ESA schaltet Raumsonde „Gaia“ ab
Am Ende seines Weges ist nun das Weltraumteleskop Gaia. Für die europäische Weltraumorganisation ESA hieß es deshalb Abschied nehmen. Über zehn Jahre lang wurde die Mission Gaia aus dem Satellitenkontrollzentrum ESOC in Darmstadt gesteuert. Nun wurde Gaia abgeschaltet. Ihre Aufgabe war es, unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße zu erforschen und eine Karte zu erstellen. Ihre Ziele hat sie dabei weit übertroffen.
„3, 2, 1, the last commands to gaia. The onboard computer is now off. That is it, gaia spacecraft is passivated. (Die letzten Befehle an Gaia. Der Boardcomputer ist jetzt aus. Das wars, Gaia ist abgeschaltet.)“
Andreas Rudolph, Gaia Missions-Manager
„Es ist ein sehr emotionaler Moment für uns, ich sage ein lachendes und ein weinendes Auge. Ein weinendes Auge, weil eine großartige Weltraummission zu Ende geht. Ein lachendes Auge, weil wir wissen, dass diese Mission weltweit einzigartig ist, dass sie einzigartige wissenschaftliche Daten produziert hat, eine hochgenaue Sternenkarte unserer Milchstraße.“
Am 19. Dezember 2013 macht Gaia sich auf den Weg ins All. Kurze Zeit später beginnt das Teleskop seine Arbeit, scannt unsere Milchstraße, misst Entfernung, Position und Bewegung ihrer Himmelkörper. Eine Milliarde Sterne sollte sie beobachten, am Ende wurden es fast doppelt so viele.
Andreas Rudolph, Gaia Missions-Manager
„Wir versuchen zu verstehen, wie unsere Milchstraße entstanden ist letztendlich, also wir haben nicht nur die Position der Sterne, wir kennen auch die Geschwindigkeiten der Sterne, das heißt wir können vorwärts und zurückspulen sozusagen.“
Neben den 1,8 Milliarden erfassten Sternen entdeckt Gaia unzählige Asteroiden in unserem Sonnensystem, die eines Tages auch in die Nähe der Erde kommen könnten. Außerdem findet das Teleskop viele Planeten sowie Hinweise auf mehrere kleine schwarze Löcher in der Milchstraße. Alles zusammen ergibt eine Karte unserer Galaxie, ein Fundament für künftige Raumfahrtmissionen.
Rolf Densing, Leiter Europäisches Raumfahrtkontrollzentrums ESOC
„Was Leute, die im Weltraum arbeiten, tun werden, die werden sich zukünftig so wie der Autofahrer sich an der Landkarte orientiert, werden die sich an dem Gaia-Katalog orientieren mit nie dagewesener Präzision.“
Die Unmengen an Daten, die Gaia gesammelt hat, sind noch lange nicht alle ausgewertet. Sie könnten auch Auskunft darüber geben, wie unser Sonnensystem entstanden ist: War es schon immer Teil der Milchstraße oder gehörte es früher vielleicht einmal zu einer anderen Galaxie, die mit der Milchstraße verschmolzen ist? Nur eine von unzähligen Fragen, die Gaia auch nach ihrem Tod noch beantworten könnte.
Andreas Rudolph, Verantwortlicher für Weltraum-Teleskops-Missionen der ESA
„Damit ist Europa, damit sind wir weltweit einzigartig und die Arbeit der Wissenschaftler an diesen Daten, wird fürs nächste Jahrhundert sich fortsetzen.“