Schulung für Kindernotfälle
Wenn Notärzte und Notfallsanitäter gerufen werden, muss jeder Handgriff sitzen. Dafür müssen sich die Einsatzkräfte regelmäßig weiterbilden. In der Kinder-Notfallmedizin gab es dafür bisher keine Pflicht. In Hessen hat sich das in diesem Jahr geändert. Jetzt müssen sich Rettungskräfte zwei Stunden im Jahr speziell für Kindernotfälle schulen lassen.
„Das ist die Lena, das ist meine Enkeltochter und etwas stimmt mit ihr nicht.“
Lena ist ein knappes Jahr alt und reagiert nicht mehr. Neben ihr: Medikamente ihrer Oma. Die hat den Rettungsdienst gerufen. Und der muss jetzt schnell handeln. Denn der Verdacht liegt nahe, dass sich das Baby vergiftet hat.
Heute ist diese Szene nur eine Übung im Varisano Klinikum in Höchst. In der Realität sind Notfälle mit Kindern eher die Ausnahme. Umso schwieriger für den Rettungsdienst, in solchen Fällen sicherer zu werden.
Dr. Felix Maximilian Fausel, Oberarzt Klinik für Anästhesiologie
„Wir wissen aus großen Untersuchungen, dass nur 5 Prozent aller Rettungsdiensteinsätze Kinder betreffen. Und hier müssen wir uns immer wieder klar machen: Kind ist alles bis 18 Jahre. Das heißt, die Spanne dieser Einsätze und auch der Patienten, die wir dort antreffen, ist gigantisch groß.“
Gerade die Versorgung von Kleinkindern und Säuglingen sei in der regulären Fortbildungspflicht nur bedingt geübt worden. Im zusätzlichen Kindernotfallkurs sollen Notärzte und Nofallsanitäter lernen, auf was sie im Vergleich zu Notfällen bei Erwachsenen speziell achten müssen.
Notärztin Carola Grünert nimmt heute an einem der Kurse teil.
Carola Grünert, Notärztin
„Es ist natürlich nicht so die Routine da wie bei Erwachsenen. Und man muss viel rechnen, gerade auch was die Dosierungen angeht. Man muss, wie gesagt, auch die Größen von Equipment beachten, das ist bei Erwachsenen auch nicht so. Und das lernt man in dem Kurs, dass man hier so ein bisschen auf verschieden alte Kinder eingeht und die Besonderheiten.“
Für die neue Regelung setzte sich Stefanie Seeger mit ihrem Verein „HeldenStärker“ ein. Nachdem ihr Sohn mit zweieinhalb Jahren trotz Notarzteinsatz verstorben war, engagierte sie sich für die Verbesserung der Kindernotfallversorgung.
Stefanie Seeger, Gründerin „HeldenStärker“
„Diese Trauer, die da auf einen wirkt und einem wirklich auch den Boden unter den Füßen wegzieht, die wollte ich in positive Bahnen lenken und zu einer Veränderung beitragen. Und so haben wir uns dann eben erkundigt, was benötigt wird und haben relativ schnell gemerkt, dass da Bedarf ist bei Schulungen für Kindernotfälle.“
Ein erstes Ziel ist erreicht. Seeger würde sich aber wünschen, dass die Pflicht nicht nur in Hessen, sondern deutschlandweit gilt. Auch Oberarzt Dr. Fausel sieht in der neuen Regelung nur einen ersten Schritt.
Dr. Felix Maximilian Fausel, Ausbilder Simulationszentrum
„Weil diese zwei Stunden aufgrund der Komplexität dieses Themas natürlich nicht alles abdecken können in der Umfänglichkeit der eigentlich erforderlichen Thematik.“