Winzer fürchten US-amerikanische Zölle

Rheinland-Pfalz ist Weinland Nummer Eins in Deutschland. 6.500 Betriebe produzieren hier Riesling, Grau-Burgunder und Co., ob in der Pfalz, in Rheinhessen oder an der Mosel. Viele Winzer haben allerdings gerade zu kämpfen. Eva Dieterle spricht mit dem Präsidenten des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau über wirtschaftliche Herausforderungen und Chancen in der Branche. Zuerst aber werfen wir einen Blick nach Erden an der Mosel, wo Kilian Schmitges seinen ganz eigenen Weg gefunden hat mit steigenden Produktions-Kosten, Strafzöllen und Co. umzugehen.

Eine Flasche nach der anderen wandert in den Karton. Ihr Ziel: der Ferne Osten. Mittlerweile exportiert Mosel-Winzer Kilian Schmitges fast jede zehnte Flasche nach China. Dort gerade besonders im Trend: der Riesling.
Kilian Schmitges, Winzer aus Erden an der Mosel
„Hat mich natürlich schon mega stolz gemacht, wenn man sieht, dass das Produkt halt eben zig tausende Kilometer entfernt auch getrunken wird und die Leute halt eben das Produkt auch wirklich feiern. Das ist natürlich schon schön zu sehen.“
Für Kilian Schmitges und viele seiner Winzerkollegen gewinnt der Markt in China mehr und mehr an Bedeutung. Ein Grund: Andere Märkte brechen weg. So geschehen vor fünf Jahren, als Großbritannien – damals einer der größten Abnehmer rheinland-pfälzischen Weins – aus der Europäischen Union ausgetreten ist. Kurz zuvor hatte US-Präsident Donald Trump, damals in seiner ersten Amtszeit, Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Wein aus Europa erhoben. Um das Geschäft auf dem damals wie heute wichtigsten Exportmarkt für deutschen Wein nicht zu gefährden, haben viele Winzer die dadurch entstehenden Mehrkosten übernommen.
Kilian Schmitges, Winzer aus Erden an der Mosel
„Viele Weingüter und viele Importeure haben sich diese Strafzölle geteilt. Allerdings schlucken ja dann auch die Weingüter die Kosten. Und das ist jetzt gerade in der aktuellen Phase, wo so oder so die Preise oder die Kosten überall steigen, ist das natürlich fatal. Das heißt, letzten Endes müssen die Weingüter teilweise ums Überleben kämpfen.“
Aktuell droht Trump mit neuen Strafzöllen in Höhe von 200 Prozent. Und das in einer Situation, in der sowieso schon viele Weinproduzenten durch steigende Personal- und Produktionskosten, sinkende Kauflust und extremer werdende Wetterereignisse vor großen Herausforderungen stehen.
Erneut die Strafzölle aus eigener Tasche auszugleichen, das wäre für die meisten deutschen Winzer aktuell nicht leistbar. Heißt: Die Endverbraucher in den USA müssten die Mehrkosten tragen.
Kilian Schmitges, Winzer aus Erden an der Mosel
„Das heißt, die deutschen Produkte werden in Amerika deutlich teurer werden. Und dadurch wird halt eben auch eine Kaufzurückhaltung stattfinden.“
Ein Grund mehr für Kilian Schmitges, seinen Wein in viele verschiedene Länder zu exportieren und neue Märkte zu erschließen. Denn, so seine Hoffnung, je breiter sein Kundenstamm, desto geringer die Gefahr, durch Strafzölle ins Schlingern zu geraten.
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Eva Dieterle, Moderatorin:
Und bei mir ist jetzt der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, der gleichzeitig auch Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP im rheinland-pfälzischen Landtag ist. Marco Weber, guten Abend, Schön, dass Sie hier sind.
Marco Weber, Präsident Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau:
Guten Abend.
Dieterle:
Herr Weber, wir konzentrieren uns in dem Gespräch jetzt heute auch auf den Weinbau. Wir haben im Beitrag gerade schon einiges gesehen. Stellen Sie das für uns bitte noch mal auf größere Beine. Wie ist denn aktuell die Situation der Winzer in Rheinland-Pfalz?
