Forschungsprojekt: Wie gut erholt sich das Ökosystem Ahr?
Drei Jahre nach der Flut im Ahrtal befindet sich nicht nur vieles im Wiederaufbau – auch die Natur und der Fluss müssen sich erholen. Und hier kommen wirbellose Kleinstlebewesen ins Spiel. Die können ganz viel Information über die Wasserqualität liefern. Seit diesem Jahr läuft ein Forschungsprojekt unter anderem mit Wissenschaftlern des Umweltcampus Birkenfeld.
Die Ahr heute. Ein idyllischer Fluss, mit einem Wasserstand hier bei Heppingen von zirka 60 Zentimetern. Im Juli 2021 sind es über sieben Meter.
Die Flutkatastrophe hat die Wasserqualität verändert. Durch überflutete Kläranlagen sind Schadstoffe in die Ahr geschwemmt worden. Wie weit das Ökosystem geschädigt ist, untersuchen Forscher von verschiedenen rheinland-pfälzischen Hochschulen. Ein Team des Umweltcampus Birkenfeld der Hochschule Trier beschäftigt sich mit wirbellosen Kleinstlebewesen, wie Würmer und Fliegenlarven.
Sophia Sonak, Geografin Hochschule Trier
„Die kleinen Lebewesen kommen in den für sie typischen Lebensräumen vor. Das heißt, anhand von ihnen kann man Rückschlüsse auf die Wasserqualität ziehen und außerdem werden die Lebewesen und Organismen, die wir hier finden, verglichen mit Organismen, die man hier erwarten würde, wenn das Gewässer in einem eher natürlicheren Zustand wäre.“
So wie vor der Flutkatastrophe. Die Kleinstlebewesen stehen ganz am Anfang der Nahrungskette, deshalb sind sie wichtig für das Überleben vieler weiterer Tierarten. Achim Bucher trampelt im Flussbett herum.
Achim Bucher, wissenschaftlicher Mitarbeiter
„Dadurch wird Sediment und Tiere, die im Sediment leben, aufgenommen von der Strömung und in den Kescher hineingespült.“
Das Ahr-Projekt ist dieses Jahr gestartet. Mehrmals im Jahr nehmen Sophia Sonak und ihr Team Wasserproben an insgesamt 14 verschieden Stellen. Es gibt bereits erste Ergebnisse.
Sophia Sonak, Geografin Hochschule Trier
„Wenn man die mit vorherigen Daten, die vom Landesamt für Umwelt gesammelt wurden, vor der Flut und die direkt nach der Flut vergleicht, kann man feststellen, dass seit der Flut schon eine Verbesserung des Gewässserzustands und der ökologischen Situation in dem Gewässer stattgefunden hat.“
Die Wissenschaftler suchen nach verschieden Arten von Kleinstlebewesen, an unterschiedlichen Stellen im Fluss. Auch an Steinen, die werden von Achim Bucher gebürstet.
Achim Bucher, wissenschaftlicher Mitarbeiter
„Die haften eher an dem Stein selbst fest und deshalb muss man die abbürsten, weil man die sonst nicht in den Kescher bekommt.“
Das Forschungsprojekt ist auf sechs Jahre angelegt. Alle Gewässerproben werden vor Ort in Heppingen gefiltert, später werden die Kleinstlebewesen im Labor genauer untersucht. Wichtig sind die Ergebnisse auch für die Art der Wiederaufbaumaßnahmen an der Ahr.
Sophia Sonak, Geografin Hochschule Trier
„Wir sind im engen Austausch, auch mit der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, die natürlich auch ein großes Interesse an den Daten haben, weil die Idee des Projektes ist es auch, dass Veränderungen, die jetzt an dem Gewässer durchgeführt werden, zum Beispiel durch Wiederaufbaumaßnahmen, einhergehen mit ökologischen Verbesserungen. Dass man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann.“


