Unternehmertag der Vereinigung hessischer Unternehmerverbände

Die schwächelnde Wirtschaft beschäftigt uns weiter. Gerade läuft der Unternehmertag der Vereinigung hessischer Unternehmerverbände. 100.000 Unternehmen mit 1,5 Millionen Beschäftigten in Hessen sind darin organisiert. „Ökologie und Ökonomie muss in eine international wettbewerbsfähige Balance gebracht werden“ – so die Hauptforderung auf der Veranstaltung im Wiesbadener Kurhaus. Am Rande des Unternehmertags sprechen wir Wolf Matthias Mang, dem Präsidenten der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände.

Markus Appelmann, Moderator:
Guten Abend.
Wolf Matthias Mang, Präsident Vereinigung hessische Unternehmerverbände:
Guten Abend, Herr Appelmann. Zunächst mal herzliche Grüße aus Wiesbaden.
Appelmann:
Herr Mang, wo drückt der Schuh? Was ist das drängendste Problem der hessischen Unternehmen?
Mang:
Es gibt nicht das eine dringende Problem. Wir haben eine Vielzahl von Problemen und unser Land muss sich entscheiden, ob wir ein Freilichtmuseum für Industriegüter werden wollen, welches zwischen Asien und Amerika liegt und die Touristen zu uns kommen, weil wir grün, aber arm, aber sexy mit Riesling und Burgruinen sind.
Appelmann:
Ein Freilichtmuseum für Industriegüter – grün, aber arm – dramatische Bilder, die Sie heute zeichnen. Was muss also passieren, dass es nicht so weit kommt? Wie kann die Wirtschaft angekurbelt werden?
Mang:
Also zunächst mal muss ich sagen, dass die Politik ins Handeln kommen muss. Genauso wie wir das heute als Motto unseres Unternehmertags auch genannt haben: Handeln. Und es ist eben ein Regierungsauftrag, ist auch eine Regierungsverantwortung. Und wir können jetzt nicht das abarbeiten, was vor vier Jahren in einem Koalitionsvertrag niedergeschrieben worden ist, sondern wir brauchen eine Politik, die auf die Situation unseres Landes eingeht und die richtigen Entscheidungen trifft. Und dazu gehören drei Dinge: Es gehört Ehrlichkeit dazu, was die Ursachen für unsere Krise sind. Es gehört aber auch der Mut dazu, die richtigen Maßnahmen zu treffen. Und dann gehört natürlich ein Durchsetzungsvermögen dazu und ein Beharrungsvermögen.
Appelmann:
Anfang nächsten Jahres sollen die Sozialversicherungsbeiträge z.B. für die Renten- und Krankenversicherung ansteigen. Wie gefährlich ist das für die hessischen Unternehmen?
Mang:
Das ist nicht nur für hessische Unternehmen gefährlich, das ist auch für die hessischen Arbeitnehmer gefährlich, weil einfach deutlich weniger Netto vom Brutto bleibt. Und ganz ehrlich, mit steigenden Lohnkosten, mit steigenden Energiekosten, mit steigenden Bürokratiekosten ist das noch mal ein Turboeffekt für den Abbau von Arbeitsplätzen in unserem Bundesland.
Appelmann:
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, hat angesichts der problematischen wirtschaftlichen Lage alle Beteiligten – also Wirtachaft und Politik – zu verantwortungsvollem Handeln aufgerufen. Er sagte, die Stimmung ist schlechter als die Realität. Man habe eine Stagnation, keine Rezession. Redet die Wirtschaft sich zu schlecht?
Mang:
Also man muss natürlich sagen, die Wirtschaft als solche, die Unternehmen sind international nach wie vor sehr wettbewerbsfähig. Das Problem ist unser Standort. Er ist nicht mehr wettbewerbsfähig. Da fallen mir im Standortranking deutlich nach hinten. Und das ist nicht gut. Da müssen wir gegensteuern. Denn wenn der Standort nicht mehr attraktiv ist, wird es auch keine Investitionen in diesen Standort geben.
Appelmann:
… sagt Wolf Matthias Mang – der Präsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände. Danke Ihnen.
Mang:
Sehr gerne.