Krankenhauslandschaft im Umbruch
Dass das Gesundheitssystem reformiert wird, ist beschlossene Sache. Jetzt müssen die Bundesländer die Reform umsetzen – also entscheiden, welches Krankenhaus künftig noch welche Leistungen anbieten soll. Und an welchen Standorten im Land eine Klinik einfach nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben ist und folglich schließen muss. Bis Herbst 2026 soll das dauern. Zeit, die vielen Krankenhausbetreibern aber nicht bleibt. Denn 70% der Krankenhäuser schreiben schon jetzt rote Zahlen.
So auch das Verbundkrankenhaus Linz-Remagen im Norden von Rheinland-Pfalz. Vor genau einer Woche hat der Träger beantragt, ein sogenanntes Eigenverwaltungsverfahren zu eröffnen. Das bedeutet, er ist nicht zahlungsunfähig, aber um die Insolvenz zu verhindern, muss er sich sanieren.
Damit ist jetzt Mark Boddenberg betraut. Details kann er noch nicht verraten, bekennt sich aber klar dazu, beide Standorte erhalten zu wollen.
Mark Boddenberg, Anwalt für Insolvenzrecht
„Ich sage Ihnen, wir gehen mit Maximalforderungen ins Rennen. Wir haben Konzeptionen erarbeitet, die müssen jetzt auch in Abstimmung mit den Mitarbeitenden noch verfeinert werden und durchgerechnet werden. Und mit diesen Konzepten gehen wir dann in die Verhandlungen. Immer mit dem Hauptziel, dass der Träger, das Verbundkrankenhaus sich am Ende wieder rechnet, um erhalten bleiben zu können.“
An 105 Standorten gibt es in Rheinland-Pfalz 86 Krankenhäuser. Kein Standort ist verzichtbar, erklärt der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch heute bei einer Pressekonferenz in Mainz. Im Zuge der Krankenhausreform werden sie sich aber verändern.
Einerseits wird es zum Beispiel für Krebstherapien hochspezialisierte Zentren geben, andererseits:
Clemens Hoch (SPD), Gesundheitsminister Rheinland-Pfalz
„Werden wir in Rheinland-Pfalz auch Regiokliniken in die Fläche bringen. Das sind die Anlaufpunkte für Patientinnen und Patienten für den Alltagsnotfall. Also wenn ich nicht mit dem Rettungsmittel in einer Notaufnahme muss, sondern mir am Wochenende das Malheur zuhause passiert und ich einen Arzt brauche.“
Bis zum 30. September können die Klinikleitungen Anträge dazu stellen, welche Leistungen sie künftig anbieten wollen. Dann wird geprüft, ob sie die personellen und technischen Voraussetzungen dafür erfüllen und ob in der jeweiligen Region ausreichend Bedarf besteht.
Wer was macht, soll bis Herbst 2026 feststehen. Wenn Krankenhäuser bis dahin zahlungsunfähig werden, müssen die Landkreise einspringen, wie hier in Alzey.
Um Verluste des insolventen DRK-Krankenhauses auszugleichen, stellt der Kreis übergangsweise 600.000 Euro zur Verfügung. Da aber kein neuer Betreiber in Sicht ist, wird er wohl längerfristig für das Klinikum aufkommen müssen. Und das obwohl der Haushalt schon jetzt defizitär ist. Aber:
Heiko Sippel (SPD), Landrat Alzey-Worms
„Wir haben eine tolle Ärzteschaft, haben auch tolles Pflegepersonal. Das stimmt also alles. Und zum zweiten brauchen wir hier in der Region ein Krankenhaus der Grundversorgung. Es geht ja noch ein Stück weit darüber hinaus. Es ist das einzige Krankenhaus in Alzey-Worms.“
Um die Kommunen zu entlasten, müsse der Bund den Krankenhäusern die gestiegenen Betriebskosten ausgleichen, sagt Clemens Hoch. Die rheinland-pfälzische CDU fordert aber auch vom Land mehr Engagement, denn:
Thorsten Welling (CDU), Abgeordneter Landtag Rheinland-Pfalz
„Momentan – und das sehen wir an den Insolvenzen allein der letzten 12 Monate – haben wir ein planloses Krankenhaussterben und werden auf einem Trümmerfeld aufbauen. Und das darf nicht passieren. Ganz besonders auch im ländlichen Raum, wo die Krankenhäuser ja besonders gefordert sind.“