Wie nehmen Pflanzen ihre Umgebung wahr?
Zimmerpflanzen wie diese nehmen die meisten Menschen nicht als Lebewesen wahr. Ein bisschen gießen und schon sind sie zufrieden. Manche Menschen sind jedoch davon überzeugt, dass Pflanzen besser gedeihen, wenn man beispielsweise mit ihnen redet. Und sie haben womöglich Recht, denn Pflanzen können uns spüren und sind auf ihre Art intelligent. Beweise gefällig? Dann schauen sie doch bei der Ausstellung „Unter Pflanzen“ im Sinclair-Haus in Bad-Homburg vorbei.
Eine Berührung, die ankommt. Der Efeu hängt nicht nur im Eingangsbereich der Ausstellung, er bemerkt die Finger des Besuchers. Reagiert darauf – sendet Impulse. Die Künstler machen diese für den Besucher hörbar.
Kathrin Meyer, Direktorin Museum Sinclair-Haus
„Eigentlich ist dabei die Idee unsere Imagination anzufachen. Weil eben Pflanzen sind lebendig, sie nehmen uns wahr. Sie nehmen die elektrostatischen Felder zum Beispiel um uns herum wahr. Das ist auch wichtig bei Blüten, dass sie da Bestäuber über diese Weise wahrnehmen. Und wir hören es normalerweise nicht, wir erleben es nicht. Und die Künstlerinnen und Künstler geben ja den Reaktionen der Pflanzen eine Stimme, eine elektronische verfremdete Stimme.“
So soll die Pflanze für die Besucher lebendig werden. Lebendig mit eigenem Charakter. So wie die Distel. Mit ihren Stacheln ist sie böse und abweisend, ohne eher elegant. Doch Pflanzen haben nicht nur Charakter, sie haben auch große Wirkmacht. Diese schönen inszenierten Pflanzen wurden Jahrhundertelang für Schwangerschaftsabbrüche verwendet. Der Zusammenhang von pflanzlichem und menschlichem Leben im Kontrast. Die Ausstellung klärt auf.
Kathrin Meyer, Direktorin Museum Sinclair-Haus
„Wir können nicht sehen, wie sie wachsen, wir können nichts hören, von dem, was sie an Duftstoffen oder eher riechen, was sie an Duftstoffen ausstoßen. Deswegen sind da die Naturwissenschaften wichtige Stichwortgeber und die Künstlerinnen und Künstler die verfolgen dann aber ihre Fragestellung ausgehend von den Wissenschaften und geben den nüchternen Daten oder so etwas wie der Photosynthese-Formel vielleicht nochmal einen anderen Zauber und eine andere Anknüpfungsfähigkeit.“
Anpassungsfähig sind auch Pflanzen. Dadurch sind sie intelligent. Das zeigen drei Werke in der Ausstellung, die in Kooperation mit dem Forschungsprojekt „Plants_intelligence. Learning like a plant“ von der Hochschule für Gestalung und Kunst in Basel entstanden sind. In einem Projekt zeigen die Kuratorinnen Lupinen, die auf unterschiedliche Farben anders reagieren. Sie beeinflussen ihr Wachstum und die Blütezeit.
Die Tuschezeichnungen vom Amarants zeigen seine Überlebenskraft. Denn trotz Pestiziden findet er immer einen Weg neu zu wachsen. Er ist flexibel. Das liegt an den vielen Samen aber nicht nur.
Yvonne Volkart, Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel
„In dieser Pflanze schlummern sehr viele Gene, die je nach der Situation besteht und nach den Bedürfnissen, die bestehen, dann geweckt werden können. Also das heißt, sie haben etwas wie eine Widerstandskraft in sich genetisch und die kann aktiviert werden je nach Situation.“