Cannabis Social Clubs können Hasch ausgeben
In Berlin basteln CDU und SPD gerade an der neuen Koalition . Was dabei auch zur Sprache kommen dürfte, ist das umstrittene Cannabis-Gesetz der Ampelregierung. Die CDU will Gras und Haschisch in Deutschland am liebsten wieder ganz verbieten. Die SPD hält dagegen – und sieht sich mit der teilweisen Freigabe auf dem richtigen Weg, dem Cannabis-Schwarzmarkt das Wasser abzugraben. Während die politischen Diskussionen rund ums Thema „Kiffen“ wieder aufflammen, ist man in Rheinland-Pfalz gerade an einem anderen Punkt angelangt: Dort haben die ersten Cannabis Social Clubs jetzt erstmals Gras und Hasch an ihre Mitglieder verteilt.
Auf diesen Tag haben viele Cannabis-Konsumenten in Rheinland-Pfalz schon lange gewartet: Sie können beim Cannabis-Club ihres Vertrauens den ersten Beutel Gras abholen. So wie hier beim „Cannabis Social Club Rhoihesse e.V.“ in Wörrstadt, der im Herbst als einer der ersten Clubs im Land eine Lizenz erhalten und jetzt die erste Ernte eingefahren hat.
„Ich fand die Legalisierung – oder es ist ja im Endeffekt keine Legalisierung, sondern nur eine Entkriminalisierung – sehr positiv, weil ich immer Freund von Cannabis war zu Genusszwecken, ich aber jetzt nie selbst anbauen wollte, weil das vorher ja auch noch illegal war und man sich immer ein bisschen in die Illegalität bewegen musste. Und da finde ich diese legale Möglichkeit hier jetzt sehr gut, um so an Cannabis zu kommen, bei dem man weiß: Was ist drin? Wo kommt es her? Und einfach besser informiert zu sein.“
Gut 200 Mitglieder hat der Verein inzwischen – die Auflagen sind streng. An erster Stelle steht der Jugendschutz: Unter 21 läuft hier nichts. Und auch der Anbau unterliegt strengsten Regeln: Hier darf niemand rein – auch wir mit unserer Kamera nicht. In mehreren voneinander abgetrennten Räumen finden jeweils bis zu 120 Cannabis-Pflanzen Platz, versorgt durch ein ausgeklügeltes Belichtungs-, Belüftungs- und Bewässerungssystem.
Daniel Ehrlich, CSC Rhoihesse e.V.
„Dann kommt noch mit dazu, dass sämtliches Material von uns einer Qualitätssicherung unterzogen wird. Das heißt, das Material wird, bevor es überhaupt in die Ausgabe geht, von uns ins Labor geschickt. Wir testen Cannabinoide, wir testen Toxine, solche Geschichten. Und erst, wenn diese Laborberichte bei uns zurück und vom Amt bestätigt sind, erst dann ist das Material quasi fertig für die Ausgabe und kann an die Mitglieder verteilt werden.“
Bis zu 50 Gramm im Monat darf jedes Mitglied abholen – zurzeit werden dafür 12 Euro pro Gramm fällig. Sobald Anbau und Ernte zur Routine werden und der Club noch etwa 50 bis 100 weitere Mitglieder gefunden hat, soll der Preis deutlich sinken. Gewinnorientiert dürfen Cannabis Social Clubs laut Gesetz ohnehin nicht arbeiten.
Daniel Ehrlich, CSC Rhoihesse e.V.
„Wir machen das tatsächlich aus Überzeugung. Um A einfach den Schwarzmarkt zurückzudrängen, und B den Leuten einen sicheren Zugang zu Cannabis zu gewährleisten.“
Gute Gründe für die Legalisierung – oder ist die Teil-Freigabe von Cannabis-Produkten in Deutschland doch eher ein Irrweg? Für die CDU in Rheinland-Pfalz steht fest: Damit muss wieder Schluss sein – und zwar so schnell wie möglich.
Christoph Gensch (CDU), Abgeordneter Landtag Rheinland-Pfalz
„Wir halten die Freigabe einer dritten Droge neben Alkohol und Rauchen, Zigaretten – damit haben wir schon genug Probleme – für die völlig falsche Richtung. Und wir sehen auch nicht, dass die Ziele dieser Gesetzgebung – die Eindämmung des Schwarzmarktes, der verbesserte Schutz der Jugend, das irgendeines dieser Ziele bisher erreicht wurde.“
Mit einer gewissen Sorge schauen die Macher des Cannabis-Social-Clubs Rhoihesse zurzeit in Richtung Berlin. Was, wenn die Union ihr Wahlkampfversprechen, die Cannabis-Freigabe wieder zurückzunehmen, tatsächlich wahr macht?
Felix Herrmann, CSC Rhoihesse e.V.
„Wir sind froh, dass die CDU koalieren muss und mit der SPD einen Cannabis-Freund mit an Bord hat. Und wir denken auch, dass das Cannabis-Gesetz erstmal Zeit braucht, um zu wirken. Die ersten Statistiken kommen jetzt erstmal rein, und man sollte sich das Gesetz jetzt erstmal anschauen, was es für eine Wirkung es hat und was für eine Entlastung auch für die Behörden stattfindet.“
Dabei dürfte die Datenbasis zunächst noch recht dünn sein: In Rheinland-Pfalz hat bislang erst eine Handvoll Cannabis-Clubs die begehrte Lizenz erhalten. Sollte das Cannabis-Gesetz von der neuen Regierung gekippt und die gerade erst für die Dauer von sieben Jahren erteilte Genehmigung wieder einkassiert werden, will der CSC Rhoihesse auf jeden Fall auf Schadensersatz klagen.