Kein Wolfsheulen mehr im Hanauer Wildpark
Der Wildpark Alte Fasanerie in Hanau war über Jahrzehnte hinweg für das Wolfsheulen der Tundrawölfe bekannt. Weil die Raubtiere mit der Hand aufgezogen wurden, konnte die Tierpflegerin so mit ihren Wölfen gemeinsam heulen. Das lockte viele Besucher an. Doch jetzt ist die letzte Tundrawölfin des Rudels verstorben.
Das gemeinsame Heulen gehört nun der Vergangenheit an. In den letzten 20 Jahren hat Marion Ebel mit sechs Tundrawölfen für Besucher des Wildparks geheult. Als Wolfsziehmutter hat sie den Raubtieren antrainiert auf ihre Stimme zu reagieren.
Marion Ebel, Tierpflegerin
„Wölfe heulen zu verschiedenen Zeiten und sie heulen auch in verschiedener Funktion. Es gibt ein Solo-Heulen, ein Duett-Heulen, ein gemeinsames Chor-Heulen, ein Revier-Heulen. Es gibt ganz verschiedene Möglichkeiten, um zu heulen. Sie machen es immer gerne. Das gemeinsame Chor-Heulen – was wir gemacht haben – , das bringt eben die Gruppe zusammen und sagt: ‚Wir gehören zusammen, wir ziehen alle an einem Strang‘ und das baut eine gute Verbindung auf und sorgt für eine gute Stimmung.“
2004 kümmert sich Marion Ebel um ihre ersten drei Tundrawölfe. Sie müssen mit der Flasche großgezogen werden. Und so kommt es dass eine enge Bindung zwischen den Tieren und ihrer Pflegerin entsteht. 2011 kommen drei weitere Handaufzuchten dazu. Jetzt ist die letzte Wölfin gestorben. Damit enden auch die Wolfsheul-Events in der alten Fasanerie.
Marion Ebel, Tierpflegerin
„Das waren 20 Jahre und wenn sie da immer mit dem Wolf zusammen waren, den streicheln konnten und den auch gerochen haben und dann wird ihnen auf einmal klar: Jetzt geht der letzte, da ist gar nix mehr. Da geht wirklich auch für mich was sehr schönes zu Ende. Das ist das Problem und sie wissen, das kommt jetzt auch nicht mehr wieder.“
Der Wildpark hat in diesem Jahr drei junge Tundrawölfe bekommen. Doch ihnen fehlt die Prägung auf Marion Ebel, weil sie in einem Wolfsrudel aufgewachsen sind. Engen Kontakt mit Menschen sind sie nicht gewohnt. Deshalb reagieren sie auch nicht auf die Stimme ihrer Tierpflegerin.
Marion Ebel, Tierpflegerin
„Das Heulen muss die richtige Frequenz haben und es muss natürlich die richtige Stimmlage sein und dann muss der Ton auch gut rauskommen, man muss ein lautes Organ haben und dann müssen aber auch die Wölfe in Stimmung sein und das macht mit nicht-handaufgezogenen Wölfen keinen Spaß, weil keiner einstimmt. Schöner ist es, wenn Sie Handaufzuchten haben, Sie fangen an zu heulen und Sie wissen, die warten nur drauf und stimmen dann gleich mit ein.“