Staatsakt für verstorbenen Bernhard Vogel

Er war der Einzige, der in gleich zwei Bundesländern Ministerpräsident war, in Rheinland-Pfalz und in Thüringen. Bernhard Vogel. Niemand sonst stand so lange an der Spitze von Landesregierungen wie der CDU-Politiker. Anfang des Monats ist der 92-Jährige in Speyer gestorben. Heute wurde dem Ausnahmepolitiker bei einem Staatsakt in Mainz gedacht.

Die Flagge weht auf Halbmast auf dem Gebäude, in dem Bernhard Vogel lange als Ministerpräsident gewirkt hat. Hier in der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei wird dem Jahrhundertpolitiker heute gedacht.
Der amtierende rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer bezeichnet Vogel als eine der prägenden politischen Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Alexander Schweitzer (SPD), Ministerpräsident Rheinland-Pfalz
„Er selbst hat den Satz geprägt, ich zitiere ihn: ‚Erst die Menschen, dann das Land, dann die Partei.‘ Ja, er war ein echter Staatsmann, der sich als Ministerpräsident aller Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer verstand und der mit Weitblick wirkte.“
Bernhard Vogel wird 1967 Kultusminister in Rheinland-Pfalz. Erst unter Peter Altmeier, dann unter Helmut Kohl.
Als Kohl 1976 als Oppositionsführer in den Bundestag wechselt, wird Vogel rheinland-pfälzischer Ministerpräsident.
Er reformiert die Hochschulpolitik, erfindet den Rheinland-Pfalz-Tag und ruft die Graswurzelpartnerschaft mit Ruanda ins Leben.
Außerdem gilt Vogel als einer der Gründerväter des Privatfernsehens. Jürgen Doetz war erst Pressesprecher von Kultusminister Vogel und später Geschäftsführer von Sat.1. In Ludwigshafen ging 1984 in einem kleinen Kellerstudio das von Vogel geförderte „Kabelpilotprojekt Ludwigshafen“ an den Start, aus dem später Sat.1 entstand.
Jürgen Doetz, Weggefährte und ehemaliger Sat.1-Chef
„Bis zu seinem Tod war das auch ein Thema, das ihn immer wieder angetrieben hat, weil Medienvielfalt ist sicher einer der entscheidenden Grundpfeiler der Demokratie. Ludwigshafen war letztendlich der Türöffner auch für mehr Demokratie durch Medien in Deutschland und das bleibt von Bernhard Vogel.“
Demokratie fördern, Brücken bauen – das trieb Vogel an. Das betont heute auch Christian Baldauf, ehemaliger CDU-Landesvorsitzender und langjähriger Freund von Bernhard Vogel. Für Baldauf war er ein Politiker mit Kopf, Herz und Leidenschaft. Und was wird noch bleiben von Bernhard Vogel?
Christian Baldauf (CDU), Freund und Wegbegleiter von Bernhard Vogel
„Die Freundschaft, die Erinnerung. Von ihm bleiben viele politischen Wegmarken, wie die Universität in Kaiserslautern, die Universität in Trier. Über ihn kann man sehr viel lernen, wie man miteinander Politik betreibt nicht gegeneinander.“
Vermitteln, zwischen Menschen und auch zwischen Ost und West. Von 1976 bis 1988 war Vogel Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz, 1992 bis 2003 dann Ministerpräsident von Thüringen.
Mario Voigt (CDU), Ministerpräsident Thüringen
„Er sagte immer: ‚Thüringen war ein großes Abenteuer und ich kam nicht mit mehr als mit einer Zahnbürste‘. Aber er blieb.“
Seit rund drei Monaten ist Mario Voigt Thüringens Regierungschef. Der jüngste amtierende Ministerpräsident Deutschlands ist sich der Fußstapfen, in die er tritt, durchaus bewusst.
Mario Voigt (CDU), Ministerpräsident Thüringen
„Ich trete nicht nur in das Amt eines Vorgängers, sondern in das Vermächtnis einen Anspruchs. Und ich kann voller Stolz sagen, was wir in Wahlkämpfen immer wieder riefen: ‚Mein Vogel heißt Bernhard.’“
Bernhard Vogel starb am 2. März im Alter von 92 Jahren in Speyer.