Rätselhafte Grabsteine restauriert
Zwei Grabsteine – mutmaßlich aus der Römerzeit – fast 2000 Jahre alt. Für die Archäologen sind sie eine echte Sensation – und zwar eine rätselhafte. Sind die beiden wertvollen Grabsteine einem Mädchen gewidmet, das bereits im Säuglingsalter verstorben ist? Für die Altertumsforscher wäre das etwas ganz Neues. Durch die Sanierung der Grabsteine, hoffen Archäologen der Mainzer Universität, ihr Geheimnis zu entschlüsseln.
Ein Grabstein aus Marmor. Entstanden Mitte des zweiten Jahrhunderts nach Christus. Ganz vorsichtig reinigt Matthias Steyer die Darstellung eines kleinen Mädchens. Ein Säugling, der im Alter von ungefähr sechs Monaten verstorben ist.
Matthias Steyer, Restaurator
„Das ist ein Zeilenlaser mit 1470 Nanometer und der schafft es eben, die Oberfläche ohne Beschädigungen zu reinigen. Wir können also die Verschwärzungen reduzieren, das machen wir immer so schrittweise, das ist jetzt noch nicht ganz sauber, aber wir probieren uns dem anzunähern. Sodass wir wieder die Lesbarkeit dieses Bildwerks verbessern.“
Matthias Steyer arbeitet in einem geschützten Bereich in der Steinhalle des rheinland-pfälzischen Landesmuseums in Mainz. Hier wird eine einzigartige Sammlung römischer Steindenkmäler ausgestellt. Denn Mogontiacum, so hieß Mainz zu Römerzeiten war bis ins vierte Jahrhundert nach Christus neben Xanten der wichtigste Militärstützpunkt im Westen des Imperium Romanum. Eine Garnisonsstadt mit bis zu 24.000 Legionären.
Birgit Heide, Direktorin Landesmuseum Mainz
„Wir können ganz viel an diesen Grabsteinen erkennen und manchmal auch ganze Lebensgeschichten daran rekonstruieren. Die Grabsteine verzeichnen oft, wie alt diejenigen geworden sind. Zum Beispiel bei den Soldaten, wie viele Dienstjahre sie hatten, aber auch vor allen Dingen, wie sie hießen, wo sie hergekommen sind. Und daran können wir erkennen, dass aus dem gesamten römischen Reich Soldaten hier nach Mainz gekommen sind und hier eben in Mainz stationiert waren.“
Der verstorbene Säugling der Familie Telesphoris ist namenlos. In der bereits gereinigten Inschrift wird er liebevoll mit einer Rose verglichen. Nach dem Marmorgrabstein wird Matthias Steyer einen fast identischen aus Sandstein reinigen. Zwei Steine für ein totes Mädchen. Für Archäologen ein Mysterium.
Laura Gebhardt, Archäologiestudentin, Universität Mainz
„Es ist das einzige Beispiel, wo man zwei Kinder hat, die zwar die gleichen Eltern hatten, aber getrennte Grabsteine hatten. Normalerweise hat man Beispiele, welche auf einem Grabstein verewigt wurden, aber wir haben hier in Mainz was ganz Besonderes, zwei Grabsteine von den gleichen Eltern, vielleicht von einem, vielleicht von zwei Kindern.“