Streit um Windräder bei Bad Orb

Der Wald als Ort der Erholung. Er soll Teil eines neuen Kurkonzeptes in Bad Orb werden. Die gemeinnützige GmbH Alea Park möchte den Wald als sogenannten Kurwald zertifizieren lassen. Zu dem Unternehmen gehört ein Wellnessresort für exklusive Gäste, außerdem ist gerade ein medizinischer Spa mit Ärztehaus im Bau. Und eben auch der Wald soll zum Konzept gehören.
Henning Strauss, Geschäftsführer Alea Park
„Die Naturbelassenheit ist etwas, was den Standort hier auszeichnet, auch die Unentdecktheit im östlichen Einzugsgebiet der Rhein-Main-Metropole im Allgemeinen und das möchten wir gerne erhalten, das ist das erklärte Ziel.“
Die Stadt unterstützt die Pläne. Die Fläche, die als Kurwald ausgewiesen werden soll, liegt etwas entfernt der Stadt auf dem Horstberg. Der Wald dort gehört zum Teil der Stadt und zum Teil dem Land Hessen. Und genau dort, auf der Fläche des Staatswaldes, soll nun ein Windpark mit bis zu acht Windrädern entstehen. Nur wenige Meter neben dem geplanten Kurwald. „Unvereinbar“, sagen Unternehmer und Bürgermeister.
Tobias Weisbecker (CDU), Bürgermeister Bad Orb
„Wir können da nicht sagen, bis an die Grenze heran kann gemacht werden was will und nebendran lässt sich eine nachhaltige Naturerlebniswelt mit Kur- und Heilwald errichten. Das beißt sich, das passt nicht zusammen und da müssen wir geradezu tätig werden und unsere Interessen wahren.“
Der Windpark soll auf einer sogenannten Windvorrangfläche entstehen. Ausgewiesene Gebiete, in denen ein Windpark möglichst geringe Auswirkungen auf Mensch und Umwelt hätte. Vorhaben, die der Windenergienutzung entgegenstehen, sind unzulässig. Das dänische Windenergie-Unternehmen Ørsted hat sich auf den Standort beworben und vom Landesbetrieb HessenForst den Zuschlag bekommen. Seit das bekannt ist, gehen Stadt und Alea Park massiv gegen die Pläne mit einer Medienkampagne vor – mehrere große Anzeigen in diversen Zeitungen wie Süddeutsche, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und Bild am Sonntag. Finanziert von Henning Strauss. Ein Vorwurf: Der Windpark zerstöre die Natur. Stefan Bachmaier, Deutschland-Chef von Ørsted hält dagegen.
Stefan Bachmaier, Geschäftsführer Ørsted Deutschland
„Wir erzeugen Lichtungen, wir erzeugen Waldsäume und Sträucher, die dann auch wieder natürlich Tiere anlocken. Das heißt, zu sagen, wir zerstören den Wald, die Flora und Fauna im Wald, ist so nicht richtig.“
Der zweite Vorwurf: Stadt und Bürger wären nicht in den Entscheidungsprozess eingebunden worden. HessenForst widerspricht. Der Bürgermeister räumt ein, er habe gewusst, dass der Horstberg ein Windkraftvorranggebiet sei. Man habe schon damals Bedenken geäußert. Jetzt, wo es konkret werde, sehe man sich zu lautem Protest gezwungen. Zur Medienkampagne zählt auch ein offener Brief an Ørsted. Das Unternehmen wird aufgefordert, freiwillig von den Plänen abzurücken. Dem will Ørsted nicht nachkommen.
Stefan Bachmaier, Geschäftsführer Ørsted Deutschland
„Wenn man bei diesen ausgewiesenen Flächen selbst da noch abweichen würde, dann würde in Deutschland nichts mehr übrig bleiben, was diese Energiewende ermöglicht. Und deswegen bleiben wir an solchen Flächen dran. Die Diskussionen nehmen wir an, die führen wir auch, da verstecken wir uns nicht und versuchen einfach, so die Leute mitzunehmen.“
Ein wirtschaftlicher Konflikt zweier Unternehmen.  Noch liegt beim zuständigen Regierungspräsidium Darmstadt kein Bauantrag für den Windpark vor. Den wolle man im Laufe des Jahres einreichen, so das Windenergie-Unternehmen. Dann wolle die Stadt rechtliche Schritte einleiten. Wie viel Erfolg sie damit haben wird, ist fraglich. Denn was auf der Fläche des Staatswaldes passiert, ob Windpark oder nicht, entscheidet der Landesbetrieb HessenForst. Und der würde durch die Pachteinnahmen der Windkraftanlagen auf jeden Fall finanziell profitieren.