Hilfe für Schulen in Brennpunkten

„40 Schüler an der Gräfenauschule in Ludwigshafen bleiben sitzen! Viele können gar kein Deutsch!“ Das waren die Schlagzeilen vor ein paar Monaten. Oft liegt das Problem bei den Eltern, von denen viele einen Migrationshintergrund haben: Sie fremdeln mit dem Schulsystem, schicken die Kinder nicht regelmäßig zum Unterricht. Während die Opposition eine Grundschulkrise befürchtet, handelt die Landesregierung mit sogenannten Familiengrundschulzentren. Wir haben uns das in Ludwigshafen angeschaut.

Im Elterncafé der Grundschule Bliesschule in Ludwigshafen. Während die Kinder im Unterricht sind, können die Eltern hier zusammen kommen, sich kennen lernen und nebenbei wichtige Fragen zur Schule stellen. Ein Angebot des neuen Familiengrundschulzentrums.
Iffet Catalkaya, Elternsprecherin Bliesschule Ludwigshafen
„Man hat ja so großen Respekt gegenüber Schule, großen Respekt gegenüber dem Schulsystem und gegenüber den Lehrern. Man weiß nicht, was wird von einem erwartet, was wird vom Kind erwartet. // Ich denke, es gibt ganz, ganz viele Eltern, die mit diesen Ängsten auch nicht zurechtkommen und auch dadurch Hemmungen haben, in die Schule zu kommen. Genau da denke ich, dass die Familiengrundschulzentren diese Eltern, vor allem diese Eltern gut auffangen werden.“
Die Scheu verlieren, das ist das Ziel. Denn oft kommen Eltern mit der Schule ihres Kindes nur in Berührung, wenn es kriselt.
Stefanie Hubig (SPD) Bildungsministerin Rheinland-Pfalz
„Die Familiengrundschulzentren, also die ‚FamOS-Schulen‘, vereinen ganz viel. Sie sollen Lebensorte sein für die Kinder, aber auch für die Eltern. Uns geht es darum, dass Eltern in dem Sozialraum, in die Schulen kommen, gemeinsam hier sich aufhalten, dass sie hier Kurse besuchen können, Sprachkurse, aber auch Nähkurse, Yoga-Kurse mit ihren Kindern zusammen machen können und dass die Schule ein Lebensort wird, damit Eltern ein positives Bild von der Schule auch bekommen.“
Auch die Schulbücherei soll zu einem sozialen Raum werden, wo Eltern und Kinder gemeinsamen Lesen und Lernen können – zum Beispiel mit zweisprachigen Büchern, wie dieses auf Türkisch und Deutsch. Künftig soll es hier auch Spielenachmittage geben. Alle Angebote und Kurse sind kostenlos. Das Projekt ist vor allem für die Lehrer eine große Entlastung.
Silke Genzlinger, Leiterin Bliesschule Ludwigshafen
„Dass die Lehrer das nicht mehr so nebenbei machen müssen, sondern, dass jetzt andere Professionen da sind, zum Beispiel unsere Koordinatorin, die einfach die Eltern auffangen kann, die beraten kann und das muss dann nicht vor der Schule, noch bevor der Unterricht beginnt, vom Lehrer gemacht werden.“
Die Familiengrundschulzentren gibt es bereits seit einem Jahr in Koblenz und Wittlich und jetzt auch in Ludwigshafen. Dieses Jahr stellt das Bildungsministerium dafür rund 250.000 und in den beiden kommenden Jahren jeweils knapp 350.000 Euro bereit. Die restlichen Kosten übernehmen eine Stiftung sowie die Städte.