Weber:
Wir haben in den letzten zwei Jahren unter anderem Wetterkapriolen gehabt, gerade im letzten Jahr durch Spätfröste, dass in einigen Bereichen unseres Landes Rheinland-Pfalz Ernteausfälle in größerem Umfang zu verzeichnen waren. Auf der anderen Seite haben wir auch Herausforderungen, dass die Marktlage, der Absatz innerhalb von Deutschland, aber auch innerhalb von Europa halt schwächelt. Die Verbraucher konsumieren weniger das Genussmittel Wein und auf der anderen Seite haben wir halt tolle Produkte und das führt halt die Gemengelage dazu, dass die Situation gerade bei unseren familiengeführten Winzerbetrieben stellenweise sehr angespannt ist.
Dieterle:
Steigende Personalkosten kommen auch noch dazu. Aber auch die aktuellen Entwicklungen im Exportgeschäft, die treiben die Winzer gerade um. Wir haben es gehört, Donald Trump plant horrende Strafzölle. Was würde das denn für die Winzer in Rheinland-Pfalz bedeuten?
Weber:
Also wir konnten in den letzten Jahren auch einen Absatzmarkt in Amerika für unsere Winzer in Rheinland-Pfalz generieren. Der ist jetzt gefährdet mit den angekündigten Strafzöllen. Diese Aufbauphase, die war zum Teil sehr erfolgreich. Wir müssen uns jetzt auf andere Länder konzentrieren. Im Beitrag konnten wir sehen, dass zum Beispiel China eine Rolle spielt, aber auch jetzt zum Beispiel, dass andere Länder wie Indien zum Beispiel Absatzmärkte für uns als Weinbauland Rheinland-Pfalz da sind. Die müssen erschlossen werden. Und letztes Jahr war auch die Wirtschaftsministerin mit einer Delegation unter anderem in Indien gewesen. Und da liegen die Märkte. Die müssen halt auch, wie gesagt, erschlossen werden und auch hoffentlich mit Unterstützung zum Beispiel des Landes Rheinland-Pfalz.
Dieterle:
Sie haben jetzt gerade die anderen Märkte angesprochen. Noch eine Frage zu den USA. Betriebswirtschaftlich würden sich solche Zölle, selbst wenn sie jetzt nicht dann bei diesen 200 % landen würden, gar nicht auffangen lassen, oder?
Weber:
Nein, das ist schon in der ersten Amtsperiode von Donald Trump zutage getreten, dass auf der einen Seite die Winzer Einbußen hatten, aber dann auch die Vermarkter in Amerika mit in die Bresche gesprungen sind. Ich hoffe einfach auch, dass die Europäische Kommission und auch die Europapolitik reagiert, dass vielleicht auch die Zölle wie beim letzten Mal unter der Führung von Donald Trump sehr schnell dann Vergangenheit sind und uns die Märkte nicht wegbrechen. Hier ist auch die europäische Ebene gefragt, auch hier noch wirklich dagegenzuhalten und den Absatzmarkt für uns hier in Rheinland-Pfalz, für unseren Wein in Amerika doch vielleicht weiterführen zu können.
Dieterle:
Jetzt sind ja die USA der wichtigste Wein-Exportmarkt für Deutschland. Können denn da China oder sie haben gerade auch Indien genannt, als wachsende Märkte für rheinland-pfälzische Weine da überhaupt für Ausgleich sorgen?
Weber:
Ich glaube, im ersten Moment muss man erst mal abwarten, welche Auswirkungen mit Amerika mit sich bringen. Aber parallel müssen jetzt die Initiativen laufen. Einmal mit den Weinbauverbänden, mit den Weinvermarktungsgenossenschaften in andere Länder vorzugehen, auch und hier noch mal unser Weinbauministerium mit in die Pflicht zu nehmen. Da sind schon die ersten Gespräche am Laufen, auch mit Exportförderung und auch mit Werbeförderungen halt rheinland-pfälzischen Wein in der Welt kundzutun. Und es bedarf auch der Winzerinnen und Winzer, die diese Herausforderung annehmen und sagen: “Ja, wir wollen nicht nur den deutschen Weinmarkt bedienen, sondern auch andere Weinmärkte”, weil es liegt auch letztendlich an jedem Winzer, auch mit den Weg mitzugehen, um neue Märkte zu erschließen und damit auch Absatzmärkte für sich als Weingut, aber auch für die ganze Weinbranche zu eröffnen.
Dieterle:
Also wir nehmen mit: Alle sind gefragt. Das sind gerade sehr angespannte Zeiten für die Winzer. Herr Weber, vielen Dank, dass Sie heute bei uns waren.
Weber:
Vielen Dank für die Einladung.