist ein Beispiel in Worms dafür, dass wir es schnell und unbürokratisch geschafft haben, Kitas zu bauen.“
Das sieht man auch im rheinland-pfälzischen Bildungsministerium so. Im ganzen Land fehlen nämlich tausende Kita-Plätze. Städte wie Worms könnten mit Eigeninitiative für Entlastung sorgen.
Stefanie Hubig (SPD), Bildungsministerin Rheinland-Pfalz: „Das ist ein absolut guter Weg und wir unterstützen auch wo wir können. Mit der Betriebserlaubnis und auch mit finanziellen Mitteln. Wir haben im letzten Jahr ein großes Programm zur Investition in die Kitas aufgelegt mit einem Volumen von 40 Millionen. Damit die Kommunen vor Ort unterstützt werden. Und dass Worms jetzt so Tempo macht, ist ein tolles Beispiel dafür, dass es gelingen kann.“
Noch im Mai vergangenen Jahres fehlten in Worms 894 Kita-Plätze. Mit den aktuellen Baumaßnahmen für insgesamt 50 Millionen Euro schafft die Nibelungenstadt in wenigen Jahren etwa 650 neue Plätze. Das hat sich auch in anderen Kommunen herumgesprochen. Die Anfragen häufen sich bei Timo Horst – nach dem „Wormser Kita-Modell“.