Comics in der KZ Gedenkstätte Osthofen

Der 07. Oktober 2023. Der Tag, an dem die Terrorgruppe Hamas Israel überfallen und angegriffen hat. Seitdem hat das israelische Militär etliche Male zu Gegenangriffen im Gaza-Streifen ausgeholt. Tod und Leid gibt es auf beiden Seiten. Den Menschen in den Krisengebieten und auch hier vor Ort widmet sich jetzt eine Comicausstellung in der KZ-Gedenkstätte im rheinland-pfälzischen Osthofen. Im Zentrum eine simple Frage.

 

 

Wie geht es dir, Lilly?
Momentan fühle ich mich definitiv nicht sicher. Es hat in der Geschichte noch nie eine Zeit gegeben, in der es sicher war, jüdisch zu sein.
Ich kannte und kenne Menschen, die auf dem Nova Music Festival ermordet oder gefoltert wurden.
Das Trauma und die Trauer sind unerträglich.
Sechzig Mal die gleiche Frage: an Nachbarn, Bekannte, zufällige Begegnungen oder auch an die Chefin des Jüdischen Museums Frankfurt. Die Comiczeichner haben stundenlang Gespräche geführt und die dann aufs Papier gebracht.
Martina Kracht, Kuratorin: „Die hatten das Gefühl nach dem Angriff der Hamas auf Israel, dass eine große Sprachlosigkeit herrscht zwischen allen. Und das wollten sie durchbrechen mit der einfachen, simplen, aber nicht immer leicht zu beantwortenden Frage ‚Wie geht es dir?‘“
Ganz bewusst soll hier die Menschlichkeit im Vordergrund stehen und nicht die politische Dimension des Nah-Ost-Konflikts. Das spüren auch die Besucher.
Beate Ulrich, Besucherin: „Alles ist sehr verbunden mit starken Emotionen und gibt so ein bisschen ein Gefühl für die Zeit, in der wir gerade uns bewegen.“
Melanie Jung, Besucherin: „Es ist ein Kontrast zu den Nachrichten, die einen jeden Tag überrennen zu dem ganzen Thema. Und sehr vielfältig. Als hier ähnelt ja kein Comic dem anderen.“
Ich bin müde. Traurig. Besorgt. Überfordert.
Ich habe in Gaza viel Familie verloren.
Mein Alltag hier fühlt sich absurd an. Nachts schlafe ich kaum.
Wieso muss ich mich distanzieren? Ist es nicht selbstverständlich, dass ich vom Terror nichts halte?
Seit dem Angriff nehmen in Deutschland die Bedrohungen gegen Juden zu. Gleichzeitig wächst die Ausländerfeindlichkeit gegen Muslime. Das wollen die Künstler nicht hinnehmen.  
Martina Kracht, Kuratorin: „Sie möchten uns auffordern, in den Dialog zu gehen. Denn nur, wenn wir den anderen hören, mit dem anderen reden, seine Perspektive verstehen, können wir auch gemeinsam daran arbeiten, dass etwas besser wird. Dass Wunden geheilt werden. Also das miteinander reden und die Sprachlosigkeit zu überwinden, steht im Vordergrund.“
Die Wanderausstellung „Wie geht es dir?“ kann noch bis zum 30. März in der KZ-Gedenkstätte in Osthofen besucht werden.
Es ist nicht leicht, sich den künftigen Frieden vorzustellen. Aber wir müssen es tun.