Probleme mit wilden Katzen in Wolfhagen

Ein Synonym für Katzen ist auch der „Stubentiger“. Und das nicht ohne Grund: Schon seit Jahrtausenden leben die Mäusefänger ganz selbstverständlich mit uns Menschen gemeinsam unter einem Dach. Doch hin und wieder suchen Katzen auch das große Abenteuer und verlassen ihr zu Hause. Nach einiger Zeit verlieren sie dann den Bezug zum Menschen und verwildern. So geschehen auf einem ehemaligen Kasernengelände in Wolfhagen bei Kassel. Rund 50 wilde Katzen leben dort im Unterholz. Und es werden immer mehr. Doch damit soll jetzt Schluss sein.

Christian Steinert ist Jäger. Heute ist er auf Katzenpirsch. Aber keine Angst: Statt mit einem Schießgewehr ist er ausnahmsweise nur mit einer Wärmebildkamera bewaffnet. Auf den ersten Blick sieht man hier gar nichts – doch das täuscht: Alleine in diesem kleinen Waldstück leben vermutlich dutzende Katzen. Und tatsächlich: Mithilfe der modernen Technik entdeckt der Jäger diese Samtpfote im Unterholz – Tarnung aufgeflogen! Und schwupps, ist sie auch schon wieder weg. Denn mit Menschen haben es die meisten der wilden Kätzchen hier nicht so.
Christian Steinert, Jäger
„Ich würde sagen, zwei Drittel der Population sind komplett scheu. Die kennen den Mensch so nicht. Andere haben sie sicherlich auch ernährt. Wir sind in einem ehemaligen Kasernengelände, wo sich verschiedene Industrien und auch Wohnmöglichkeiten ergeben haben. Da gibt es Kontakt zu den Menschen. Und sicherlich auch Menschen, die die Tiere aus Tierliebe raus füttern. Da gibt es eine Vertrautheit. Aber das Gros der Katzen ist sicherlich als wilde Katzen zu beschreiben.“
Steinert vermutet, dass die Katzen ursprünglich von Bauernhöfen aus der Umgebung stammen. Inzwischen wird das ehemalige Kasernengelände zivil genutzt – neben mehreren Schulen gibt es hier auch eine Asylunterkunft. Dass die wilden und meist gut versteckten Katzen irgendjemanden stören, ist nicht bekannt. Trotzdem sollen die Tiere jetzt eingefangen werden – und zwar lebend. Fordert auch der Tierschutz.
Christine Schmolck, Tierschützerin
„Wenn man hier gar nicht eingreifen würde, würden sich die Katzen maßlos vermehren. Jede Katze wirft ja so, sagen wir mal, fünnf oder sechs Kleine. Manchmal auch mehr. Und dann kriegen die ja auch wieder Babys. Und dann kann man sich ungefähr vorstellen: Innerhalb von einem Jahr hat man ne schöne Population.“
Weiteres Problem: In freier Wildbahn sind Katzen schutzlos Krankheiten ausgesetzt, die sie in menschlicher Obhut normalerweise nicht bekommen. Zudem lauern auf dem Gelände überall Gefahren: Wie dieser Keller, wo Katzen zwar rein, aber nicht wieder raus kommen. Deshalb gehen in Wolfhagen Tierschutz und Jäger nun Hand in Hand. Gemeinsames Ziel: Die Katzen mithilfe von Dosenfutter und Lebendfallen nach und nach einfangen. Sie kastrieren, impfen und entwurmen – und zumindest die Katzenbabys in liebevolle Hände vermitteln.
Christian Steinert, Jäger
„Das funktioniert. Und wenn sie kuschelfreudige Kinder haben, dann ist das wunderbar möglich, so eine Katze umzusetzen. Für erwachsene Tiere braucht man dann ein Katzenhändchen, um zu wissen, wie man damit umgehen kann. Das ist wirklich eine Wildkatze.“
Auch kein Problem: Denn die Katzen, die schon so verwildert sind, dass sie nicht mehr in den Schoß der Zivilisation zurückkehren möchten, sollen nach dem Kastrieren einfach wieder auf dem Gelände ausgesetzt werden – wo sie dann gesund, ohne Nachwuchs und hoffentlich zufrieden weiterstreunern dürfen.