Letzter Abschnitt der A 49 freigegeben

Nach ganzen vier Jahren Bauzeit ist es jetzt soweit – der letzte Abschnitt der Autobahn 49 in Mittelhessen wurde in der Nacht zum Freitag freigegeben. Trotz zahlreicher Protestaktionen in den vergangenen Jahren, mit denen Gegner das Vorhaben verhindern wollten, kommt damit ein jahrzehntelang umstrittenes Infrastrukturprojekt zu einem Ende.

Heute Morgen heißt es auf der A49 erst mal freie Fahrt.
Ab Mittag dann aber: Kilometer langer Stau. Die Autobahn muss für mehrere Stunden zwischen Ohmtal-Dreieck und Stadtallendorf in beide Richtungen gesperrt werden, weil sich laut Polizei  zwei Menschen von einer Brücke abseilen und erst entfernt werden müssen.
Bis zu 35.000 Fahrzeuge sollen hier normalerweise  pro Tag über die Autobahn rollen. Ziel des  Lückenschlusses: Für eine bessere Verbindung zwischen Kassel und der Region Gießen sorgen und die A5 und A7 sowie umliegende Bundesstraßen und Städte entlasten.
So auch in Stadtallendorf, wo man nicht nur auf wirschaftlichen Aufschwung, sondern auch auf einen Rückgang des Durchfahrtsverkehrs hofft.
Christian Somogyi (SPD), Bürgermeister
„Es ist erstmal eine Konzentration des Verkehrs. Und nicht mehr diese dezentralen Belastungen, auch für die Bürger, die an den, sag ich mal, Bundesstraßen auch wohnen. Wir haben über 7.000 Pendler, an manchen Tagen bis 1.500 LKW und das können wir innerstädtisch mit unserer Infrastruktur fast gar nicht mehr auffangen.“
Und auch die Anwohner aus dem benachbarten Neustadt sehen die Eröffnung des letzten Teilstücks größtenteils positiv.
Thomas Ripken, Anwohner
„Ich freue mich darüber, ja. Der Verkehr war die letzten Jahre schon ziemlich extrem gewesen.“
Günter Gies, Anwohner
„Ich persönlich sehe es nicht gut. Weil ich direkt wohne, mein Haus an der Autobahnauffahrt, beziehungsanweise am Zubringer. Und dadurch wird der Verkehr bedeutend mehr vor unserem Haus sein, wie jetzt war.“
Elena Georgi, Anwohnerin
„Die Verbindung Richtung Kassel und Frankfurt finde ich also schon eine ganz tolle Sache, dass das da ist. Und auch für die Firmen hier im Umkreis. Das ist wirklich eine ganz tolle Sache und ich finde es klasse, dass es endlich soweit ist.“
Noch vor Beginn des Ausbaus kommt es im Herbst und Winter 2020 zu rechtswidrigen Abseilaktionen auf Autobahnen. Außerdem gibt es besonders heftige Proteste im Dannenröder Forst. Hier müssen zahlreiche Bäume dem Bau der Autobahn weichen. Die Polizei muss mit einem Großaufgebot, dessen Einsatz mehr als 30 Millionen Euro Steuergeld kosten wird, über Wochen den Wald von Besetzern befreien, um die Rodung zu ermöglichen.
Und auch die feierliche Eröffnung des letzten Teilabschnitts  der A49 – heute Nachmittag in der Stadthalle Stadtallendorf  – wurde  von etwa 100  Demonstranten  begleitet.
Karl-Heinz Zulauf,  „Netzwerk Tatort A49 – Danni lebt!“
„Wir geben nicht auf. Wir setzen uns ein für eine Verkehrswende. Das heißt: Keine neuen Autobahnen, keine weiteren Versiegelungen, das ist unser Anliegen.“
Helmut Walk,  „Netzwerk Tatort A49 – Danni lebt!“
„Weil das eine ökologische Katastrophe ist, weil Wälder vernichtet wurden, landwirtschaftliche Fläche vernichtet wurde. Flächenversiegelung ist ein ganz großes CO2-Problem. Das passt nicht mehr in die Zeit.“
Der Wald, der dem Bau der Straßentrasse zum Opfer gefallen ist, wird durch Neupflanzungen kompensiert. Auf diesen letzten, jetzt freigegebenen 31 Kilometern sollen Schutzzäune die Wildtiere schützen. Feuchtbiotiope für Amphibien wurden angelegt und seltene Tierarten umgesiedelt.
Nicht nur deshalb spricht  das Bundesministerium für Digitales und Verkehr heute von einem großen Tag für die Region, für Hessen und für ganz Deutschland.
Sören Bartol (SPD), Parlamentarischer Staatssekretär Bundesministerium für Digitales und Verkehr
„Ein Riesen-Infrastrukturprojekt  ist heute vollendet, für den Verkehr freigegeben. Eine wichtige Verbindung, die für viele Menschen  eine Riesen-Entlastung bedeutet. Gerade in nachgeordneten Netz, an den Bundesstraßen, in unseren Dörfern und führt auch Wirtschaftsgebiete zusammen, bringt auch mehr wirtschaftliches Wachstum.  Und es ist einfach ein freudiger Tag nach jahrzehntelanger Planung, nach jahrzehntelanger Diskussion ist das heute der Schlussstrich.“
Ursprünglich war die Freigabe des Lückenschlusses bereits Ende 2024 geplant. Die Kosten für Bau, Betrieb und Erhalt des neuen-Autobahnabschnitts: rund 1,5 (exakt: 1,45) Milliarden Euro.