Neue Studie zur Verbreitung von Pestiziden
Der Frühling startet gerade so richtig durch. Überall blüht es. Auch auf den Äckern und in den Weinbergen im Land gedeihen jetzt Gemüse und Trauben, sodass viele Landwirte anfangen ihre Pflanzen vor Pilzen und Insekten zu schützen – meist mit Pestiziden. Doch diese Gifte landen nicht nur auf dem Acker, sondern verteilen sich weit darüber hinaus. Wie eine neue Studie der Technischen Universität Kaiserslautern-Landau jetzt erstmals herausgefunden hat.
Die Kleine Kalmit bei Landau. Ein Naturschutzgebiet – umgeben von Dörfern aber vor allem Weinreben. Wenn die Winzer dort demnächst Pestizide spritzen, damit ihre Pflanzen gesund bleiben, gelangen diese auch zur Kleinen Kalmit und somit auch zu geschützten Insekten und Pflanzen. Ken Mauser und Carsten Brühl von der Universität Landau vermuten schon länger, dass sich Pflanzenschutzmittel über den Acker hinaus verbreiten, jetzt haben sie es zum ersten Mal nachgewiesen.
Ken Mauser, Umweltwissenschaftler Universität Landau
„Die Pestizide findet man auch im Pfälzerwald. Was erstaunlich war, weil sie ja dann entgegen der Hauptwindrichtung in den Pfälzerwald gelangen und es auch sehr bewaldete, abgelegene Regionen im Pfälzerwald gibt, wo minimal bis gar keine Landwirtschaft stattfindet. Und auch dort kommen die Pestizide an.“
Denn Pestizide werden nicht nur verweht, sie verdunsten auch und können über Regenwolken weit weg getragen werden. Die Forscher zeigen: Fast die ganze Landschaft am Oberrhein ist durch Pestizide belastet. Sie haben im Durchschnitt fünf verschiedene Wirkstoffe gefunden. Durch diesen Cocktail könnte sich ihre toxische Wirkung sogar verstärken.
Carsten Brühl, Öko-Toxikologe Universität Landau
„Pestizide haben einen Effekt auf die Umwelt und die Umwelt in der wir leben, leben natürlich auch andere Organismen, die für uns wichtig sind. Zum Beispiel eben die Insekten, die für die Bestäubung als Beispiel wichtig sind. Und damit natürlich auch für landwirtschaftliche Produktion also auch uns betreffen.“
Auch der direkte Einfluss von Pestiziden auf den Mensch ist schädlich. Studien belegen, dass der direkte Kontakt mit Pflanzenschutz das Parkinson-Risiko erhöht. So wurde Parkinson vergangenes Jahr als Berufskrankheit bei Winzern anerkannt.
Marco Weber, Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau erklärt, dass Landwirte mit Pestiziden auf Infektionen der Pflanzen flexibel reagieren müssen. Die gemessenen Rückstände seien Altlasten.
Marco Weber, Präsident Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau
„Es werden immer noch Rückstände aus der Vergangenheit nachgewiesen. In heutigen Pflanzenschutzmitteln ist die Rückverfolgbarkeit und die Abbaubarkeit eine andere.“
Technische Innovationen würden die Pestizidbelastung verringern. Die Forscher hingegen sagen, die Studie beziehe sich auf die aktuelle Belastung, trotz der Entwicklungen in der Landwirtschaft.
Carsten Brühl, Öko-Toxikologe Universität Landau
„Und es ist eben das Bezeichnende, dass eben trotzdem sich diese Pestizide so ausbreiten. Man muss eben davon ausgehen, dass Pestizide eben nicht auf dem Acker, auf dem Weinberg oder in der Obstplantage bleiben, sondern sich in Dörfern auf Wiesen oder eben auch auf abgelegene Gebiete wie den Pfälzerwald ausbreiten.“